Fünf Fragen an: René Lammer, Pfarrer in Athen, Griechenland

Fünf Freitagsfragen an René Lammer, deutscher Pfarrer in Athen, über die Lage in Griechenland, Perspektiven aus der Krise und einen neuen Zugang zu biblischen Texten.

Pfarrer René Lammer (Bild: privat)

René Lammer stammt aus Berlin. Er studierte in Göttingen Theologie und war dann mit Unterbrechungen 15 Jahre lang Pfarrer in Lateinamerika. Zweieinhalb Jahre arbeitete er im Kirchenamt der EKD u.a. im Reformbüro und seit 2010 in der Evangelischen Kirche deutscher Sprache in Griechenland. Er engagiert sich für eine authentische Kirche, die die Botschaft von Jesus Christus in alle Bereiche des Lebens trägt.

Rogate-Frage: Herr Pfarrer Lammer, unsere Medien zeigen ein düsteres Bild von der Lage in Griechenland. Wie erleben Sie die Situation in Athen?

René Lammer: Die Situation ist auch unter dem gleißenden Licht der attischen Sonne zweifelsohne düster. Seit fünf Jahren hält die Wirtschaftskrise das Land fest im Griff. Durchschnittlich haben die Menschen 30 Prozent ihres Einkommens verloren. Dass dies noch nicht flächendeckend zu katastrophalen Ergebnissen geführt hat, liegt daran, dass ein gut Teil des Mittelstandes einen Teil der Verluste durch den Rückgriff auf Erspartes abdämpfen konnte. Aber bei vielen sind die nun aufgebraucht und ich fürchte, die soziale Krise wird erst in den kommenden Monaten und Jahren mit voller Wucht zu spüren sein.
Bisher hat die linke Regierung noch einen weiten Rückhalt in der Bevölkerung. Selbst eher konservative Kräfte begrüßen es, dass der jahrelangen Sparpolitik Widerstand entgegengebracht wird. Das hat auch durchaus etwas mit der Verteidigung der nationalen Würde zu tun. Aber wenn die Politik der Syriza Regierung auch nicht erfolgreich sein wird, dann kann die allgemeine Stimmung schnell umschlagen und zu einer extremen Polarisierung des Landes führen. Mit vollkommen ungewissen Ausgang. Deshalb: Das Land braucht jetzt einen von ganz Europa unterstützten Plan, der der Wirtschaft zu Wachstum verhilft. Griechenland ist ein Land mit großartigem Potential – im sanften Tourismus, in einer ökologisch verträglichen Landwirtschaft und in der alternativen Energieerzeugung. Allein die entschlossene Förderung der erneuerbaren Energiequellen würde sich auch ökonomisch rechnen und könnte schon mittelfristig zu enormen Einsparungen bei den Ölimporten führen.

Rogate-Frage: Hat die Wirtschaftskrise Auswirkungen auf Ihre Gemeinde? Wenn ja, welche und wie geht die Gemeinde damit um?

René Lammer: Sicher. Viele Mitglieder unserer Gemeinde sind genauso wie die meisten Griechen von der Krise betroffen. Gestern sprach ich mit einer Frau, die einen Unfall hatte. Sie ist für einige Monate auf eine Haushaltshilfe angewiesen. Jetzt bleiben von den 1000.- Euro Rente noch 300.- für sie und ihren Mann zu Leben. Das geht nicht mehr.
Eine andere hat ihre Lebensversicherung gekündigt, um wenigstens so die monatlichen Löcher stopfen zu können. Der nächste zahlt seine Rentenbeiträge schon seit Jahren nicht mehr. Und eine ältere Dame, die ihr Leben lang als Ärztin gearbeitet hat, sagt, dass sie sich das tägliche Glas Saft nicht mehr leisten kann, sondern mehr und mehr mit Wasser verdünnt.
Andere, denen es noch schlechter ging, haben wir längst nach Deutschland schicken müssen. Sie bekommen hier keine Sozialhilfe und der deutsche Staat weigert sich bekanntlich, Leistungen für im Ausland lebende Deutsche zu erbringen. So werden Menschen, die jahrzehntelang hier gelebt haben, aus ihrem Umfeld gerissen, ja, regelrecht entwurzelt.
Oft ist es allein unsere Gemeinde, die schnell und unbürokratisch in konkreten Notsituationen helfen kann. Wir haben glücklicherweise einen florierenden Weihnachtsbasar. Aus seinen Einnahmen können die evangelische und katholische Kirchengemeinden zumindest ein wenig die härteste Not in ihrem unmittelbaren Umfeld mildern.

Rogate-Frage: Wie erleben Sie den Flüchtlingsstrom durch Griechenland? Wie ist die Situation der Flüchtlinge vor Ort?

René Lammer: Einzelne der Flüchtlinge landen auch immer wieder direkt vor unserer Haustür. Meist, wenn sie irgendeinen Bezug zu Deutschland haben. So hatten wir einen schwarzen Jugendlichen, der von seinen Eltern in Deutschland verstoßen worden war. Man schickte ihn zurück in das Heimatland, das er nicht einmal kannte. Dort schlug er sich mit der Hilfe von Verwandten durch. Als auch die an AIDS verstarben, machte er sich wieder auf den Weg nach Europa. Er kam zu uns und wir kümmerten uns mehr als drei Jahre intensiv um ihn. Jetzt ist er glücklicherweise wieder in Deutschland und bekommt dort seine Chance.
Aber es gibt auch ganz andere Erfahrungen: Vor einem dreiviertel Jahr haben wir eine internationale Gemeinde in unserer Kirche aufgenommen. Menschen aus 22 Nationen treffen sich jeden Sonntag zum Gottesdienst. Den feiern sie so mitreißend und lebendig, dass wir diejenigen sind, die sich schlicht beschenkt fühlen. Ich bin davon überzeugt: Den christlichen Migrantengemeinden kommt nicht nur eine zentrale Rolle bei der Frage der Integration von Flüchtlingen zu. Sie können auch auf unsere eigene Spiritualität ausgesprochen befruchtend wirken.

Rogate-Frage: Die Gemeinde unterhält einen Sozialdienst. Welche Dienste leistet er?

