Aktuell: Am Freitag läuten die Glocken für die ums Leben gekommenen Flüchtlinge in Österreich.

RKl KK EvangAT_Totenglocken Flüchtlinge_110915_1web KopiePresse-Information des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich:

Am Freitag läuten die Glocken für die ums Leben gekommenen Flüchtlinge

Kirchen in Österreich nehmen Appell des Berliner evangelischen Rogate-Klosters St. Michael auf – „Für die Toten beten und für das Leben der Flüchtlinge eintreten“

Wien, 30.09.15 (örkö) Überall in Österreich werden am Freitag, 2. Oktober, um 15 Uhr (in Deutschland um 20 Uhr, während der „Tagesschau“) die Glocken der Kirchen zum Gedenken an die vielen tausend Menschen läuten, die in den vergangenen Monaten und Jahren auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen sind. Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ), Superintendent Lothar Pöll, hat einen entsprechenden Aufruf des evangelischen Rogate-Klosters St. Michael (einer geistlichen Gemeinschaft in der Evangelischen Kirche Berlin–Brandenburg–schlesische Oberlausitz) an die ÖRKÖ-Mitgliedskirchen weitergeleitet. Das Rogate-Kloster hatte seinen Aufruf ausdrücklich an alle Kirchengemeinden in Deutschland und Österreich gerichtet. Durch das Läuten der Glocken sollen die Christen daran erinnert werden, „für die Toten zu beten und für das Leben der Flüchtlinge einzutreten“. In Österreich haben sich u.a. die Erzdiözese Wien, die evangelisch-lutherische Kirche und die evangelisch-reformierte Kirche dem Aufruf angeschlossen.

Zu den Erstunterzeichnenden des Aufrufs des Rogate-Klosters zählten die Evangelische Kirche in Österreich, die Diakonie Österreich und der Berliner Flüchtlingsseelsorger P. Ludger Hillebrand SJ (Jesuiten Flüchtlingsdienst), aber auch Berliner Bundes- und Lokalpolitiker aus unterschiedlichen Fraktionen. Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker betonte zu dem Aufruf: „Die Zahl der toten Flüchtlinge an den Außengrenzen Europas steigt ständig. Mit den 71 Toten in einem LKW, der Ende August bei Parndorf im Burgenland gefunden wurde, ist schmerzhaft klar geworden, dass auch bei uns Asylsuchende ihr Leben aufs Spiel setzen und verlieren können. Es braucht dringend legale Wege nach Europa und wirksame Hilfsmaßnahmen in der Herkunftsländern. Aus christlicher Überzeugung verdienen die Toten Respekt. Als Zeichen der Klage über die Opfer, aber auch zur Mahnung für uns alle läuten an diesem Freitag um 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu, die Kirchenglocken. Im Kreuz stellt sich Gott auf die Seite der Opfer und gibt Hoffnung, dass der Tod und alle Todesmächte überwunden sind. Wir dürfen niemals vergessen, dass uns Menschen gegenüber stehen, die auf der Flucht sind“. Der Tod von Flüchtlingen sei eine Mahnung, die Menschlichkeit nicht zu vergessen. Dieser Opfer zu gedenken und für ihre würdige Beerdigung zu sorgen, sei ein Gebot der Humanität und der Nächstenliebe. (forts mgl)

Weitere Informationen zur Presse-Information: oekumene.at

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Rogate Kl_Postkarte_Trauergottesdienst Flüchtlinge_040915 KopieDer Kirchenkreis Schöneberg und das Rogate-Kloster laden am Freitag, 2. Oktober, 20:15 Uhr, im Anschluss an das Totengeläut, zu einem zentralen Berliner Gedenk-Gottesdienst für auf der Flucht gestorbene Menschen ein. Mehr dazu hier.

