Fünf Fragen an: Renke Brahms, Friedensbeauftragter der EKD

Friedensbeauftragter Renke BrahmsFünf Freitagsfragen an Renke Brahms, Friedensbeauftragter des Rates der EKD, über den Zusammenhang von Frieden, Gerechtigkeit & Recht, den Vorrang des Zivilen und die Stärkung gewaltfreier Konfliktbearbeitung.

Pastor Brahms ist Leitender Geistlicher der Bremischen Evangelischen Kirche. Nach dem Theologiestudium in Münster, Tübingen und Göttingen war er 16 Jahre Gemeindepastor der Melanchthon-Gemeinde in Bremen. Es folgten sieben Jahre Tätigkeit als Religionspädagoge für die Kindertageseinrichtungen der Bremischen Kirche. Seit 2007 ist Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche und seit 2008 Friedensbeauftragter der EKD.

Rogate-Frage: Herr Pastor Brahms, Sie sind Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Was macht man mit so einer Beauftragung?

Renke Brahms: Als Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche sitze ich einer Konferenz für Friedensarbeit vor, in der Vertreterinnen und Vertreter der Landeskirchen und Institutionen wie z.B. Brot für die Welt, die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr, die Evangelischen Akademien und die Forschungsstätte der Evangelischen Studienstiftung zusammen arbeiten und sich für den Frieden engagieren. Ich berate den Rat der EKD und spreche gelegentlich für den Rat in aktuellen Fragen des Friedens.

Rogate-Frage: Geht Ihre Arbeit Hand in Hand mit der Militärseelsorge oder ist der Friedensbegriff der EKD breiter aufgestellt?

Renke Brahms: Der Leitgedanke der evangelischen Friedensarbeit ist der „Gerechte Frieden“, wie er in der Denkschrift des Rates der EKD 2007 unter dem Titel „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“ formuliert wurde. Dabei geht es um ein breites Verständnis des Friedens im Sinne des biblischen Schaloms, um den Zusammenhang von Frieden, Gerechtigkeit und Recht, den Vorrang des Zivilen und die Stärkung gewaltfreier Konfliktbearbeitung. Die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr nimmt dabei ihren besonderen Auftrag in der Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten wahr – ebenfalls unter dem Leitgedanken des gerechten Friedens.

Rogate-Frage: Um den Frieden in der Welt ist es nicht gut bestellt. Manche Menschen fürchten einen neuen kalten Krieg zwischen Ost und West durch den Konflikt um die Ukraine. Mit welcher Brille schauen Sie auf die Konfliktherde unserer Tage?

Renke Brahms: In der Tat beobachten wir eine Vielzahl von Konflikten und Kriegen. Heute sind es dabei nicht mehr die Konflikte zwischen einzelnen Staaten, sondern Konflikte in zerbrechenden Staaten. Das ist auch in der Ukraine zu beobachten. Alle Erfahrungen aus den vergangenen Jahren und den internationalen Einsätzen in solchen Staaten zeigen uns, dass es keine militärische Lösung dieser Konflikte gibt. Deshalb muss mehr Wert auf frühzeitige Prävention und zivile, politische und diplomatische Lösungen gesetzt werden. Die Voraussetzung für einen nachhaltigen Frieden ist die Bekämpfung der Ursachen wie Armut und mangelnde Regierungsfähigkeit. Als eine der großen Weltreligionen haben wir als Christenmenschen dabei auch einen besonderen Auftrag im interreligiösen Dialog und Verständnis.

Rogate-Frage: Neueste Zahlen zeigen, dass die Rüstungsausgaben insgesamt weltweit gestiegen sind. Manche deutsche Firma profitiert davon. Die Politik spricht gern von Arbeitsplätzen, die so erhalten werden. Wie entschieden zeigt sich die evangelische Kirche in diesem Feld?

Renke Brahms: Die neueren Zahlen sagen, dass die weltweiten Ausgaben für Rüstung eher zurückgehen, aber einige Regionen wie zum Beispiel Asien enorm aufrüsten. Deutschland ist der drittgrößte Exporteur von Rüstungsgütern. Das ist für ein Land, dass zwei Weltkriege und eine friedliche Revolution erlebt hat, ein Armutszeugnis für den Frieden. Die evangelische Kirche engagiert sich bei diesem Thema unter anderem zusammen mit der katholischen Kirche durch einen sehr anerkannten Rüstungsexportbericht der Gemeinsamen Konferenz für Kirche und Entwicklung. Einige kirchliche Organisationen engagieren sich auch in der Aktion Aufschrei, die einen drastische Reduzierung oder auch einen Stopp der deutschen Rüstungsexporte fordert. Es sind nicht mehr sehr viele Arbeitsplätze, die in Deutschland von der Rüstungsindustrie abhängig sind. Dennoch steht hinter jedem Arbeitsplatz ein Mensch oder eine Familie. Deshalb ist die Umwandlung, die Konversion, der Rüstungsindustrie ein wichtiger Aspekt dieser Debatte.

Rogate-Frage: Wie lautet Ihr Lieblingsfriedensgebet?

Renke Brahms: Ich singe gerne: Verleih uns Frieden gnädiglich… Darin wird deutlich, dass uns der Frieden geschenkt wird. Aus diesem Geschenk heraus können wir uns dann auch für den Frieden einsetzen.

Rogate: Vielen Dank!

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Weitere “Fünf Fragen” – und Antworten – find Sie hier:

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