René Lammer: Neben der oben genannten Hilfe, unterstützen wir einmal in der Woche Notleidende, die bei uns an der Tür anklopfen, mit Lebensmitteln und Kleidung. Dann haben wir eine ehrenamtliche Gruppe, die nennt sich „GebenGibt“ und sie hilft Bedürftigen aller Art. Sei es bei Gefängnisbesuchen oder im Krankenhaus, bei Behördengängen oder auch schlicht, indem sie ältere Menschen zu ihren Geburtstagen besucht. Daneben bauen wir mit unserer Sozialpädagogin gerade eine Hospizgruppe auf.
Ein zentrales Projekt unserer diakonischen Arbeit ist ein Austauschprogramm für Freiwillige – ElanDe. Der Plan: Zehn Jugendliche aus Deutschland kommen nach Griechenland, um in sozialen Einrichtungen der orthodoxen Kirche zu arbeiten. Zehn griechische Jugendliche gehen nach Deutschland, um dort eine vergleichbare Tätigkeit durchzuführen. Zwischendurch findet Begegnung und Austausch zwischen ihnen statt. So wollen wir einen Beitrag zur Überwindung von gegenseitigen Vorurteilen schaffen. Eine deutsche Freiwillige, die alt gewordenen Griechen das Essen reicht – das ist gelebte Versöhnung in einem Land, das die Deutschen auch ganz anders kennengelernt hat.
Das Projekt ist jetzt im zweiten Jahr und wir hoffen, dass wir es in Zukunft in das neu entstehende Deutsch-Griechische Jugendwerk integrieren können. Denn ohne finanzielle Unterstützung von außen ist das zurzeit nicht zu machen.

Rogate-Frage: Haben sich Ihre Verkündigung und Ihre eigene Spiritualität in Griechenland verändert? Wie?

René Lammer: Wir haben in unserer Gemeinde – nicht zuletzt indirekt auch bedingt durch die Krise – heftige Auseinandersetzungen erleben müssen. Ich habe dabei einen völlig neuen Zugang zu biblischen Texten gewonnen, vor allem zu den Briefen des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth. Ich fand verblüffend, wie sehr sich die Situationen damals und heute ähneln. Und wie wichtig es ist, dass wir als Kirchen wieder eine gesunde und faire Streitkultur entwickeln. Wir haben es uns in den Volkskirchen angewöhnt, um des lieben Friedens willen, die meisten Konflikte zuzudecken. Das hat dann nicht selten zu einer Betulichkeit geführt, die Menschen, die ernsthaft nach der Wahrheit fragen, wenig attraktiv finden. Die junge Christenheit ist dagegen alle offenen Fragen mutig angegangen, und sie hat, bei allem Pluralismus und aller Versöhnungsbereitschaft, auch gewagt, Grenzen zu ziehen. Mit diesem Programm ist sie gewachsen, ist sie Salz und Licht in einer beschädigten und düsteren Welt geworden.

Rogate: Vielen Dank, Herr Pfarrer Lammer, für das Gespräch!

Mehr Infos finden Sie hier: Evangelische Kirche deutscher Sprache in Griechenland

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de _________________________________________________

Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

 

Rückblick: Das Kyrie aus dem Eröffnungsgottesdienst des 23. Stadtfestes Berlin

Eröffnungsgottesdienst des 23. Lesbisch-schwulen Stadtfests Berlin

Eröffnungsgottesdienst des 23. Lesbisch-schwulen Stadtfests Berlin (Bild: Ulrike Biskup/Kirchenkreis Schöneberg)

Rund 150 Besucherinnen und Besucher kamen zum Eröffnungsgottesdienst des 23. Lesbisch-schwulen Stadtfests Berlin am Freitag, 19. Juni 2015, in das Rogate-Kloster in der gastgebenden Zwöf-Apostel-Kirche zu Schöneberg. Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent des Kirchenkreises Berlin-Schöneberg, hielt die Predigt. Mitwirkende waren der Friedenauer Posaunenchor, Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Dekan Ulf-Martin Schmidt, MdB Mechthild Rawert und Vikarin Anna Trapp (Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche). An der Orgel: Malte Mevissen. Fotos mit Eindrücken aus dem Gottesdienst sowie vom Stadtfest finden Sie hier.

Geschäftsführer Jörg Steinert (LSVD Berlin-Brandenburg) formulierte den Text des Kyrie, das er auch vortrug. Hier der Wortlaut:

Sprecher: Gott, zur Klage erheben wir vor dir unsere Stimmen. Noch immer kämpfen wir auf dieser Welt mit Anfeindungen gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender. Dabei sind wir genauso schockiert über gewalttätige Übergriffe wie über die psychische Gewalt.

Liturg:  Send uns Deinen Geist, der uns beten heißt, (Evangelisches Gesangbuch 178.8)

Gemeinde: Herr, erbarme Dich!

Sprecher: Immer noch müssen wir für unsere Gleichberechtigung auf politischer Ebene kämpfen. Manchmal stoßen wir auf hartnäckigen Widerstand, gerade im Kampf gegen staatliche Diskriminierung. Aus den mutigen Vorstößen anderer Länder, wie dem in Irland, ziehen wir jedoch unsere Kraft. So rufe ich zu dir, und habe den Wunsch, dass du uns hörst und stützt, Gott: „Öffne die Herzen unserer Politikerinnen und Politiker“.

Liturg:  Lass uns als Waisen nicht, send uns des Trösters Licht, (Evangelisches Gesangbuch 178.8)

Gemeinde: Christus, erbarme Dich.

Sprecher: Herr, wir können und wollen nicht akzeptieren, dass Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität aus ihrer Heimat flüchten müssen, hier bei uns in Deutschland aufs Neue menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt sind. Wir stehen fassungslos da, wenn Flüchtlinge auf Intoleranz und Diskriminierung in ihren Unterkünften treffen. Gott, erhöre uns.

Liturg: Dass das Herz entbrennt, Deinen Weg erkennt, (Evangelisches Gesangbuch 178.8)

Gemeinde:  Herr, erbarme Dich!

