Fünf Fragen an: Schwester Kerstin-Marie OP, Berufungspastoral der Orden

Fünf Freitagsfragen an Sr. Kerstin-Marie Berretz OP, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Berufungspastoral der Orden, über die eigene Berufung, die Geschichte vom „Tag des offenen Klosters 2014“ und eine ökumenische Perspektive. Ein Beitrag zum Jahr der Orden.

Sr.Kerstin-MarieSr. Kerstin-Marie Berretz OP stammt aus Nordrhein-Westfalen, wo sie nach Stationen in Rheinland-Pfalz und der Schweiz wieder in einem Konvent der Arenberger Dominikanerinnen in Oberhausen lebt. Sie studierte in Bochum und München katholische Theologie und machte im Bistum Trier die Ausbildung zur Pastoralreferentin. Von dort aus trat sie 2008 in die Gemeinschaft der Arenberger Dominikanerinnen ein, deren Mutterhaus in Koblenz ist.

Sr. Kerstin-Marie brennt für die alles rund um das Thema „Berufung“ und hat eine Ausbildung in Berufungscoaching WaVe® gemacht. Außerdem arbeitet sie beim Bistum Essen in der Diözesanstelle für Berufungspastoral und ist im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Berufungspastoral der Orden, einer AG der Deutschen Ordensobernkonferenz.

Rogate-Frage: Schwester Kerstin-Marie, im Mai 2014 haben Sie am bundesweiten „Tag der offenen Klöster“ mitgewirkt. Wie kam es zu dem Projekt und wie ist es auch zahlenmäßig gelaufen?

Sr. Kerstin-Marie: Die Initiative zu diesem Projekt ging von der Jahreskonferenz der Arbeitsgemeinschaft Berufungspastoral der Orden (AGBO) im Jahr 2012 aus. Einige Schwestern und Brüder hatten bereits gute Erfahrungen mit lokalen Tagen der offenen Klöster gemacht und brachten die Idee zu einem bundesweiten Tag der offenen Klöster ein. Schlussendlich beteiligten sich am 10. Mai letzten Jahres 354 Klöster, die Mitglieder der Deutschen Ordensobernkonferenz sind. Daneben öffneten auch andere Klöster und Gemeinschaften ihre Türen, die jedoch nicht von uns erfasst wurden.

Rogate-Frage: Welche Rückmeldungen haben Sie erhalten, wie es an den verschiedenen Orten gelaufen ist? Haben sich die Erwartungen erfüllt?

Sr. Kerstin-Marie: Bis auf ein oder zwei Stimmen waren die Rückmeldungen durchweg positiv. Für alle Beteiligten war es ein besonderer Tag, egal, ob an einem Ort drei oder 300 Gäste waren. Es war wohl überall eine besondere Energie und Stimmung spürbar, so dass sich die Erwartungen erfüllt haben.

Rogate-Frage: Wie viele geistlich betriebene Klöster gibt es derzeit in Deutschland beziehungsweise wie viele Orden werden von der Ordensoberen-Konferenz vertreten? Von welchen Zahlen gehen Sie bei Ordensangehörigen, auch geschätzt, aus?

Sr. Kerstin-Marie: Zur Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) gehören 430 Obere, die ungefähr 22.800 Ordensfrauen und -männer vertreten. Diese leben in ca. 2000 Niederlassungen jeglicher Art. Genauere Informationen findet man unter orden.de.

Rogate-Frage: Warum sind Sie selbst Ordensschwester geworden? Welche Erfahrungen machen Sie mit Ihrer Berufung?

Sr. Kerstin-Marie: Ich bin Ordensfrau geworden, weil es für mich die beste Antwort auf den liebenden Ruf Gottes ist, den ich immer deutlicher verspürt habe. Als Schwester kann ich immer mehr die werden, die ich eigentlich bin. Ich glaube, dass das Leben als Dominikanerin genau meine Berufung ist und für mich Leben in Fülle bedeutet. Natürlich gehören auch Durststrecken dazu und Zeiten, in denen nicht alles rosig ist. Aber kein Leben ist ja immer nur schön und da ich merke, dass meine Grundstimmung gut ist, bin ich davon überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein.