Erreichbar ist die Zwölf-Apostel-Kirche mit öffentlichen Verkehrsmitteln und über die U-Bahnhöfe: Kurfürstenstraße (U1) Nollendorfplatz (U1, U2, U3, U4). Oder per Bus: Kurfürstenstraße (M85, M48), Nollendorfplatz (M19, 187) und Gedenkstätte Dt. Widerstand (M29). PKW-Stellplätze vor dem Gemeindezentrum und in der Genthiner Straße. Adresse: An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.

Läutet Ihre Gemeinde auch am 2. Oktober 2015 zum Gedenken an auf der Flucht gestorbene Menschen? Bitte senden Sie uns eine Mail, damit wir eine Übersicht erstellen können: Post@Rogatekloster.de

Für sich beteiligende Kirchengemeinden haben wir einen Schaukastenaushang  vorbereitet, den Sie gern verwenden können.

Gottesdienst: Segnung für Mensch und Tier am 3. Oktober 2015 in Schöneberg.

10402807_1063246967025504_1821165481048264438_nAm Tag des Heiligen Franziskus, 3. Oktober, lädt das Rogate-Kloster in die Zwölf-Apostel-Kirche Schöneberg zu einen besonderen Gottesdienst für Mensch und Tier, in dem wir über unser Verhältnis zu den Tieren nachdenken. Eingeladen sind alle, also auch die Tiere mit ihren Haltern.

Franz von Assisi gilt vielen als erster Tierschützer. Weil er am Vorabend des 4. Oktober starb und dieser nach damaliger Zeitrechnung nicht mehr zum 3. Oktober zählte, wird sein Fest von der katholischen Kirche am 4. Oktober gefeiert. Dagegen gedenkt die evangelische Kirche seiner am 3. Oktober.

Termin: Samstag, 3. Oktober 2015 | 15:00 Uhr, Ökumenischer Gottesdienst für Mensch und Tier. Predigt: Pastor Engelbert Petsch, Neubrandenburg. Liturgie: Bruder Franziskus. Orgel: Dr. Julian Heigel.

Erreichbar ist die Zwölf-Apostel-Kirche mit öffentlichen Verkehrsmitteln und über die U-Bahnhöfe: Kurfürstenstraße (U1) Nollendorfplatz (U1, U2, U3, U4). Oder per Bus: Kurfürstenstraße (M85, M48), Nollendorfplatz (M19, 187) und Gedenkstätte Dt. Widerstand (M29). PKW-Stellplätze vor dem Gemeindezentrum und in der Genthiner Straße. Adresse: An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.

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Willkommen zu unseren weiteren, noch folgenden Gottesdiensten in der gastgebenden Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

  • Freitag, 2. Oktober 2015 | 20:00 – 20:15 Uhr, Totenläuten zum Gebet für auf der Flucht gestorbene Flüchtlinge. Hier ein Schaukastenaushang für sich beteiligende Kirchengemeinden.
  • Freitag, 2. Oktober 2015 | 20:15 Uhr, Ökumenischer Gedenkgottesdienst für auf derFlucht gestorbene Menschen. Mit Bischof Anba Damian, Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Propst Dr. Christian Stäblein, EKBO, Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent im Kirchenkreis Schöneberg, Pfarrerin Beate Dirschauer, Flüchtlingskirche Kreuzberg, Pfarrerin Andrea Richter, Spiritualitätsbeauftragte der EKBO, und Br. Franziskus, Rogate-Kloster. Orgel: Manuel Rösler.
  • Dienstag, 6. Oktober 15 | 19:00 Uhr, Vesper
  • Dienstag, 13. Oktober 15 | 19:00 Uhr, Vesper

Totengeläut für gestorbene Flüchtlinge: Erste Rückmeldungen aus Österreich und Deutschland.

11986477_1177525795597620_1472160464983219317_nAnfang September hatten der Kirchenkreis Schöneberg und das Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin die Kirchengemeinden in Österreich und in Deutschland aufgerufen, am Abend des 2. Oktobers 2015, von 20:00 bis 20:15 Uhr, die jeweilige Totenglocke ihrer Kirche zu läuten, um an die auf der Flucht gestorbenen Menschen zu erinnern, zu mahnen und um damit zum Gebet für Tote und Lebende sowie zur Erinnerung an die Flüchtlinge aufzurufen. Das Geläut in Österreich ist bereits für 15:00 Uhr geplant.