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Rückblick: Predigt von Pfarrer Burkhard Bornemann im Eröffnungsgottesdienst des 23. Stadtfestes Berlin

Einzug des Predigers Burkhard Bornemann (Foto: Ilse Bohn)

Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent des Kirchenkreises Berlin-Schöneberg, hielt am Freitag die Predigt im Eröffnungsgottesdienst des 23. Lesbisch-schwulen Stadtfests Berlin. Mitwirkende waren zudem der Friedenauer Posaunenchor, Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Dekan Ulf-Martin Schmidt, Geschäftsführer Jörg Steinert (LSVD Berlin-Brandenburg), MdB Mechthild Rawert und Vikarin Anna Trapp (Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche). Orgel: Malte Mevissen. Fotos davon finden Sie hier. Sie können die Ansprache von Pfarrer Bornemann hier im Wortlaut nachlesen:

„Wenn zwei sich lieben, küssen sie sich.

Ein Kuss ist ein Kuss ist ein Kuss – in diesem Sinne eine kleine Hommage an Gertrude Stein und ihre Rose.

Wenn zwei, die sich lieben, sich begehren, ist das ihrem Kuss anzusehen, abzuspüren.

In einer Welt, die vor Gewalt, Hass, Ausgrenzung zu bersten droht – wird der Kuss als Provokation wahrgenommen.

Der Kuss der Begehren ausdrückt, der erotische Kuss: Das Erleben, da sind zwei glücklich – und ich gehöre nicht dazu – löst Neid aus. Kann Neid auslösen. Das kenne ich auch von mir – Neid ist kein schönes Gefühl. Und deshalb anderen verbieten wollen, ihr Glück zu zeigen – auch in der Öffentlichkeit zu leben – das ist schäbig. Und alltäglich.

Der Kuss Menschen gleichen Geschlechtes – zeigt schnell, wie homophob wie ablehnend und ausgrenzend nicht nur restriktive Gesellschaften, auch angeblich liberale immer noch sind. Wie sehr Homophobie immer noch „drin“ steckt.

Ein Kuss ist ein Kuss ist ein Kuss

Zeichen einer Welt ohne Ablehnung ohne Ausgrenzung – in der Lesben, Schwule, Trans- und Intersex-Menschen frei und selbstbewusst leben, in der wir frei lieben und unsere Liebe offen zeigen können ohne Angst

Das ist die Welt von der die biblischen Propheten sprechen – der Welt der Neuschöpfung. Im 65. Kapitel im Jesaja- Buch heißt es: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Freuet euch und seid fröhlich immerdar. Denn siehe, ich will Wonne schaffen und Freude und ich will fröhlich sein und mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens.“ Das ist die Welt, die Gott für uns gedacht hat, eine Welt nicht von Krieg und Raffgier, von Neid und Ausgrenzung – eine umfassende Welt, in der die Liebe und unsere Liebesfähigkeit zählt, unsere Fähigkeit zu Freude. Zum Fest.

Jeden Tag erleben wir, wie weit wir davon entfernt sind.

Und doch: Wer sein Ziel kennt, findet den Weg.

Es gibt Stationen des Weges: Die Ehe-für-Alle ist eine solche Station.

Sie ist wichtig, um gleiches Recht zu gewähren. Um in der rechtlichen Gleichstellung nicht Partnerschaft 1. Klasse und 2. Klasse zu unterscheiden.

Deshalb werden wir nicht lockerlassen, dieses Recht einzufordern.

Ich bin auch fest davon überzeigt, dass die geschlechtsunabhängige Ehe, die Ehe/für/Alle dieses altgewordene Rechtsinstitut der Ehe, diese so brüchige Vereinbarung insgesamt beleben kann. Der Bruch mit der Heteronormativität der Ehe gibt der Ehe an sich eine Chance zur Lebendigkeit, die sie meiner Wahrnehmung nach als normative Verbindung von Mann/Frau längst verloren hat.

Doch ist die Ehe/für/Alle eine Wegstation, nicht das Ziel.

Trotzdem ist alles, was sich um dieses Anliegen herum konstruktiv ereignet, Leuchtfeuer für die Liebe, für das Leben, für gelingende Gemeinschaft.

Sei es das Votum aus Irland – sei es der Gerichtsentscheid in Mexiko – Gründe der Freude! Sei es die Entscheidung der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, bis zum nächsten Jahr die rechtlichen und gottesdienstlichen Bedingungen zu schaffen, dass auch für gleichgeschlechtliche Paare die Trauung kirchlich vollgültig vollzogen wird. Dass in meiner Kirche dieser Weg gegangen wird – das freut mich als Mensch der Kirche besonders. Es zeigt sie als entwicklungsfähig und inzwischen auch entwicklungsbereit. Berührt und bewegt von den Humanisierungskräften des Christus Jesus – in seinem Geist der bedingungslosen Annahme eines Jeden/ einer Jeden – in dem eigenen So-sein, so bunt so vielfältig so unterschiedlich wir Menschen sind und lieben und begehren.

Ein Kuss ist ein Kuss ist ein Kuss

So ist ein Kuss ein schönes Zeichen als Einladung für das 23. Lesbisch- schwule Stadtfest. Wie wir auf dem Plakat an vielen Orten aufgehängt sehen konnten.

Und hat doch in konkreter Gestaltung zu Irritationen, zu deutlicher Kritik geführt. Schließlich, neben anderen Gründen zum Ausstieg der Lesbenberatung aus dem diesjährigen Stadtfest, die nun nicht mit einem Stand vertreten ist.

Diese Irritation und Kritik gilt es erst einmal wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Der gemeinsame Weg der Emanzipation der LGBTI – Community ist da wirklich herausgefordert. Da läuft etwas deutlich schief, wenn sich Lesben in der Community deutlich marginalisiert erleben. Wenn ganz unverhohlen bei dem Anliegen der Ehe/für/Alle von der „Schwulen-Ehe“ gesprochen werden kann, ist das ganz offensichtlich nur ein eklatantes Beispiel für eine gesellschaftliche Grundtendenz, die weit in die Community hineinreicht. Für mich war es in aller eigenen deutlichen Beschämung – dass ich es gar nicht bemerkt hatte, so sehr mit der eigenen Lebenswirklichkeit in Kirche und Gesellschaft beschäftigt war, da war es die Titelstory der „Siegessäule“ im März „Lesben raus – Vom Verschwinden einer Identität“, der mir geholfen hat, wahrzunehmen und auch zu verstehen. Stephanie Kuhnen schreibt dort: „Die Verliererinnen sind wieder einmal die Lesben, die nach der Normalisierung auf die billigen Plätze verwiesen wurden und allmählich aus der Legende der erfolgreichen Emanzipation geschrieben werden. So wiederholt sich die Erfahrung mit der zweiten Frauenbewegung, deren Impulsgeberinnen in vielen Fällen Lesben waren, die sich solidarisch mit allen Frauen im Kampf gegen Misogynie und für ein selbstbestimmtes Leben engagierten und am Ende ihre politischen und autonomen Treffpunkte wie FrauenLesbenzentren verloren und von den heterosexuellen Frauen in den Institutionen verdrängt wurden. In der lesbisch-schwulen Bewegung sieht es nicht anders aus: Lesben kämpfen für alle Homosexuellen, Bisexuellen und Transgender – und die bürgerlichen Schwulen weitgehend und mit wenig sichtbaren Ausnahmen für sich selbst, wie es scheint.“ Diese Worte nehme ich sehr ernst, auch die Kritik am Plakat, die hier Klischees und mangelnde Realität verbunden mit Fehlern im Arabischen – damit: mangelnde Achtsamkeit und fehlende Sensibilität für Gegebenheiten wahrnimmt. Ernstnehmen und im guten Sinne damit auseinandersetzen – das ist geboten. Beschimpfen und Verächtlichmachen der Kritik oder gar von Menschen – so wie es die Geschäftsführerin der Lesbenberatung gerade erlebt – das ist finster.