Da ich immer im Habit gehe und so als Schwester erkennbar bin, gibt es immer wieder interessante Begegnungen. Besonders hier im Ruhrgebiet, wo ich lebe und arbeite, nehmen die Menschen kein Blatt vor den Mund. Aber es gibt auch ein stilles Lächeln in der S-Bahn. Ich weiß, dass ich anders wahrgenommen werde, als wenn ich „in zivil“ unterwegs wäre, aber für mich ist der Satz aus dem 1. Petrusbrief wichtig: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ (1 Petr 3,15)

Rogate-Frage: Die Initiatoren des „Tags des offenen Klosters“ haben eher römisch-katholische Einrichtungen im Blick gehabt. Die ökumenischen und evangelischen Klöster waren nicht mitgedacht oder eingeladen. Wie sieht die Zukunft aus? Wird es weitere offene Tage bundesweit geben? Werden diese auch ökumenisch begangen?

Sr. Kerstin-Marie: Als eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ordensobernkonferenz haben wir bei den Vorbereitungen in erster Linie die Mitgliedsgemeinschaften im Blick gehabt. Im November 2013 hat dann die Generalsekretärin die evangelische „Parallelorganisation“ eingeladen, sich anzuschließen. Die evangelischen Schwestern und Brüder sahen den Zeitplan jedoch als zu eng an, um sich noch zu beteiligen und haben sich deswegen für dieses Mal dagegen entschieden. Von daher können wir von unserer Seite aus nicht sagen, dass die ökumenischen und evangelischen Klöster nicht mitgedacht oder mit eingeladen waren.

Es wird in der Zukunft sicher wieder einen bundesweiten Tag der offenen Klöster geben, allerdings steht derzeit noch nicht ganz genau fest, wann es der Fall sein wird. Aus den Erfahrungen wird es dann sicher auch eine frühere Kontaktaufnahme mit den evangelischen Schwestern und Brüdern geben. Ob es dann einen gemeinsamen bundesweiten Tag der offenen Klöster liegt, wird sich dann zeigen.

Rogate: Vielen Dank, Schwester Kerstin-Marie, für das Gespräch!

Weitere Informationen finden Sie hier: orden.de.

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg, Lageplan:

  • Dienstag, 3. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 10. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 17. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Donnerstag, 19. Februar 2015 | 20:30 Uhr, Komplet in der Kapelle der Kirche mit Austeilung des Aschekreuzes zu Beginn der Passionszeit.
  • Unseren Februar-Plan finden Sie hier.

Fünf Fragen an: Dr. Jürgen Kaiser, Pfarrer der Französischen Kirche zu Berlin

Fünf Freitagsfragen an Pfarrer Dr. Jürgen Kaiser, Französische Kirche zu Berlin, über die Freiheit der Kunst nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo, Provokationen zum Bekenntnis und was wir Muslimen nicht sagen sollten.

Pfarrer Dr. Jürgen Kaiser (Bild: Friedrichstadtkirche)

Jürgen Kaiser: 1963 geboren in Saarbrücken, aufgewachsen im saarländischen St. Ingbert. Studium der Ev. Theologie in Erlangen, Heidelberg und Bern. Promotion in Heidelberg mit einer Arbeit über die Deutungen des Sabbats in der Reformationszeit. Von 1996 bis 2003 Pfarrer in Germersheim am Rhein (Ev. Kirche der Pfalz), seit 2003 Pfarrer der Französischen Kirche zu Berlin (Hugenottengemeinde).

Rogate-Frage: Herr Pfarrer Kaiser, nach den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris haben Sie in einer Predigt darüber nachgedacht, ob man sich über Religion lustig machen darf. Sie gaben eine positive Antwort. Warum?