Die Evangelische Kirche Österreichs, Engagierte in Willkommensbündnissen für Flüchtlinge, Politiker wie Renate Künast und Gregor Gysi und die Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Tempelhof-Schöneberg hatten sich dem Aufruf angeschlossen. Alle Erstunterzeichner finden Sie hier.

Der Wiener Bischof Michael Bünker zum Gedenkläuten in Österreich: „Die Zahl der toten Flüchtlinge an den Außengrenzen Europas steigt ständig. Mit den 71 Toten in einem LKW, der Ende August bei Parndorf im Burgenland gefunden wurde, ist schmerzhaft klar geworden, dass auch bei uns Asylsuchende ihr Leben aufs Spiel setzen und verlieren können. Die Toten von Parndorf sind Opfer krimineller Schlepper geworden. Es braucht  dringend legale Wege nach Europa und wirksame Hilfsmaßnahmen in der Herkunftsländern. Aus christlicher Überzeugung verdienen die Toten, darunter vier Kinder, Respekt. Als Zeichen der Klage über die Opfer, aber auch zur Mahnung für uns alle läuten an diesem Freitag um 15:00 Uhr, zur Todesstunde Jesu, die Kirchenglocken. Im Kreuz stellt sich Gott auf die Seite der Opfer und gibt Hoffnung, dass der Tod und alle Todesmächte überwunden sind.  Wir dürfen niemals vergessen, dass uns Menschen gegenüber stehen, die auf der Flucht sind. Ihr Tod mahnt uns, die Menschlichkeit nicht zu vergessen. Ihrer zu gedenken und für ihre würdige Beerdigung zu sorgen ist ein Gebot der Humanität und der Nächstenliebe.“

Erste Rückmeldungen zur Beteiligung am Totengeläut

Wir wissen heute, am Tag des Erzengels Michael, von folgenden Kirchengemeinden, die am Freitag, 20:00 bis 20:15 Uhr, ihre Totenglocke als Gebetsaufruf läuten. Die aktuellere Rückmeldeliste (ab 1. Oktober) finden Sie hier.

Berlin

Baden-Württemberg

Bayern, Landkreis Altötting, Kirchenkreis München/Oberbayern

Brandenburg, Werder

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

  • Kirchengemeinde Semlow-Eixen mit der St. Georgskirche zu Eixen; St. Katharinen zu Leplow, Kapelle Behrenwalde und Dorfkirche Semlow, letztere mit der Einladung zum stillen Gebet

Niedersachsen, Kirchenkreis Wilhelmshaven-Friesland

  • Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven, mit anschließender Andacht
  • St. Martin Kirche Voslapp
  • Friedenskirche Fedderwardergroden
  • St. Martin Kirche Zetel
  • Thomaskirche Neuengroden
  • Stephanus-Kirche Fedderwarden
  • St. Nikolai-Kirche Heppens
  • Ev.-luth. Kirche in Schortens
  • Kirche Roffhausen
  • Lutherkirche Wilhelmshaven
  • St. Magnus Kirche Sande
  • Christus-Kirche Cäciliengroden
  • Banter Kirche
  • Ev.-luth. Kirchengemeinde Varel, mit offener Kirche, Zeit der Stille und Verlesen des Bischofswortes ab 19:30 Uhr bis 20:15 Uhr
  • Kirchengemeinde Bockhorn
  • Kirchengemeinde Neuenburg
  • St. Jakobi Neuende

Rheinland-Pfalz, Südpfalz

  • Prot. Kirchengemeinde Altdorf-Böbingen-Duttweiler
  • Prot. Kirchengemeinde Freimersheim-Kleinfischlingen-Großfischlingen und ihre katholischen Schwestergemeinden.
  • Protestantische Kirche Gommersheim
  • Protestantische Kirche Freisbach

Sachsen-Anhalt

Österreich (bereits um 15:00 Uhr)

Läutet Ihre Gemeinde auch am 2. Oktober 2015 zum Gedenken an auf der Flucht gestorbene Menschen und Ihre Kirche fehlt auf dieser Liste? Bitte senden Sie uns eine Mail, damit wir sie eintragen können: Post@Rogatekloster.de

Für sich beteiligende Kirchengemeinden haben wir einen Schaukastenaushang  vorbereitet, den Sie gern verwenden können.