Wenn wir das Ziel im Auge behalten, bedeutet es ungeteilte Menschlichkeit ungeteilte Menschenrechte ungeteilte Emanzipation – im Miteinander.

Am Ende des 65. Kapitels von Jesaja heißt es: „Wolf und Schaf sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Sie werden weder Bosheit noch Schaden tun“ – so malt es diese Vision eines befriedeten Lebens.

Die Regenbogenfahne im Eröffnungsgottesdienst des Rogate-Klosters zum Stadtfest. Bild: Christiane Weidner

Im Blick auf das Ziel eines offenen Lebens ohne Ausgrenzung darf auch immer wieder – und trotz alledem, was weiterhin bruchstückhaft und enttäuschend ist – darf auch immer wieder gefeiert werden. Das gemeinsame Feiern von Menschen, deren Gemeinschaft eigentlich unmöglich ist – das hat Jesus immer wieder praktiziert – für ihn ist genau das Fest Vorgriff auf das Reich Gottes – das Ziel…. Okay, das wird nicht bei jedem Gottesdienst deutlich…. Nicht jedes Fest strahlt das aus. Aber es gilt für unsere Feste: So darf es sein.

Der offen schwul lebende Imam Muhsin Hendricks, der in Südafrika praktiziert, schreibt: „Wir feiern die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität als natürlichen Weg und Gottes Schöpfung.“

Das ist für mich die rechte Haltung, das diesjährige Lesbisch-schwule Stadtfest zu feiern – das ist der innere Beweggrund dieses Gottesdienstes und seines Abendmahles –

Wir feiern die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität als natürlichen Weg und Gottes Schöpfung.

Amen.“

Lesen Sie auch: Fünf Freitagsfragen an Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent des Kirchenkreises Schöneberg, über den heutigen Eröffnungsgottesdienst zum 23. Lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin, das Leben in der Kiez-Gemeinde und wie die Kirche Stellung beziehen sollte.

Mehr Infos finden Sie hier: zwoelf-apostel-berlin.de

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de _________________________________________________

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  • Heute, Sonntag, 21. Juni 15, Teilnahme mit eineRogate Kl_Postkarte_Mond_RZ080615_Web (verschoben) 1 Kopiem Info-Stand auf dem “23. Stadtfest des Regenbogenfonds“, Schöneberg
  • Dienstag, 23. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • St. Johannistag, Mittwoch, 24. Juni | 18:00 Uhr, Eucharistie, Hauskirche Maria von Magdala, Alt-katholische Gemeinde Berlin, Detmolder Straße 4, 10715 Berlin-Wilmersdorf
  • Donnerstag, 25. Juni | 20:30 Uhr, Andacht “Der Mond ist aufgegangen. Musik – Wort – Sommerabendsegen”. Impuls: Pater Engelbert Petsch, Aktion “Die Flamme der Hoffnung – The Flame Of Hope”, zu „Der Mond ist aufgegangen”. Orgel: Manuel Rösler. Violoncello: Emily Saße.
  • Dienstag, 30. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Unseren Juni-Plan finden Sie hier, den Juli-Plan finden Sie hier.

Fünf Fragen an: Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent im Kirchenkreis Schöneberg

Fünf Freitagsfragen an Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent des Kirchenkreises Schöneberg, über den heutigen Eröffnungsgottesdienst zum 23. Lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin, das Leben in der Kiez-Gemeinde und wie die Kirche Stellung beziehen sollte.

Pfr. Burkhard Bornemann (Bild: Rogate-Kloster)Burkhard Bornemann ist seit 20 Jahren evangelischer Pfarrer in Berlin, kam vor knapp zwei Jahren aus dem nördlichen Stadtrand mitten in die Mitte der City an die Zwölf- Apostel-Gemeinde an der Kurfürstenstraße, die gastgebende Gemeinde des Rogate-Klosters und leitet zur Zeit übergangsweise den Kirchenkreis Schöneberg, der zum nächsten Jahr mit Tempelhof fusionieren wird.

Rogate-Frage: Herr Pfarrer Bornemann, warum sind Sie Pfarrer geworden und was schätzen Sie an Ihren Aufgaben als Gemeindepfarrer?

Burkhard Bornemann: Die Idee, Pfarrer zu werden, kam aus meinem Einsatz als Jugendlicher in der Gemeinde. Viele Menschen zusammen, ganz unterschiedliche Begegnungen, Aufgaben – die Feier von Gottesdiensten, die Rolle der Musik, die Beschäftigung mit der Bibel, soziale Aufgaben…. Alles hat mich sehr angesprochen und auf meinen Weg gebracht. Als Gemeindepfarrer kann ich das nun schon so lange leben: Menschen jeden Alters und in ganz verschiedenen Lebenssituationen begleiten – sie auch immer wieder miteinander zusammen bringen, wo sie sich ohne eine Gemeinde wahrscheinlich nicht begegnet wären: auf Festen und bei Veranstaltungen, die von der Gemeinde angeboten werden. Auch Menschen ermutigen, in der Gestaltung von Gemeinde und Gemeinschaft mitzuwirken – sei es verantwortlich in der Gemeindeleitung oder dabei, einen Kreis oder ein Projekt zu übernehmen oder einfach mitzutun.