Jürgen Kaiser: Die Formulierung, dass man sich über Religion lustig machen darf, habe ich so in der Predigt nicht gewählt und würde es auch so nicht ausdrücken, weil es ja fast wie eine Aufforderung klingt. Es gibt aber gute Gründe dafür, dass Christen auf Spott anders reagieren sollten als mit Abwehr. Zum einen war Christus selbst Hohn und Spott ausgesetzt und hat es erduldet. Dass Christen, wenn sie verhöhnt und bespottet werden, es ebenso erdulden, ist eine Dimension der Nachfolge. Ich meine, dass das auch den Fall einschließt, dass der verhöhnt wird, der uns heilig ist, nämlich Christus selbst. Etwas zu erdulden, heißt aber nicht, gar nicht zu reagieren und zu verstummen. Vielmehr sind Spott und Schmähungen ein Anlass zu fragen, warum einen eine bestimmt Äußerung oder Darstellung verletzt und sich damit bewusst zu machen, warum einem dies oder jenes heilig ist. Wir brauchen Anlässe, unsere Glauben zu verbalisieren, also Provokationen zum Bekenntnis. Außerdem kann man nicht leugnen, dass wir immer auch in der Gefahr stehen, komisch zu werden oder heuchlerisch. Spötter, Satiriker, Karikaturisten decken das auf.

Rogate-Frage: Darf die Kunst alles?

Jürgen Kaiser: Theoretisch ja, faktisch nein. Tatsächlich gibt es Tabuthemen auch für die Kunst. In Deutschland sind es die sensiblen Themen, die mit unserer besonderen Vergangenheit zu tun haben. So verbietet sich etwa jeder künstlerische Ausdruck, der als antisemitisch gedeutet werden könnte. Religiöse Tabus dagegen scheint es kaum mehr zu geben. Mir widerstrebt es, die künstlerische Freiheit einzuschränken. Allerdings müsste öfter mal die Frage gestellt werden, ob denn alles Kunst ist, was vorgibt, Kunst zu sein. Nicht jede Provokation, nicht jede Geschmacklosigkeit darf sich hinter dem Etikett Kunst verstecken.

Rogate-Frage: Brauchen gläubige Menschen den staatlichen Schutz vor vermuteter Gotteslästerung in der Kunst und Kultur? Warum?

Jürgen Kaiser: In Deutschland gibt es noch einen Blasphemieparagraphen. Gotteslästerung ist strafbar, wenn dadurch der öffentliche Friede bedroht wird. Das Pariser Attentat hat auch in der Kirche wieder eine ernsthafte Diskussion über diesen Paragraphen entfacht. Seine Befürworter sehen in ihm ein Symbol dafür, dass unser Staat ein grundsätzlich positives Verhältnis zur Religion hat und ihre Ausübung schützt. Allerdings geben auch die Befürworter zu, dass der Paragraph kaum mehr anwendbar ist. Außerdem wird die Kirche sich genau überlegen, mit Berufung auf diesen Paragraphen rechtlich gegen Äußerungen in Wort oder Bild vorzugehen. Sie könnte sich den Ruf der Humorlosigkeit, Intoleranz und Kleingeistigkeit einhandeln. Ich meine, wem eine Äußerung nicht passt, soll sich selbst kritisch und begründet damit auseinandersetzen, anstatt bei Verwaltungen und Gerichten Verbote zu erwirken. Nicht nur die Kritiker haben das Recht auf freie Meinungsäußerung, sondern auch Gläubige. Sie sollten mehr Gebrauch davon machen.

Rogate-Frage: Hat Gott Humor? Was, vermuten Sie, lässt ihn lachen?