Gottesdienst: Ökumenische Trauer um die auf der Flucht Gestorbenen am Freitag.

Eucharistie am 16. Sonntag nach Trinitatis: Seit Monaten sehen wir die furchtbaren Bilder von geflüchteten Menschen, die ihr Leben retten wollen und unter widrigen Umständen nach Europa unterwegs sind. Seit Monaten hören wir vom elendigen Sterben in der Wüste Nordafrikas, auf dem Mittelmeer und auf den langen Wegen nach Norden.

Wir feiern einen Trauergottesdienst am Freitag, 2. Oktober 2015, im Rogate-Kloster in der Zwölf-Apostel-Kirche Schöneberg, um zu beten für die vielen Menschen, die auf ihrer Flucht ihr Leben gelassen haben, ertrunken, erstickt, erschlagen… Ein Ausdruck unserer Trauer und unser Protest gegen das Sterben und das Zögern Europas.

Dieser ökumenische Gedenkgottesdienst richtet sich an alle, die gemeinsam trauern und beten wollen, für die vielen tausenden Toten. Dieser Gottesdienst soll aber auch Mut machen, für das Engagement für das Leben und die geflüchteten Menschen hier bei uns. Er ist damit bewusst eine Feier für alle in Berlin, die sich für Flüchtlinge einsetzen, die viel hören, die viel leisten und die bis zur Erschöpfung sich einbringen.

Termin: Freitag, 2. Oktober 2015 | 20:15 Uhr, Ökumenischer Gedenkgottesdienst für auf der Flucht gestorbene Menschen. Mit Bischof Anba Damian, Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Propst Dr. Christian Stäblein, EKBO, Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent im Kirchenkreis Schöneberg, Pfarrerin Beate Dirschauer, Flüchtlingskirche Kreuzberg, Pfarrerin Andrea Richter, Spiritualitätsbeauftragte der EKBO, und Br. Franziskus, Rogate-Kloster. Orgel: Manuel Rösler.

11986477_1177525795597620_1472160464983219317_nVor dem Gottesdienst wird es in vielen Kirchen Österreichs und Deutschland ein Totenläuten zum Gebet für auf der Flucht gestorbene Flüchtlinge geben. Dazu veröffentlichen wir morgen eine erste Liste der uns bekannten sich beteiligenden Gemeinden. Termin: Freitag, 2. Oktober 2015 | 20:00 – 20:15 Uhr. In Österreich wird bereits um 15 Uhr geläutet. Hier ein Schaukastenaushang für sich beteiligende Kirchengemeinden, um über das Sonderläuten zu informieren.

Erreichbar ist die Zwölf-Apostel-Kirche mit öffentlichen Verkehrsmitteln und über die U-Bahnhöfe: Kurfürstenstraße (U1) Nollendorfplatz (U1, U2, U3, U4). Oder per Bus: Kurfürstenstraße (M85, M48), Nollendorfplatz (M19, 187) und Gedenkstätte Dt. Widerstand (M29). PKW-Stellplätze vor dem Gemeindezentrum und in der Genthiner Straße. Adresse: An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.