Rogate-Frage: Die Synode der EKBO will im kommenden Jahr die gottesdienstliche Gleichstellung von heterosexuellen und homosexuellen Paaren beschließen. Warum ist dieser Beschluss wichtig und welche Folgen hat er?

Burkhard Bornemann: Die gottesdienstliche und damit kirchenrechtliche Gleichstellung der Trauung homosexueller und heterosexueller Paare ist ein wichtiges Zeichen, dass Benachteiligung und damit Ausgrenzung endlich ein Ende haben müssen. Und werden! Bei ihrer eigenen problematischen Geschichte ist die Kirche doch der Ort, wo der Anspruch „Ehe für alle“ im Geist der Annahme eines jeden Menschen und der Akzeptanz verschiedener Sexualität und Lebensformen gelebt werden kann. Mutig voran – das kann und hat ja auch schon politische Überlegungen noch einmal angestoßen und beflügelt. Das hoffe ich sehr.

Rogate-Frage: Sie predigen heute Abend im Eröffnungsgottesdienst zum 23. Stadtfest des Regenbogenfonds. Was wird gefeiert und welche Botschaft wollen Sie vermitteln?

Burkhard Bornemann: Das Motto des 23. Lesbisch-schwulen Stadtfestes rund um den Nollendorfplatz lautet in diesem Jahr: „Gleiche Rechte für Ungleiche“ – diesen Anspruch als Leben und Freude fördernd, dafür steht für mich das bunte, laute und fröhliche, aber an den einzelnen Ständen immer wieder auch nachdenkliche Stadtfest. Die Initiative des Rogate-Klosters, am Vorabend des Stadtfestes einen sehr feierlichen und ebenfalls bunten Gottesdienst zu feiern, das ist nun auch schon eine gute Tradition, die reichlich Menschen einlädt. Den Wunsch und die Hoffnung des Rogate-Klosters: „Willkommen in unseren Gemeinden!“ gerade den Menschen queerer Identität zuzusprechen, möchte ich auch in der Predigt aussprechen. Der Gottesdienst und das Stadtfest, das sind für mich nicht zwei voneinander unterschiedene Anlässe – in beidem wird das Leben, die lebendige Unterschiedlichkeit, das liebevolle Miteinander gefeiert – und durch unseren Gottesdienst noch ein wenig bunter. – Als Pfarrer, also als offizieller Vertreter der Amtskirche zu sprechen, also einer Institution, die sich ja sehr der Ausgrenzung und Verurteilung von LGBTI– Menschen schuldig gemacht hat – und davon leider Gottes zumindest in Teilen immer noch nicht frei ist, das erfordert, so empfinde ich es, immer auch eine erhöhte Sensibilität. Das wird für mich noch einmal ernster, weil ich als (schwuler) Mann in meiner Predigt ein besonderes Augenmerk auf weibliche, auf die lesbische Identität legen möchte. Es ist mir ein Anliegen, auch da die Botschaft des Plakates des Stadtfestes aufzunehmen – und auch aus der Betroffenheit zu sprechen, dass ich gerade in diesem Jahr verschiedentlich auf Unachtsamkeit und bewusstes Verschwindenlassen der lesbischen hinter der schwulen Präsenz gestoßen bin – in den Medien, aber auch Gesprächen. Wir feiern das „Lesbisch-schwule Stadtfest“ , das ist mir dabei noch einmal besonders wichtig geworden.

Rogate-Frage: Im Gemeindegebiet der Zwölf-Apostel-Kirche leben viele LGBTI-Menschen. Welchen Einfluss hat dies auf die Arbeit der Kirchengemeinde?

Burkhard Bornemann: Dass in meiner Gemeinde viele LGBTI – Menschen leben, das war ein wichtiger Grund, mich hier in Zwölf-Apostel zu bewerben. Es ist schön zu erleben, dass sie in den Gottesdiensten, in den verschiedenen Bereichen der Gemeinde – den Chören – den Sozialdiensten ihren Platz haben. Einfach normal und entspannt „da“ sein, selbstbewusst und unverstellt. Das ist schon viel. Ich verstehe, dass manche genau das möchten und nicht eine besondere „Zeugnisfunktion“, eine politische oder andere Verantwortung in der Gemeinde für LGBTI – Rechte übernehmen möchten. Und doch denke ich, dass die Gemeinde an diesem Ort mehr leisten könnte. Wie? Ist mir selber auch nach fast zwei Jahren noch nicht klar. Vielleicht kommen da auch andere auf gute Ideen und sprechen mich an. Eine Vernetzung der verschiedenen Menschen innerhalb der Gemeinde zu diesem wichtigen Menschenrechtsthema – das wünsche ich mir jedenfalls sehr. Ich habe mir fest vorgenommen, wenn ich im nächsten Jahr die Verantwortung im Kirchenkreis in gewählte Hände übergeben kann, dann soll das jedenfalls auch gestaltend mit „mein“ Thema sein.

Rogate-Frage: Viele junge homosexuelle Menschen nehmen sich das Leben. Wie kann die Kirche Teil der Lösung werden und sich davon befreien, Teil des Problems zu sein?

Burkhard Bornemann: Stellung beziehen – Vernetzung aufbauen – als Ort deutlich werden, wo Menschen einfach hingehen können und wissen, hier werde ich gehört, angehört, ernst genommen. Nach den Abendgebeten des Rogate-Klosters, nach den Gottesdiensten – ich kann einfach jemanden ansprechen und muss nicht Angst haben, auf homophobe, menschenverachtende Gedanken zu stoßen, so etwas anhören zu müssen. Das betrifft die einzelne Gemeinde, wie auch unsere Kirche als Ganzes. Vielleicht können auch die Info-Stände der Kirchenkreise und von Rogate dazu beitragen, dass Menschen uns so wahrnehmen. Vertrauen gewinnen. Auch dazu, Kirche mit zu gestalten, weiter zu entwickeln als Ort, als Gemeinschaft, in der bunt und vielfältig gelebt und geliebt wird. Dass es dabei bleibt, so wie Bruder Franziskus geschrieben hat: „Kirche: es gibt etwas zu feiern.“

Rogate: Vielen Dank, Herr Pfarrer Bornemann, für das Gespräch!