Jürgen Kaiser: „Aber der im Himmel wohnt, lacht ihrer und der Herr spottet ihrer.“ (Psalm 2,4) Er lacht über die Herren der Welt, über alle, die sich als Gott aufspielen. Humor ist ein Regulativ. Das Übergroße und Unerträgliche wird auf menschliches Maß reduziert und das allzu Kleine erhöht. Das Leben unter totalitären Regimen ist oft nur mit Humor auszuhalten. In der Nazizeit blühte der Witz ebenso wie in der DDR. Menschen, die sich übermäßig aufplustern und mit Angstmachen andere beherrschen, werden durch Witze klein gemacht und verlieren ihren Schrecken. Monotheistische Religionen sind in gewisser Weise auch totalitäre Regime, indem sie Anspruch auf den ganzen Menschen und sein ganzes Leben erheben. Deshalb ist Humor gerade für religiöse Menschen unabdingbar. Die Juden sind Meister des religiösen Witzes, er ist im Grunde Teil der jüdischen Spiritualität. Und natürlich ist Gott ihr Lehrmeister. Schon die Erzählung vom Turmbau zu Babel zeigt Humor, denn offenbar war der Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reichen sollte, so mickrig, dass Gott runterkommen musste, um ihn zu sehen (1. Mose 11,5). Das Lachen über die, die sich selbst erhöhen, durchzieht die hebräische Bibel, als Beispiele sei an die Erzählung von David und Goliath, die Esthergeschichte, die Satire über die Götzenmacher (Jesaja 44) erinnert.

Das Neue Testament scheint humorloser. Tatsächlich aber ist die Idee Gottes, Mensch zu werden, eine Offenbarung seines Humors: ein Gott, der sich selbst klein, menschlich und sterblich macht. Die Leute fanden das damals allerdings nicht witzig. Sie reagierten todernst. Gott hat es am Ende gewendet und der Humorlosigkeit den Garaus gemacht. Das Osterlachen ist der Beginn des christlichen Glaubens.

Rogate-Frage: Was können wir Christen zur Versöhnung in den Konflikten unserer Tage beitragen?

Jürgen Kaiser: Wir können von den Juden den Humor lernen und das Gelernte an die Muslime weitergeben – ohne zu verraten, dass wir es von den Juden haben, denn da verstehen die keinen Spaß.

Rogate: Vielen Dank, Herr Pfarrer Kaiser, für das Gespräch!

Mehr über die Französische Kirche zu Berlin finden Sie hier: franzoesische-kirche.de

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenen Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg, Lageplan:

  • Dienstag, 27. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 3. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 10. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 17. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Donnerstag, 19. Februar 2015 | 20:30 Uhr, Komplet in der Kapelle der Kirche mit Austeilung des Aschekreuzes zu Beginn der Passionszeit.
  • Unseren Aushang mit den Gottesdienstterminen im Januar finden Sie hier.

Fünf Fragen an: Manfred Stolpe, Bundesminister und Ministerpräsident a.D.

Fünf Freitagsfragen an Dr. h.c. Manfred Stolpe, Bundesminister a.D. und Ministerpräsident a.D., über öffentlich wirkenden Glauben, die Bergpredigt und die Feindesliebe.

Manfred StolpeManfred Stolpe wurde am 16. Mai 1936 in Stettin geboren. Nach dem Jura-Studium in Jena war er von 1959 bis 1969 bei der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg tätig, wo er seit 1962 Leiter der Geschäftsstelle der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR war. Von 1969 bis 1981 leitete er das Sekretariat des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, von 1982 bis 1990 war er als Konsistorialpräsident der Ostregion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg tätig und war stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. Manfred Stolpe ist seit Juli 1990 Mitglied der SPD und wurde im selben Jahr Ministerpräsident des Landes Brandenburg, von dessen Amt er 2002 zurücktrat. In der Folge, von 2002 bis 2005, war er Bundesminister für Verkehr, Bau und Wohnungswesen sowie Beauftragter der Regierung für die neuen Bundesländer. Er besitzt die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald, der Theologischen Fakultät der Universität Zürich, der wissenschaftlichen Fakultät der Universität Stettin und der Toyoda-Universität Tokio.

Rogate-Frage: Herr Stolpe, im Bundestagswahlkampf hat eine kleine Partei plakatiert: „Glaube ist Privatsache“. Auch SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz hat im Europawahlkampf das Abhängen von religiösen Symbolen aus öffentlichen Gebäuden wieder ins Gespräch gebracht. Wie öffentlich oder wie privat ist der Glaube an Gott?

Manfred Stolpe: Der Glaube wird privat getragen, aber er muss öffentlich wirken können.