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Willkommen zu unseren weiteren Gottesdiensten in der gastgebenden Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

  • Dienstag, 29. September 15 | 19:00 Uhr, Patrozinium St. Michaelis, ökumenische Eucharistie zusammen mit der Alt-katholischen Gemeinde Berlin. Orgel: Dr. Julian Heigel. Anschließend (ca. 20:15 Uhr) Rogate-Abend zum Monat der Diakonie: Testament und Patientenverfügung, mit Rechtsanwalt Holger Hillnhütter.
  • Samstag, 3. Oktober 2015 | 15:00 Uhr, Ökumenischer Gottesdienst für Mensch und Tier. Predigt: Pater Engelbert Petsch. Orgel: Dr. Julian Heigel.
  • Dienstag, 6. Oktober 15 | 19:00 Uhr, Vesper

Fünf Fragen an: Dr. Stefan Heße, Erzbischof im Erzbistum Hamburg

Fünf Freitagsfragen an Stefan Heße, Erzbischof im Erzbistum Hamburg, über die Rolle als Epískopos, die Zukunft der Kirche und die Wahrnehmung der vielfältiger Lebensentwürfe.

Erzbischof Dr. Stefan Heße (Bild: Erzbistum Hamburg)

Erzbischof Dr. Stefan Heße (Bild: Erzbistum Hamburg)

Stefan Heße wurde am 7. August 1966 in Köln in Köln. Am 18. Juni 1993 erfolgte die Priesterweihe. In den Jahren 1993 – 1997 war er Kaplan in St. Remigius in Bergheim, dann 1997 – 2003 Repetent im Erzbischöflichen Theologenkonvikt Bonn. Er promovierte 2001  zum Doktor der Theologie mit einer Arbeit über die Theologie der Berufung bei Hans Urs von Balthasar. Später dann Einsatz als Abteilungsleiter im Erzbischöflichen Generalvikariat, Abt. Pastoraleinsatz Pastorale Dienste. Nach weiteren Stationen wurde er 2012 Generalvikar des Erzbischofs von Köln und Ökonom des Erzbistums und am 28. Februar 2014 Diözesanadministrator des Erzbistums Köln. Am 20. September 2014 erfolgte die Ernennung zum Generalvikar des Erzbischofs von Köln. Papst Franziskus ernannte ihn am 26. Januar 2015 zum Erzbischof von Hamburg. Er ist zudem Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz.

Rogate-Frage: Herr Erzbischof Dr. Heße, wie geht es Ihnen in Hamburg und dem norddeutschen Tiefland?

Stefan Heße: Ich fühle mich wohl in meiner neuen Heimat. Ich mag die Städte, das weite Land, das Meer und die Inseln. Der Hamburger Stadtteil St. Georg, in dem ich wohne und wo auch der Dom steht, ist sehr bunt und hat viele Facetten. Und ich werde überall freundlich aufgenommen. Das trägt natürlich auch zu einem guten Lebensgefühl bei.

Rogate-Frage: Was macht einen guten Bischof aus? Wie wollen Sie Ihr Amt ausfüllen?

Stefan Heße: Ich will nah bei den Menschen sein und selbst auch für eine gute Kommunikation und Vernetzung sorgen. Das ist gerade hier im Norden ganz wichtig, weil Katholiken in den großen Gebieten oft sehr vereinzelt leben.

Rogate-Frage: Hohe Kirchenaustrittszahlen, eine schwindende Volkskirche, Priestermangel und Rückbau von Gemeindestrukturen. Wie soll die Kirche unserer Breiten in der Zukunft aussehen?

Stefan Heße: Die Kirche der Zukunft soll vom Engagement vieler Menschen getragen werden. Wichtig wird sein, dass alle Getauften mehr Verantwortung übernehmen. Und wir müssen uns besser vernetzen. Gemeinden, Kitas und Schulen, Krankenhäuser und Altenheime, Sozialeinrichtungen und Beratungsdienste: Es gibt so viele Orte, an denen Kirche gelebt wird. Es macht uns lebendiger, wenn sich diese Orte künftig gegenseitig stärker befruchten.

Rogate-Frage: Der Züricher Generalvikar Josef Annen hat im August geschrieben: „Zukunft hat ein Glaube, der die vom Konzil geforderte Wahrnehmung der Zeichen der Zeit ernst nimmt. Dazu gehören der offene Dialog über wissenschaftliche Erkenntnisse zur Anthropologie, insbesondere zur Sexualität des Menschen, das Wahrnehmen der heute gelebten Familienvielfalt sowie der Respekt vor anderen Lebensentwürfen.“ Wie weit weg die römisch-katholische Kirche von solchen Positionen? Und wie nah sollte sie ihnen kommen?