Mehr Infos finden Sie hier: zwoelf-apostel-berlin.de

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Aktuell: Natürlich queer – Im Zeichen des Regenbogens

„Natürlich queer – Im Zeichen des Regenbogens“

Dieser Artikel ist eine Übernahme vom Portal des Kirchenkreises Berlin-Schöneberg:

Im Juni kommt man in Berlin an der Regenbogenflagge kaum noch vorbei. Früher oder später weht sie von allen Rathäusern. Und selbst wenn man Christopher-Street-Day-Paraden, Dyke March und Motzstraßenfest meidet, kann man sich unversehens in einem Regenbogen-dekorierten Wartehäuschen der BVG wiederfinden.

Nur die Kirchen sind der rettende Regenbogen-freie Schutzraum? Von wegen! Auch dieses Jahr wird das Lesbisch-schwule Stadtfest des Regenbogenfonds e.V. (vulgo: Motzstraßenfest) am Freitag, 19. Juni um 19:30 Uhr, mit einem Gottesdienst in der Zwölf-Apostel-Kirche eröffnet. Veranstalter ist das Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin, das traditionell in Zwölf Apostel seine Gottesdienste feiert. Der amtierende Superintendent des Kirchenkreises, Burkhard Bornemann, predigt in diesem bunten, ökumenischen Gottesdienst, an dem auch die Tempelhof-Schöneberger Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Jörg Steinert vom LSVD Berlin-Brandenburg, Dekan Ulf-Martin Schmidt von der Alt-Katholischen Gemeinde, Vikarin Anna Trapp von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und der Friedenauer Posaunenchor beteiligt sind.

Im Gottesdienst wird die LSVD-Wanderausstellung „Schöneberg – Wiege der homosexuellen Emanzipation“ in der Zwölf-Apostel-Kirche eröffnet. Die interessante Ausstellung liefert viel Wissenswertes über die Geschichte der Homosexuellen-Bewegung in Deutschland und nimmt dabei immer wieder Bezug auf Schöneberg. Vom 22.-26. Juni kann sie täglich von 16:00-18:00 Uhr angesehen werden. Am Sonntag, 28. Juni, 15:00 Uhr, lädt Jörg Steinert im Rahmen des Zwölf-Apostel-Gemeindefestes zu einer abschließenden Sonderführung durch die Ausstellung.

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Bibel verstehen bewahrt vor Homophobie. Jesus ruft zur Liebe auf. Respekt vor der Vielfalt der Schöpfung Gottes.

Doch Kirche bleibt nicht nur in ihren eigenen Gemäuern und hofft, dass (queere) Menschen den Weg dorthin finden, sie wagt sich auch hinaus in die Community. Wie schon in den letzten Jahren sind die Kirchenkreise Charlottenburg-Wilmersdorf und Berlin-Schöneberg am 20. und 21. Juni mit einem Stand auf dem Motzstraßenfest vertreten. Sie stehen in der Fuggerstraße in guter Nachbarschaft zum Stand des Rogate-Klosters, das man im Vergleich mit den Kirchenkreisen als alte Stadtfest-Veteranen bezeichnen kann. Hier steht Kirche mit einer Botschaft: „Willkommen in unseren Gemeinden“ lautet sie und begrüßt ausdrücklich die Menschen, die vor 30 Jahren noch nicht willkommen geheißen wurden.

Und das sind nur die queeren Termine, die den Kirchenkreis Schöneberg direkt betreffen. Noch erwähnt sei in diesem Zusammenhang am darauffolgenden Freitag, 26. Juni, um 18:00 Uhr der jüdisch-christliche Gottesdienst zum CSD in der Sta. Marienkirche, um 20:00 Uhr der Ökumenische CSD-Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sowie die regelmäßigen Gottesdienste der AIDS-Initiative KIRCHE positHIV immer am letzten Sonntag im Monat um 18:30 Uhr in der Kirche Am Lietzensee. Ebenso wie die Entscheidung der Landessynode der EKBO (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesiche Oberlausitz) vom April 2015, homosexuelle Segnungen kirchenrechtlich mit heterosexuellen Trauungen gleich zu stellen. Es bewegt sich also grade einiges in der Kirche. Oder, unlängst beschrieben im Schwulenmagazin blu: „Es gibt etwas zu feiern!“

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

  • Donnerstag, 18. Juni 15 | 20:30 Uhr, KOMPLET, das Nachtgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Freitag, 19. Juni 15 | 19:30 Uhr, Eröffnungsgottesdienst des 23. lesbisch-schwulen Stadtfestes des Regenbogenfonds e.V., Predigt: Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent im Kirchenkreis Schöneberg. Mit dem Friedenauer Posaunenchor,  Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler,  Jörg Steinert (LSVD Berlin-Brandenburg), Dekan Ulf-Martin Schmidt und Vikarin Anna Trapp. Orgel: Malte Mevissen.
  • Sonnabend & Sonntag, 20. und 21. Juni 15, Teilnahme mit einem Info-Stand auf dem “23. Stadtfest des Regenbogenfonds“, Schöneberg
  • Dienstag, 23. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • St. Johannistag, Mittwoch, 24. Juni | 18:00 Uhr, Eucharistie, Hauskirche Maria von Magdala, Alt-katholische Gemeinde Berlin, Detmolder Straße 4, 10715 Berlin-Wilmersdorf
  • Dienstag, 30. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Donnerstag, 25. Juni | 20:30 Uhr, Andacht “Der Mond ist aufgegangen. Musik – Wort – Sommerabendsegen”. Impuls: Pater Engelbert Petsch, Aktion “Die Flamme der Hoffnung – The Flame Of Hope”, zu „Der Mond ist aufgegangen”. Orgel: Manuel Rösler.