Rogate-Frage: Geht ein Christ anders an politische Fragen heran? Welche Konsequenzen hat der christliche Glaube für Politiker in Deutschland heute? 

Manfred Stolpe: Für mein Verständnis sind Glaube und politisches Handeln nicht zu trennen. Ein christlicher Politiker sollte bei seinem Handeln die Bergpredigt nicht außer Acht lassen. Ich bedauere, dass viele Politiker dies anders sehen.

Rogate-Frage: Die Vergebung soll für Christen eine wichtige Übung sein. Sie haben als Christ viele Erfahrungen in der DDR gemacht, die sicher andere Herausforderungen bedeuteten. Konnten Sie damals Ihre Feinde lieben? Wie gingen Sie mit Christi Gebot der Feindesliebe in der Theorie und Praxis um?

Manfred Stolpe: Ich habe mich bemüht, in den Menschen die mir als Feinde gegenüberstanden, zuallererst den Mitmenschen, das Geschöpf Gottes zu sehen und zu respektieren. So verstehe ich Feindesliebe, die keinen Hass aufkommen lassen durfte, damals und heute.

Rogate-Frage: Wie gestaltet sich das Glaubensleben eines Ministerpräsidenten in der Praxis? Andachten in der der Staatskanzlei oder eine Kapelle wird es nicht gegeben haben. Beten Sie heute mehr?

Manfred Stolpe: Gott sei Dank, habe ich es durchhalten können, keinen Tag ohne Gebet und Meditation – in der Regel morgens – zu leben. Das gilt in jedem Gesellschaftssystem.

Rogate-Frage: Was ist für Sie „evangelisch“? Was macht den evangelischen Glauben aus?

Manfred Stolpe: Mein evangelischer Glaube erfreut sich der Toleranz, des gleichberechtigten, nicht hierarchisch geordneten Zusammenlebens in der Gemeinde.

Rogate: Vielen Dank, Herr Stolpe, für das Gespräch!

Mehr von Manfred Stolpe finden Sie hier: manfred-stolpe.de

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenen Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg, Lageplan:

  • Dienstag, 20. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 27. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 3. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 3. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.

 

Fünf Fragen an: Frank Henkel, Senator für Inneres und Sport, Berlin

Fünf Freitagsfragen an Frank Henkel, Senator, über seine Spiritualität, seine Sicht auf das Kirchenasyl und die Bedeutung des „C“ im Namen seiner Partei.

Frank Henkel (Bildrechte: Tobias Schulte)Frank Henkel wurde am 16. November 1963 in Berlin geboren. Seit Dezember 2011 ist er Senator für Inneres und Sport und Bürgermeister von Berlin. Henkel ist zudem Landesvorsitzender der Hauptstadt-CDU und Vater eines zweijährigen Sohnes.

Rogate-Frage: Herr Senator Henkel, wie ist Ihr Verhältnis zur Kirche? Was schätzen Sie an Ihr?

Frank Henkel: Ich bin überzeugter katholischer Christ und verfolge die Entwicklungen und das Leben meiner Kirche mit großem Interesse. Nicht zuletzt durch den jetzigen Papst nehme ich eine Aufbruchsstimmung wahr, die deutlich macht, dass die Kirche Teil der Welt und kein weltfernes Konstrukt ist. Wenn es mir möglich ist, versuche ich, Gottesdienste zu besuchen. Das ist mir wichtig. Ich freue mich für jede und jeden, die einen solchen Anker haben – unabhängig von der Frage, ob oder welcher Kirche sie angehören.

Rogate-Frage: Zur Gesundheit gehört nach der WHO-Definition die Spiritualität. Wie würden Sie Ihre eigene persönliche Form beschreiben?

Frank Henkel: Ich versuche, so gut es geht auf mich zu achten. Als Politiker hat man es dabei nicht ganz so einfach. Ich habe einen sehr vollen Terminkalender und esse oft unregelmäßig. Vieles ist fremdbestimmt. Meine knapp bemessene Freizeit gehört der Familie. Ich bin Vater eines zweijährigen Sohnes und verbringe so viel Zeit wie nur möglich mit ihm. Wichtig ist ein angemessener Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben, der auch nicht immer gelingt. Ich schätze auch die Augenblicke, in denen ich allein bin und dann Zeit zum Nachdenken finde. In diesen Momenten versuche ich zur Ruhe zu kommen und auch mental aufzutanken.