Stefan Heße: Die Wahrnehmung der vielfältigen Lebensentwürfe scheint mir ein Gebot der Stunde zu sein. Wahrnehmung verbinde ich auch mit einem Respekt vor der getroffenen Entscheidung der jeweiligen Menschen. Und natürlich mit dem Versuch, diesen Entwurf auch zu verstehen. Damit kommt man in einen Dialog herein, der auch von Frage und Nachfrage lebt. Bei der Vielfalt der Lebensentwürfe möchte ich das Ideal der Ehe zwischen Frau und Mann aber nicht aufgeben. Diese hat für mich eine ganz herausgehobene Stellung.

Rogate-Frage: Papst Franziskus sagte: «Wenn eine Person homosexuell ist und Gott sucht und guten Willens ist, wer bin ich, über ihn zu richten?». Doch wie ist das Verhältnis von katholischer Kirche beispielsweise in Ihrem Erzbistum zu Regenbogenfamilien, offen schwulen Priesteramtskandidaten und verpartnerten, lesbischen Erzieherinnen in Caritas-Einrichtungen? Wird sich die Realität, die Liebe oder der römische Katechismus durchsetzen, der von Mitleid und Takt spricht?

Stefan Heße: Wir sollten die Augen nicht vor der Vielfalt der Lebensformen verschließen. Das heißt nicht, dass wir alles gut finden müssen. Wichtig ist immer der Mensch in seiner Lebenssituation. Klar ist für mich, dass wir unser Ehe-Ideal nicht aufgeben. Ebenso klar ist auch, dass sich jeder Priester zum Zölibat verpflichtet. Ehe und Zölibat müssen im Alltag gelebt werden. Ich glaube, dass das für beide Formen gleichermaßen eine Herausforderung darstellt. Und was das in manchem neu gefasste kirchliche Arbeitsrecht für die Praxis der Zukunft bringt, werden wir noch sehen. Wichtig ist mir aber auch, dass wir als Kirche nicht ausgrenzen.

Rogate: Vielen Dank, Herr Erzbischof Dr. Heße, für das Gespräch!

Mehr Informationen finden Sie hier: Erzbistumhamburg.de

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

  • 11986477_1177525795597620_1472160464983219317_nDienstag, 29. September 15 | 19:00 Uhr, Patrozinium St. Michaelis, ökumenische Eucharistie zusammen mit der Alt-katholischen Gemeinde Berlin, anschließend (ca. 20:15 Uhr) Rogate-Abend zum Monat der Diakonie: Testament und Patientenverfügung, mit Rechtsanwalt Holger Hillnhütter.
  • Freitag, 2. Oktober 2015 | 20:00 – 20:15 Uhr, Totenläuten zum Gebet für auf der Flucht gestorbene Flüchtlinge. Hier ein Schaukastenaushang für sich beteiligende Kirchengemeinden.
  • Eucharistie am 16. Sonntag nach Trinitatis: Freitag, 2. Oktober 2015 | 20:15 Uhr, Ökumenischer Gedenkgottesdienst für auf der Flucht gestorbene Menschen. Mit Bischof Anba Damian, Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent im Kirchenkreis Schöneberg, und Pfarrerin Beate Dirschauer, Flüchtlingskirche.
  • Samstag, 3. Oktober 2015 | 15:00 Uhr, Gottesdienst für Mensch und Tier. Predigt: Pater Engelbert Petsch.
  • Dienstag, 6. Oktober 15 | 19:00 Uhr, Vesper
  • Dienstag, 13. Oktober 15 | 19:00 Uhr, Vesper

Gedenkläuten für verstorbene Flüchtlinge am 2. Oktober: Aushang für Kirchengemeinden

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Schaukastenaushang: Totenläuten am 2. Oktober

Für das Läuten der Totenglocken am 2. Oktober 2015, 20:00 – 20:15 Uhr, haben wir für sich beteiligende Kirchengemeinden einen Schaukastenaushang vorbereitet.

