Fünf Freitagsfragen an Michael Birkner, Geschäftsführer St. Benno-Verlag Leipzig, über die Herausgabe einer Kirchenzeitung aus pastoralen Gründen, die Auflagenentwicklung in Berlin und ein Printprodukt als adäquates Kommunikationsmittel zur Beheimatung in der Ortskirche.
Gesprächspartner: Michael Birkner, Jahrgang 1963, Ausbildung zum Verlagskaufmann. Ab Mai 1984 Mitarbeiter in der Vertriebsabteilung des St. Benno Verlages, ab Juni 1987 war er Assistent der Geschäftsführung. Im April 1992 wurde er Prokurist. 1992 erfolgte schließlich die Berufung zum Geschäftsführer des Leipziger Verlages. Der Verlag produziert die Kirchenzeitung „TAG DES HERRN“.
Rogate-Frage: Herr Birkner, angesichts der intensiven Nutzung elektronischer Medien und von bundesweit steigenden Kirchen-Austrittszahlen, lohnt sich für den St. Benno-Verlag die Herausgabe einer gedruckten Kirchenzeitung noch?
Michael Birkner: Die Frage stellt sich für uns so nicht. Der St. Benno-Verlag ist ein Unternehmen, welches sich zu 100 Prozent im Besitz der Diözesen Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg befindet. Zu unserer Aufgabenstellung gehört die Veröffentlichung der Kirchenzeitung „Tag des Herrn“. Eine Kirchenzeitung ist für den herausgebenden Verlag und für die Herausgeber kein wirtschaftliches Investment, welches ergebnisorientiert betrieben wird, sondern erfolgt grundsätzlich aus pastoralen Gründen. Im Gegensatz zur Kirchenzeitung „Tag des Herrn“ unterstützen genau aus diesem Grund zahlreiche andere Diözesen ihre Kirchenzeitungen mit teils erheblichen Zuschüssen. Der St. Benno-Verlag stellt seine Herausgeber von Zuschüssen für die Kirchenzeitung frei. Solange die Herausgeber davon überzeugt sind, dass eine Kirchenzeitung eines der zur Verfügung stehenden Mittel für die innerkirchliche Kommunikation ist, wird von ihnen von dieser Option sicher auch Gebrauch gemacht.
Hinzu kommt, dass die Kirchenzeitung „Tag des Herrn“ für den St. Benno-Verlag einen Umsatzanteil von circa drei Prozent des Unternehmensumsatzes darstellt. Von daher sind wir auch wirtschaftlich auf die Kirchenzeitung „Tag des Herrn“ nicht angewiesen und können uns darauf konzentrieren, dass die gemeinsame Kirchenzeitung für die (Erz-)Diözesen Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg hier in der Region Ost in erster Linie ein geeignetes pastorales Kommunikationsmittel ist und kein wirtschaftlich relevantes Engagement.
Rogate-Frage: Was ist in Ihrer Zeitung in der Gestaltung redaktioneller Inhalte unverzichtbar? Papstbilder und -zitate? Bischofsworte?
Michael Birkner: Unverzichtbar in der Kirchenzeitung „Tag des Herrn“ sind weder Papstbilder, noch Papstzitate oder Bischofsworte. Unverzichtbar ist, die Interessen und Anliegen sowohl der Herausgeber als auch der Abonnenten zu bedienen. Das gelingt auf unterschiedliche Weise. Dazu gehört ein breites Themenspektrum, welches dienlich ist, um Hilfestellungen im Glaubensalltag hier in unserer Diasporasituation zu geben.
Rogate-Frage: Was ist das besondere an Ihrer Kirchenzeitung? Was schätzen Sie an ihr? Warum lohnt sich der Kauf oder das Abo aus Ihrer Sicht?
Michael Birkner: Ein Abonnement der Kirchenzeitung lohnt sich für diejenigen, die ihr Glaubensleben und ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche nicht als Privatangelegenheit verstehen, sondern sich einbringen wollen in das Leben der Gemeinde und der Kirche vor Ort. Besonders für die Beheimatung in der Ortskirche ist eine Kirchenzeitung ein adäquates Kommunikationsmittel, um über den Tellerrand des eigenen Pfarrei-Horizontes zu schauen und sich unabhängig von säkularen Medien eine Meinung zu bilden zu kirchlichen Themen, Angeboten und Aktivitäten.
Rogate-Frage: Wer liest den „Tag des Herrn“? Wie hat sich die Auflage entwickelt und welche Ziel streben Sie zahlenmässig an?
Michael Birkner: Der „Tag des Herrn“ hat derzeit circa 26.000 Abonnenten. Statistisch wird jedes Abonnement-Exemplar von 3,2 Lesern rezipiert. Sowohl im Verhältnis zu den Gottesdienst-Besucherzahlen als auch in Bezug auf die Katholikenzahlen in den Diözesen Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg nimmt der „Tag des Herrn“ damit einen Spitzenplatz im Vergleich zu allen anderen Kirchenzeitungen in Deutschland ein. Die Abonnement-Auflage der Kirchenzeitung „Tag des Herrn“ sinkt deutlich langsamer als die Katholikenzahlen in den genannten Diözesen. Somit steigt sogar die „Marktdurchdringung“. Für das Erzbistum Berlin gelten diese Kriterien allerdings nicht. Bekanntlich wechselte der Erzbischof von Berlin als Herausgeber erst zum 1. April 2014 zur Kirchenzeitung „Tag des Herrn“. In den vorangegangenen Jahren ist die Auflage der früheren Katholischen Sonntagszeitung für das Erzbistum Berlin aus verschiedenen Gründen massiv gesunken. Derartige Verluste werden wir auch nicht wettmachen können, da es sehr viel leichter ist, Abonnenten zu halten, als neu zu gewinnen. Allerdings gehen wir davon aus, dass es möglich wird, die jetzigen Auflagenzahlen im Wesentlichen zu stabilisieren.
Rogate-Frage: Wie (kirchen-)kritisch oder liberal darf eine römische-katholische Kirchenzeitung sein? Hat sich durch Papst Franziskus etwas verändert?
Michael Birkner: Die Aufgabe einer Kirchenzeitung besteht weder darin, kirchenkritisch zu sein, noch liberal, in der Annahme, dass mit diesen beiden Begrifflichkeiten tendenzielle Klischees verbunden werden. Eine Kirchenzeitung ist zur Meinungsbildung hilfreich und genau darin besteht auch ihre Möglichkeit, nicht übliche Erwartungen der einen oder anderen Fraktion zu bedienen, sondern so objektiv wie möglich zu informieren und dabei deutlich zu machen, dass es innerhalb der Katholischen Kirche sehr viel mehr Möglichkeiten für Vielfalt gibt, als von manchem Mitglied angenommen wird. Der „Tag des Herrn“ unterliegt hier auch keinen Vorgaben der Herausgeberdiözesen. Aber natürlich wissen wir, wo unser Platz ist, unabhängig vom jeweils aktuellen Pontifex. Und natürlich öffnet sich auch eine Kirchenzeitung Fragen und Anliegen, die nicht zuletzt durch ein Pontifikat mitbestimmt werden. Insofern ist es sicher so, dass die Leser den heutigen „Tag des Herrn“ als vielfältiger empfinden als vielleicht vor zwei oder zwölf Jahren.
Rogate: Vielen Dank, Herr Birkner, für das Gespräch!
Mehr Informationen finden Sie hier: TAG-DES-HERRN.de
Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de
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