Rogate-Frage: Wie erleben Sie kirchliches Engagement in Berlin und wo kommen Sie als Politiker damit in Berührung?

Frank Henkel: Die Berührungsmöglichkeiten mit Religionsgemeinschaften in unserer Stadt sind für mich vielfältig. Bei vielen Terminen und Begegnungen habe ich Kontakt zu den verschiedenen christlichen Kirchen, der jüdischen Gemeinde und Muslimen. Die katholische und evangelische Kirche erlebe ich sehr engagiert, etwa in sozial-caritativen Fragen. Ich denke auch an Krankenhäuser und Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft. Die konfessionellen Schulen gehören für mich und meine Partei unverzichtbar zum Bildungsangebot in unserer Stadt.

Rogate-Frage: Das Kirchenasyl hat eine lange Tradition und Bedeutung auch in unserer Zeit. Was denken Sie als Innensenator über diese besondere Form der Zuflucht?

Frank Henkel: Es stimmt, dass das Kirchenasyl eine lange Tradition hat und vor Willkür schützen soll. So konnten sich etwa Frauen vor Zwangsverheiratung schützen. In Deutschland wird das Kirchenasyl derzeit gelegentlich im Zusammenhang mit Flüchtlingen thematisiert. Der entscheidende Unterschied zu früheren Zeiten liegt darin, dass die Ausländerbehörden keine willkürlichen Entscheidungen treffen, sondern rechtlich begründete, gegen die wiederum der Rechtsweg offensteht. Es ist beileibe nicht so, dass ein Asylbewerber hilf- und rechtlos ein Verfahren über sich ergehen lassen muss. Hinzu kommt, dass über Härtefälle im Asylrecht auch eine besondere Kommission entscheidet. Ich denke also, dass die Instrumente abseits des Kirchenasyls ausreichend sind.

Rogate-Frage: Im vergangenen Europa-Wahlkampf sagte wieder mancher Kandidat: „Religion ist Privatsache“. Wie stehen Sie als Mitglied einer Partei mit dem „C“ im Namen zu dieser Aussage?

Frank Henkel: Der Glaube kann Maß und Richtschnur politischen Handelns sein. Ich verstehe das so, dass ich als Christ in dieser Welt stehe und in meinen politischen Ämtern für sie Verantwortung trage. Bei meiner Vereidigung zum Senator habe ich den Zusatz „so wahr mir Gott helfe“ verwandt. Ich habe meinen Glauben, aber auch ich bin mit meiner Gottsuche nicht am Ende. Papst Benedikt XVI hat auf die Frage, wie viele Wege es zu Gott gibt, geantwortet: so viele wie es Menschen gibt.

Rogate: Vielen Dank, Herr Senator Henkel, für das Gespräch!

Weitere Informationen: berlin.de

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg, Lageplan:

Zwischen dem 27. Dezember und dem 13. Januar 2015 halten wir eine gottesdienstliche Winterpause.

  • Dienstag, 13. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 20. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 27. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 3. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 10. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 17. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Unseren Aushang mit den Gottesdienstterminen im Januar finden Sie hier.

Fünf Fragen an: Thomas Kersten, Pastor in Nordhorn/Niedersachsen

Pfarrer Thomas Kersten

Pastor Thomas Kersten, Geistlicher in Nordhorn/Niedersachsen, über eine überkonfessionell genutzte Kirche im Dorf, gelingende Ökumene an der Basis und die Jahreslosung 2015.