Fünf Fragen zum an: Christian Herwartz, Jesuiten-Pater im Erzbistum Berlin

Christian Herwartz (Bild: privat)Fünf Freitagsfragen an Christian Herwartz SJ, Arbeiterpriester und Bruder, über seine Ordenswahl, die Freude an Straßenexerzitien und warum er gegen den Staat eine Klage vor Gericht angestrengt hat.
Christian Herwartz wurde 1943 in Stralsund als erster von sechs Söhnen geboren. Die Familie zog häufig um, so dass er Schulen in Hildesheim, Kassel, Brühl, Köln, Kiel und Neus besuchte. In Kiel hat er auf der Werft ein zweijähriges Maschinenbaupraktikum absolviert und war Bundeswehr-Angehöriger. Mit 25 Jahren trat er in das Noviziat der Jesuiten ein und hat Philosophie und Theologie in München und Frankfurt/M. studiert, danach war er als Arbeiter in Toulouse, Straßburg und Paris beschäftigt. 1978 kam Herwartz nach Berlin, hat eine Arbeit als Dreher aufgenommen und die Kommunität in Kreuzberg gegründet. Im Jahr 2000 wurde seine Abteilung abgewickelt und er arbeitslos. Im selben Jahr begannen seine bekannten Kurse, Exerzitien auf der Straße und viele andere Aktivitäten.

Rogate-Frage: Pater Herwartz, warum sind Sie Priester geworden und in einen Orden eingetreten?

Christian Herwartz: Die Entscheidung fiel nach und nach. Ich wollte mit anderen zusammen in die Mission. Ich suchte eine Gemeinschaft, mit der ich einen solchen Schritt wagen kann. Ich trat bei den Jesuiten ein und landete bei den Arbeiterpriestern in Frankreich. Nach diesem Ausbildungsschritt kam ich nach Berlin. Weitere Hinweise auf meine Aktivitäten hier unter Nacktesohlen.

Rogate-Frage: Warum haben Sie sich für die Jesuiten als Gemeinschaft entschieden?

Christian Herwartz: Die Beweglichkeit war das ausschlaggebende Argument. Die konkrete Spiritualität des Pilgerns entdeckte ich später und freute mich darüber.

Rogate-Frage: Es heißt, dass die Spiritualität der Orden und Klöster in die Kirche insgesamt hinein wirkt. Wie?

Christian Herwartz: In den Gemeinden gibt es eine Vielzahl von Spiritualitäten. Die einzelnen Richtungen vertiefen sich in den Gemeinschaften, die eine Spiritualität intensiver zu leben versuchen. Hier kann eher eine ansteckende Praxis und schriftlich festgehaltene Reflexionen entstehen.

Rogate-Frage: Sie bieten seit langem Exerzitien auf der Straße an. Was passiert da und welche Erfahrungen können Teilnehmende machen?

Christian Herwartz: Wie entdecke ich dem auferstandenen Christus, da wo er auf mich heute wartet? Das ist die zentrale Frage für Christen bei diesen Übungen (Exerzitien). Das geschieht an zufällig aufgesuchten Orten, in sich selbst oder in liebenden Beziehungen. „Wie kann ich für diese Begegnung offen werden?“ ist die zentrale Frage. Auch Atheisten und Menschen anderer Religionen werden in diesen Zeiten fündig. Das ist eine Freude zu sehen.
Weitere Informationen finden sich unter: Strassenexerzitien.de

Rogate-Frage: Sie sind zudem engagiert für Flüchtlinge. Warum klagen Sie in einem Prozess gegen den Staat?

Christian Herwartz: Seit über 20 Jahren gehöre ich zu der Gruppe „Ordensleute gegen Ausgrenzung“ und organisiere Mahnwachen vor der Abschiebehaft in Berlin-Köpenick. 2012 wurde ein neues kleines Gefängnis auf dem Flughafen Schönefeld eröffnet. Wir wollten auch dort hinsehen und eine Mahnwache im Rahmen der Interkulturellen Woche durchführen, die von den Kirchen organisiert wird. Das wurde uns von der Flughafengesellschaft verboten, obwohl das Gelände sonst ohne Umstand zu betreten ist. Ich habe gegen dieses Verbot prozessiert. Die Entscheidung liegt nach einigen Verhandlungen nun beim Bundesgericht. Näheres findet sich unter Flughafenverfahren.

Rogate: Vielen Dank, Pater Herwartz, für das Gespräch!

Mehr von Christian Herwartz finden Sie hier: Nacktesohlen.

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

  • Dienstag, 16. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Donnerstag, 18. Juni 15 | 20:30 Uhr, KOMPLET, das Nachtgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Einladung zum Stadtfest-Gottesdienst

    Freitag, 19. Juni 15 | 19:30 Uhr, Eröffnungsgottesdienst des 23. lesbisch-schwulen Stadtfestes des Regenbogenfonds e.V., Predigt: Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent im Kirchenkreis Schöneberg. Mit dem Friedenauer Posaunenchor,  Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler,  Jörg Steinert (LSVD Berlin-Brandenburg), Dekan Ulf-Martin Schmidt und Vikarin Anna Trapp. Orgel: Malte Mevissen.

  • Unsere Sommerreihe 2015: Der Mond ist aufgegangen.

    Sonnabend & Sonntag, 20. und 21. Juni 15, Teilnahme mit einem Info-Stand auf dem “23. Stadtfest des Regenbogenfonds“, Schöneberg

  • Dienstag, 23. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • St. Johannistag, Mittwoch, 24. Juni | 18:00 Uhr, Eucharistie, Hauskirche Maria von Magdala, Alt-katholische Gemeinde Berlin, Detmolder Straße 4, 10715 Berlin-Wilmersdorf
  • Dienstag, 30. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Donnerstag, 25. Juni | 20:30 Uhr, Andacht “Der Mond ist aufgegangen. Musik – Wort – Sommerabendsegen”. Impuls: Pater Engelbert Petsch, Aktion “Die Flamme der Hoffnung – The Flame Of Hope”, zu „Der Mond ist aufgegangen”. Orgel: Manuel Rösler.
  • Donnerstag, 2. Juli | 20:30 Uhr, Andacht zum Jahr der Orden: “Der Mond ist aufgegangen. Musik – Wort – Sommerabendsegen”. Impuls: Sr. Michaela Bank, Missionsärztliche Schwestern, zu „Wie ist die Welt so stille“.
  • Donnerstag, 16. Juli | 20:30 Uhr, Andacht: “Der Mond ist aufgegangen. Musik – Wort – Sommerabendsegen”. Impuls: Prof. Dr. Dres. h.c. Christoph Markschies zu „Sachen, die wir getrost belachen“.
  • Donnerstag, 23. Juli | 20:30 Uhr, Andacht zum Jahr der Orden: “Der Mond ist aufgegangen. Musik – Wort – Sommerabendsegen”. Impuls: P. Karl Hoffmann, Salvatorianer, zu „Wir spinnen Luftgespinste“.

