Fünf Freitagsfragen an Klaus Eberl, Oberkirchenrat und Vorsitzender der Ad-hoc-Kommission Inklusion der EKD, über die Inklusion als Chance für die Kirche, die noch nicht selbstverständliche Verschiedenheit und die Anpassung der Strukturen an die Menschen.
Klaus Eberl, geboren 1955 in Bottrop, studierte 1976 bis 1982 Theologie in Bonn und Wuppertal, Nebenfach war Germanistik und Pädagogik. Danach folgte Vikariat in Lövenich und Dienst als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Wassenberg. 1994 bis 2007 war er Superintendent des Kirchenkreises Jülich, dann 2001 bis 2007 nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung. Er ist seit 1997 Mitglied der Synode der EKD und seit 2005 deren Vizepräses. Seit März 2007 gehört er als Oberkirchenrat und Leiter der Abteilung IV „Bildung“ im Landeskirchenamt in Düsseldorf zur Kirchenleitung seiner Landeskirche. Thematisch ist über den Zivildienst an der Arbeit mit behinderten Menschen gekommen. Besonders am Herzen liegt ihm die Initiative Pskow, deren Vorsitzender er ist.
Rogate-Frage: Herr Oberkirchenrat Eberl, unter dem Titel „Es ist normal, verschieden zu sein. Inklusion leben in Kirche und Gesellschaft“ hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine neue Orientierungshilfe veröffentlicht. Wie normal ist es, in der Kirche verschieden zu sein? Und welche Verschiedenheiten sind gemeint?
Klaus Eberl: Leider ist Verschiedenheit noch nicht selbstverständlich. In der Kirche wie in der Gesellschaft. In der Orientierungshilfe geht es schwerpunktmäßig um die Lebenslagen von Menschen mit Behinderungen. Aber natürlich wirft die Inklusionsschrift mit ihrer Wertschätzung von Vielfalt auch ein Licht auf das Miteinander der Generationen, der kulturellen Vielfalt, Formen der sozialen Benachteiligung und anderes mehr.
Rogate-Frage: Sie sind Vorsitzender der Ad-hoc-Kommission Inklusion. Was ist Inklusion für Sie?
Klaus Eberl: In der rheinischen Handreichung für Gemeinden haben wir gesagt: Inklusion ist die Kunst des Zusammenlebens von sehr verschiedenen Menschen. Ich finde, das ist eine schöne Formulierung.
Rogate-Frage: Welche Folgen hat eine konsequente Umsetzung dieses Inklusionsbegriffs für Kirche, Gemeinden und Sie selbst?
Klaus Eberl: Zunächst einmal ist es eine Chance. Für die evangelische Kirche ist der Gedanke des Allgemeinen Priestertums wichtig. Jeder und jede soll teilhaben können. Darauf hin sind alle kirchlichen Aktivitäten auszurichten. Barrieren soll es nicht geben. Insofern ist der Ansatz bei der gerechten Teilhabe auch eine Möglichkeit der Gemeinden, die Menschen wahrzunehmen, die bisher nicht im Blick waren oder einem anderen Milieu angehörten.
Rogate-Frage: Wikipedia definiert: „Die Forderung nach Sozialer Inklusion ist verwirklicht, wenn jeder Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben oder teilzunehmen.“ Ist demzufolge die häufige Engführung auf Menschen mit und ohne Behinderung nicht eine Selbstreduzierung einer Chance zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung? Warum?
Klaus Eberl: Inklusion beschreibt einen Paradigmenwechsel. Nicht die Menschen müssen sich den Strukturen anpassen, sondern die Strukturen den Menschen. Das hat sehr konkrete Folgen für fast alle Arbeitsbereiche: das Wohnen, die Bildung, die Arbeitswelt, die Stadtteilentwicklung, das Gesundheitssystem und anderes mehr. Wenn der Inklusionsbegriff zu weit gefasst wird, ist es schwer, die konkreten Folgen zu beschreiben. Deshalb hat die Orientierungshilfe den Auftrag der EKD-Synode ernst genommen und sich auf den Themenschwerpunkt Behinderung konzentriert. Dadurch sind sehr konkrete Handlungsempfehlungen möglich geworden.
Rogate-Frage: Die kirchliche Arbeit richtet sich häufig an die gebildete, aktive, gut gebildete und interessierte Mittelschicht, an Familien und Senioren. Ist hier im Rahmen einer Neuausrichtung auch mit einer breiteren Aufstellung und Öffnung beispielsweise mit der Leichten Sprache zu rechnen? In welchem Zeithorizont?
Klaus Eberl: Leichte Sprache ist eine Herausforderung. Regelmäßig halte ich auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag eine Bibelarbeit in leichter Sprache, um mit Hanns Dieter Hüsch zu sprechen: Es geht darum, das Schwere leicht zu sagen. Und das ist schwer … Es eröffnet aber auch Zugänge zum Glauben für Menschen, die nicht traditionell kirchlich gebunden sind. Die Kommunikation des Evangeliums braucht viele Türen – und die eine oder andere Hintertür.
Rogate: Herr Oberkirchenrat Eberl, vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen auf der Seite der EKD. Die Orientierungshilfe der EKD finden Sie hier.
Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de
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