Thomas Kersten stammt aus Niedersachsen und wuchs in Altenau im Harz auf. Sein Theologiestudium führte ihn nach Bethel und Göttingen. Nach einem Auslandsvikariat leitete er vn 1999 – 2004 eine zweisprachige Gemeinde in Kelowna, British Columbia/Kanada. Seit 2005 ist Thomas Kersten Pastor der Evangelisch-Lutherische Christus- und Kreuz-Kirchengemeinde Nordhorn in der Grafschaft Bentheim. Er engagiert sich für den ökumenischen Dialog und für ein neu gegründetes Evangelisches Gymnasium vor Ort.

Rogate-Frage: Herr Pfarrer Kersten, zu Ihrem Gemeindebezirk gehört die von drei Konfessionen genutzte Michaeliskirche. Wie ist es zu dieser ökumenischen Form gekommen?

Thomas Kersten: Im Jahr 2008 hat mich mein römisch-katholischer Kollge darüber informiert, dass die Filialkirche Sankt Ludgerus aufgrund der erheblichen Kosten und einer dünner werdenden Personaldecke geschlossen werden soll. Damit Gottesdienste und ein Gemeindeleben in Klausheide weiter stattfinden können, haben wir Lutheraner gemeinsam mit den Reformierten ein Signal zur Kooperation gegeben. Für alle drei Konfessionen war klar, dass die Kirche im Dorf bleiben muss.

Rogate-Frage: Welche Verabredungen haben Sie mit den beteiligten Kirchen getroffen, um das Miteinander zu organisieren und allen Interessen gerecht zu werden?

Thomas Kersten: Ganz pragmatisch wurde im Jahr 2009 eine Nutzungsvereinbarung geschlossen. Diese Vereinbarung regelt, dass die Gottesdienste der drei Gemeinden im Wechsel gefeiert werden. An jedem 4. Sonntag im Monat gibt es einen gemeinsamen Wortgottesdienst und im Anschluss trifft sich die Gemeinde zu einem lockeren Austausch bei Kaffee und Tee. Auch das stärkt die Gemeinschaft und das Kennenlernen vor Ort.

Rogate-Frage: Was hat sich im Kirchenraum praktisch verändert? Eine reformierte Kanzel über römischen Tabernakel und lutherischem Altar? Werden die spezifischen Symbole und Zeichen der Konfessionen jeweils weggeräumt oder verhangen?

Thomas Kersten: Die Praxishilfe „Ökumenisch genutzte Kirchenräume“, herausgegeben von von der Konferenz der leitenden Geistlichen der evangelisch-lutherischen Kirchen, der evangelisch-reformierten Kirche und der römisch-katholischen Bistümer in Niedersachsen und Bremen, war wegweisend für unsere Praxis und für die Vvränderungen im Kirchenraum. So wurde zum Beispiel der Altar von der Wand gerückt und das Weihwasserbecken aus der abgerissenen Ludgeruskirche im Eingangsbereich installiert. Auch ein Kirchenfenster aus der katholischen Kirche wurde im Rahmen einer Kirchenrenovierung in den Gottesdienstraum integriert. Für die katholische Gemeinde hatte der Priester Handzettel nach dem Umzug in die „neue Kirche“ an seine Gemeindeglieder ausgelegt: „Zu bedenken bei einer Eucharistiefeier in einer evangelischen Kirche. … Da in der evangelischen Kirche die Eucharistie nicht aufbewahrt wird – es gibt keinen Tabernakel – , entfällt das Zeichen mit der Kniebeuge, die ja vor dem Leib Christi vollzogen wird. Statt dessen wird die Verehrung Christi am Kreuz durch eine Verneigung ausgedrückt. In den Bänken gibt es keine Möglichkeit zum Knien. So wird das Hochgebet stehend mitvollzogen. Statt der üblichen Kollektenkörbe, werden „Klingelbeutel“ benutzt.“
In den letzten Jahren hat sich das alles gut eingespielt und wir denken immer noch über ein Marienbild nach, das einen christologischen Bezug hat.

Rogate-Frage: Wie leben Sie vor Ort die Ökumene? Welche Veränderungen haben sich für die Gemeinden und die beteiligten Pfarrer ergeben?