Fünf Fragen an: Christian Deker, NDR-Journalist und Autor „Die Schwulenheiler“ (Das Erste)

Fünf Freitagsfragen an Christian Deker über den Versuch, Homosexualität zu „heilen“ und den berechtigten Wunsch, in der Kirche gleich behandelt zu werden.

Christian Deker (Bild: privat)Christian Deker (33) arbeitet als Journalist beim NDR in Hamburg. Er ist studierter Jurist und hat in den letzten beiden Jahren für die „Panorama„-Redaktion gearbeitet. Dort hat er zusammen mit Oda Lambrecht zu Umpolungsversuchen von Lesben und Schwulen in Deutschland recherchiert und entsprechende Angebote selbst ausprobiert. Seit letztem Jahr arbeitet er für den Rechercherverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.

Rogate-Frage: Herr Deker, Sie haben sich intensiv mit sogenannten „Homoheilern“ beschäftigt. Warum?

Christian Deker: Obwohl es sich bei den „Homoheilern“ um eine kleine Minderheit handelt, finde ich das Thema sehr relevant. Denn sie reden nicht-heterosexuellen Menschen ein, dass ihre Gefühle nicht in Ordnung seien und sie ihre sexuelle Orientierung ändern könnten. Das ist aber nach ganz einhelliger Überzeugung von Ärzten und Wissenschaftlern nicht möglich und kann sogar gravierende Folgen für die Gesundheit haben, wie Depressionen oder Suizidgedanken. Man stelle sich als Heterosexueller mal vor, plötzlich homosexuell werden zu sollen!

Rogate-Frage: In Ihren Reportagen tauchen auch Kirchenvertreter und fundamentalistische Gruppen auf. Was haben diese mit dem Thema zu tun?

Christian Deker: Meine Kollegin Oda Lambrecht und ich haben lange zu dem Thema recherchiert und dabei festgestellt, dass nahezu alle dieser dubiosen Angebote von strenggläubigen Christen kommen – und dort vor allem aus dem evangelikalen Spektrum. Die Überzeugung, dass Homosexualität Sünde sei, stürzt dort Homosexuelle in tiefe Glauben- und Identitätskrisen. Die Geschichten dieser Menschen sind erschütternd, ein aussichtsloser und manchmal jahrzehntelang anhaltender Kampf gegen die eigenen Gefühle. Häufig versuchen sie verzweifelt, durch Glaube und Gebet, aber auch mit Psychotherapien oder sogar Dämonenaustreibungen heterosexuell zu werden. Ich habe während der Recherche im Selbstversuch Ärzte aufgesucht, die solche vermeintlichen Behandlungen in Deutschland anbieten. Und leider existieren solche Angebote und Ansichten auch unter dem Dach der EKD.

Rogate-Frage: Welche Reaktionen haben Sie auf Ihre Filme erfahren?

Christian Deker: Wir haben enorm viele Anrufe, Nachrichten und Briefe bekommen. Die allermeisten sehen Homosexualität als eine ganz natürliche Sache an, an der es nichts zu verändern gibt. Aber es gibt auch Stimmen aus dem evangelikalen Bereich, die uns Intoleranz gegenüber dem Christentum vorwerfen. Da wird irgendwie die Perspektive verwechselt. Auch Tipps für mich sind dabei, wie ich auf den „wahren Weg zur Heterosexualität“ kommen könnte. Und leider waren auch persönliche Beschimpfungen dabei.

Rogate-Frage: Welche Rolle sollten, aus Ihrer Sicht, die Kirchen und Kirchengemeinden einnehmen?

Christian Deker: Sie sollten Lesben und Schwule genau gleich wie alle anderen Menschen behandeln. Nicht mehr und nicht weniger. Das geschieht ja auch vielerorts in der Evangelischen Kirche, zuletzt zum Beispiel als sich der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm für die „Ehe für alle“ ausgesprochen hat. Ich verstehe aber nicht, warum es ausgerechnet innerhalb der Evangelischen Kirche auch eine solch offene Ablehnung von Menschen gibt, wo doch die Nächstenliebe eigentlich so zentral ist. Und ich verstehe auch nicht, warum die EKD in ihren eigenen Reihen Gemeinden und Gruppen toleriert, die solch gefährliche Ansichten vertreten und zur Umpolung aufrufen.

Rogate-Frage: Wie könnte Glaube, Spiritualität und Religion helfen, Menschen mit LGBTI-Identitäten anzunehmen und zu akzeptieren?

Christian Deker: Indem wir unsere Mitmenschen einfach so leben lassen, wie sie sind. Den TheologInnen sollte die Gesundheit ihrer Gemeindemitglieder wichtiger sein als der Streit um die richtige Bibelauslegung.

Rogate: Vielen Dank, Herr Deker, für das Gespräch! Mehr Infos finden Sie hier: christian-deker.de.

Christian Deker besuchte Ärzte, die offenbar seine sexuelle Orientierung ändern wollen. Eine Reise in die homophoben Winkel der Republik. Hier sehen Sie die Reportage „Die Schwulenheiler | Panorama – die Reporter | NDR„:

Und hier der zweite Teil:

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de _________________________________________________

Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Ev. Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

  • Rogate Kl_Postkarte_Messe Stadtfest 2014_060315 KopieDienstag, 9. Juni 15 | 19:00 Uhr , VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Donnerstag, 11. Juni 15 | 20:30 Uhr, KOMPLET, das Nachtgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Dienstag, 16. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Donnerstag, 18. Juni 15 | 20:30 Uhr, KOMPLET, das Nachtgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
  • Freitag, 19. Juni 15 | 19:30 Uhr, Eröffnungsgottesdienst des 23. lesbisch-schwulen Stadtfestes des Regenbogenfonds e.V., Predigt: Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent im Kirchenkreis Schöneberg. Mit dem Friedenauer Posaunenchor,  Bezirksbürgermeisterin Angelika SchöttlerDekan Ulf-Martin Schmidt und Vikarin Anna Trapp. Orgel: Malte Mevissen.
  • Sonnabend & Sonntag, 20. und 21. Juni 15, Teilnahme mit einem Info-Stand auf dem “23. Stadtfest des Regenbogenfonds“, Schöneberg
  • Dienstag, 23. Juni 15 | 19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet, Zwölf-Apostel-Kirche
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