
Pastor Christoph Römhild
Fünf Freitagsfragen zu innovativen Online-Projekten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Gesprächspartner ist Pastor Christoph Römhild. Seine Aufgaben: Das Projekt geistreich sowie eine „Kirchen-App“, mit der Kirchen touristisch-missionarisch erschlossen werden sollen. Er studierte in Berlin, London (am jüdischen Leo-Baeck-College) und Hamburg. Der Theologe arbeitete in der Pflege, bei der Post und hauptberuflich als Programmierer. Fünf Jahre war er Gemeindepastor in Hamburg und ist nun seit vier Jahren im Kirchenamt der EKD.
Rogate-Frage: Herr Pastor Römhild, Sie gestalten im Kirchenamt der EKD für das Projekt „geistreich“. Was verbirgt sich dahinter, eine protestantische Online-Schwarm-Intelligenz oder die Freude an der Dokumentation?
Christoph Römhild: „Geistreich“ hebt die Schätze, die an so vielen Stellen in unserer Kirche, in Gemeinden und Gruppen vorhanden sind. Auf der Internetplattform tragen wir gute Ideen zusammen – insofern dient es der Dokumentation -, aber wir bieten auch die Möglichkeit, sich über diese Ideen und Projekte auszutauschen: Was hat funktioniert, was geht noch besser? Da kommt die Schwarm-Intelligenz ins Spiel. Geistreich ist gewissermaßen ein kirchliches Wikipedia mit Diskussionsfunktion. Als Web 2.0-Plattform bietet es viele Möglichkeiten zur Vernetzung. Sein volles Potenzial entfaltet es, wenn man sich als Nutzer registriert: Man kann eine Profilseite anlegen, Kontakte pflegen, sich private Nachrichten senden und eine Gruppe mit Diskussion und Dokumenten gründen – alles kostenlos und sicher. Man kann aber auch einfach nur stöbern und lesen – das machen immerhin inzwischen rund 40.000 Personen jeden Monat. Das freut nicht nur uns, sondern auch unsere Partner:
Das Projekt geistreich ist ein gemeinsames Projekt der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Fernuniversität in Hagen und des Instituts für Wissensmedien (Tübingen). Das Forschungsprojekt wurde für drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds finanziert. Nach dem planmäßigen Ende der Förderung hat T-Systems, eine Telekom-Tochter, das Sponsoring von geistreich übernommen. Neben Deutschland nutzt inzwischen auch die Schweizer Kirche geistreich intensiv.
Rogate-Frage: So manche Kirchengemeinde – trotz einiger Hauptamtlicher – wirkt müde und wenig einladend. Müsste es statt einer zentraler EKD-Ideenbörse nicht vielmehr Motivationskurse vor Ort geben?
Christoph Römhild: Ich glaube, das Bild der müden Kirchengemeinde ist häufig ein Klischee, das der Realität gar nicht entspricht. An ganz vielen Orten wird hervorragende Arbeit geleistet – und geistreich will dazu beitragen, dass wir alle das besser wahrnehmen. Geistreich ist dabei mehr als eine Ideenbörse, da die Projekte ja mit einer kompletten Anleitung und teilweise sogar Materialien dargestellt werden. Über die Autorin oder den Autor kann ich Rückfragen stellen und so in einen direkten Austausch treten, auch über meine Gemeinde- oder landeskirchlichen Grenzen hinweg.
Die EKD hat aber mit den Kompetenzzentren in der Tat auch so etwas wie exemplarische Fortbildungen oder „Motivationskurse“ vor Ort.
Darüber hinaus findet im Mai im Rheinland ein bundesweiter Kongress für die Pröpste, Superintendentinnen etc. statt, bei dem ebenfalls die Personen vor Ort erreicht werden sollen – erstmalig trifft sich die gesamte mittlere Ebene bundesweit zu einem Austausch.
Rogate-Frage: Sie haben viele Ideen für eine lebendige Gemeindearbeit in Volkskirche und Diaspora gesammelt. Welches Projekt hat Sie am meisten begeistert?
Christoph Römhild: Das ist jetzt völlig subjektiv, aber mich beeindrucken Ansätze, die komplett aus den eigenen Mauern herausgehen. Das ist in der Umsetzung anspruchsvoll, etwa ein Gottesdienst auf dem Flughafen zur Reisezeit im Sommer, ein Gottesdienst im Baumarkt für junge Familien oder auch Gespräche zum Glauben in einer Kneipe. Das finde ich großartig!
Aber mir gefallen natürlich auch technische Projekte, wenn etwa per Laserbeamer meterhohe Bibelworte an Häuserwände an belebten Straßen projiziert werden. Die Bibelworte wurden dabei live von den Bewohnern per SMS oder Internet ausgewählt.
Rogate-Frage: Aus der Onlinearbeit ist nun eine Buchreihe geworden. Trauen Sie dem Buch mehr zu oder warum nun eine „geistreich“-Printfassung?
Christoph Römhild: Wir sind von dem papierlosen Büro eben doch noch etwas entfernt. Nach dem „großen“ Geistreich-Buch (Verlag eva-Leipzig) beginnt nun eine neue Geistreich-Buchreihe im Gütersloher Verlagshaus.
Das große Geistreich-Buch macht durch Kurzvorstellungen der Projekte Lust auf mehr – unter jedem Projekt im Buch steht der QR-Code und die Projekt-Nummer, um direkt das Projekt im Netz ansteuern und mehr Informationen finden zu können. So sind Buch und Netz eng verwoben.
In der Geistreich-Buchreihe werden umgekehrt Projekte in Tiefenbohrung breiter dargestellt, als dies auf geistreich möglich wäre. Beides ist also eine gute Ergänzung zum Web-Portal. Insgesamt zeigen beiden Buchprojekte die crossmediale Leistungsfähigkeit von geistreich.
Rogate-Frage: Sie überblicken durch Ihre Arbeit das ganze Land. Welche Region ist am innovativsten und besonders „geistreich“?
Christoph Römhild: Das kann ich so pauschal gar nicht sagen. Ich finde es am beeindruckendsten, dass nicht „von der Stange“ gearbeitet wird, sondern die Aktiven sich sehr genau auf den Kontext vor Ort einstellen. Sei es auf dem Land durch Gottesdienste für Wenige oder ein kirchliches Dorflädchen, sei es in kleineren Städten durch eine Nachbarschaftshilfe, sei es in der Großstadt durch christliche Stadtführungen.
Besonders freut es mich, dass wir zunehmend auch ökumenische, katholische und freikirchliche Projekte haben. Im Zuge der Europäisierung von geistreich haben wir auch schöne Projekte aus der Schweiz und auch aus Österreich.
Seien Sie herzlich eingeladen, sich bei geistreich zu beteiligen!
Rogate: Herzlichen Dank, Herr Pastor Römhild, und Gottes Segen für die weitere Arbeit für den Glauben und die Kirche.
Das Geistreich-Portal finden Sie hier.
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Herzlich willkommen zu unseren nächsten Andachten und Gottesdiensten. Den Monatsplan Mai 2014 finden Sie hier. Unsere geplanten Termine in der gastgebenen Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg, Lageplan, bzw. auf dem Neuen-Zwölf-Apostel-Kirchhof:
- Donnerstag, 1. Mai 14|19:30 Uhr, EUCHARISTIEFEIER am Tag der Arbeit
- Dienstag, 6. Mai 14|19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet
- Donnerstag, 8. Mai 14|19:30 Uhr, KOMPLET, das Nachtgebet
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