Thomas Kersten: Wir beten mit- und füreinander. Im Dorf stehen die Gruppen und Kreise allen offen und es gibt viele Vernetzungen. Auch personell sind wir über die Konfessionsgrenzen hinweg gut aufgestellt. Die Küsterin ist römisch-katholisch, die Leiterin des Singkreise ist altreformiert. Gemeindefeste werden gemeinsam vorbereitet und gefeiert. Und im Advent gibt es die „Klausheider Adventsstille“, ein spezielles Andachtsangebot, welches die Konfessionen gemeinsam tragen und auch dazu in ihren Gemeindebriefen einladen.

Rogate-Frage: Warum sind Sie selbst Pfarrer geworden und was schätzen Sie an Ihren Aufgaben in der Gemeinde?

Thomas Kersten: Durch die Jugendarbeit bin ich in die Gemeinde hineingewachsen und konnte so eine Freude an Glaubensfragen entwickeln. Durch Menschen, die meine Gaben erkannt haben, bin ich ermutigt worden, dass Theologiestudium in Betracht zu ziehen. Damals war mir allerdings noch nicht klar, dass das Erlernen der drei alten Sprachen eine solche Qual sein wird. Gottesdienst und persönliches Gebet haben mich dann immer wieder getragen. Heute bin ich gerne Pfarrer und die seelsorgerliche Begleitung von Menschen an Wendepunkten in ihrem Leben ist mir eine Herzensangelegenheit.

Rogate-Frage: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob.“ (Brief an die Römer 15.7). Was sagt Ihnen dieses Bibelwort?

Thomas Kersten: Die Jahreslosung 2015 der Herrnhuter Brüdergemeinde! Als Christ begleiten mich die Losungen seit meinem 14. Lebensjahr. Das ist die eiserne Ration des Wortes Gottes für jeden Tag. Im Hinblick auf das Wort aus dem Römerbrief denke ich an den viel beschäftigten Familienvater, der sich trotz knapper Zeit um die Flüchtlingsfamilie in der Nachbarschaft kümmert. Mir fallen aber auch diejenigen ein, die sich um eine junge Witwe in der Straße kümmern, ihr regelmäßiges Mittagessen bringen und sie zu trösten versuchen. Wenn ich mich von Christus bedingungslos angenommen weiß, kann ich auch einem anderen Menschen dienen mit den Gaben, die Gott mir anvertraut hat. Das ist gar nicht so schwer und macht einen gewaltigen Unterschied im Leben aus.

Rogate: Herr Pfarrer Kersten, vielen Dank für das Gespräch!

Mehr über die Michaeliskirche Nordhorn erfahren Sie hier: Michaeliskirche.

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg, Lageplan:

  • Zwischen dem 27. Dezember 2014 und dem 13. Januar 2015 halten wir eine gottesdienstliche Winterpause.
  • Dienstag, 13. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 20. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 27. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 3. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 10. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 17. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Den Monatsplan Januar finden Sie hier.

Gottesdienst: Willkommen im Rogate-Kloster im Januar 2015

Wir wünschen ein gesegnetes, neues Jahr 2015!

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ (Römerbrief 15,7)

Die Kapelle in der Zwölf-Apostel-Kirche

Willkommen zu unseren Gottesdiensten in der gastgebenden Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg, Lageplan:

  • Jeweils am Dienstags ab dem 13.1. feiern wir um 19:00 Uhr eine Vesper (in der Ordnung des Ev. Gesangbuchs Nr. 785).
  • Unseren Aushang mit den Gottesdienst-Terminen im Januar finden Sie hier. Bis zum 13. Januar 2015 halten wir eine gottesdienstliche Winterpause.
  • Dienstag, 13. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 20. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 27. Januar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 3. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 10. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Dienstag, 17. Februar 15 | 19:00 Uhr, Vesper, in der Kapelle der Kirche.
  • Donnerstag, 19. Februar 2015 | 20:30 Uhr, Komplet in der Kapelle der Kirche mit Austeilung des Aschekreuzes zu Beginn der Passionszeit.
  • Dienstag, 24. Februar 15 | 19:00 Uhr, Eucharistie, in der Kapelle der Kirche.