Hier noch einmal der Aufruf:

Viele tausend Menschen sind in den vergangenen Monaten und Jahren auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Immer wieder hören wir davon in den Nachrichten oder direkt von Flüchtlingen, die uns vom elendigen Sterben auf den Fluchtrouten durch die Wüste, auf dem Mittelmeer oder durch die südlichen Länder Europas berichten.

„Die Lebenden rufe ich. Die Toten beklage ich.“ (Schiller in „Die Glocke“)

Wir bitten die Kirchengemeinden in 11986477_1177525795597620_1472160464983219317_nÖsterreich und in Deutschland, am Abend des 2. Oktobers 2015, von 20:00 bis 20:15 Uhr, die jeweilige Totenglocke ihrer Kirche zu läuten, um an die Toten zu erinnern, zu mahnen und um damit zum Gebet für Tote und Lebende sowie zur Erinnerung an die Flüchtlinge aufzurufen.

Das Geläut unserer Kirchenglocken soll uns erinnern, für die Toten zu beten und für das Leben der Flüchtlinge einzutreten.

Diesen Aufruf unterstützen als Erstunterzeichnende:

Die Evangelische Kirche H.B. und A.B. in Österreich, Diakonie Österreich, Pfarrer Burkhard Bornemann (Amtierender Superintendent Kirchenkreis Schöneberg), P. Ludger Hillebrand SJ (Jesuiten Flüchtlingsdienst), Lampedusa Berlin, Dr. Gregor Gysi (Fraktionsvorsitzender Die Linke im Deutschen Bundestag), Renate Künast (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag), Mechthild Rawert (Fraktion SPD im Deutschen Bundestag), Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (Tempelhof-Schöneberg), Bezirksbürgermeister Christian Hanke (Berlin-Mitte), Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (Charlottenburg-Wilmersdorf), Anja Kofbinger (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin) Hakan Taş, (Fraktion Die Linke im Abgeordnetenhaus von Berlin), Diana, Mareike, Daniela, Christiane („Moabit hilft„), Taina Gärtner (Grüne Fraktion in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg), Bruder Franziskus RGSM (Rogate-Kloster St. Michael zu Berlin).

Hier ein Schaukastenaushang für sich beteiligende Kirchengemeinden.

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Rogate Kl_Postkarte_Trauergottesdienst Flüchtlinge_040915 KopieDer Kirchenkreis Schöneberg und das Rogate-Kloster laden am Freitag, 2. Oktober, 20:15 Uhr, im Anschluss an das Totengeläut, zu einem zentralen Berliner Gedenk-Gottesdienst für auf der Flucht gestorbene Menschen ein. Mehr dazu hier.

Mitwirkende: Bischof Anba Damian, Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Pfarrer Burkhard Bornemann, amtierender Superintendent im Kirchenkreis Schöneberg, und Pfarrerin Beate Dirschauer, Flüchtlingskirche.

Erreichbar ist die Zwölf-Apostel-Kirche mit öffentlichen Verkehrsmitteln und über die U-Bahnhöfe: Kurfürstenstraße (U1) Nollendorfplatz (U1, U2, U3, U4). Oder per Bus: Kurfürstenstraße (M85, M48), Nollendorfplatz (M19, 187) und Gedenkstätte Dt. Widerstand (M29). PKW-Stellplätze vor dem Gemeindezentrum und in der Genthiner Straße. Adresse: An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.

Gottesdienst: Rogate-Fürbitten für den kommenden Sonntag.

Guter Gott, bewege die Kriegparteien in Syrien, der Ukraine, Afghanistan, Somalia und dem Irak, und an vielen anderen Orten unserer Welt mit dem Töten aufzuhören. Christus höre uns.

Christus erhöre uns.

Bewege die Regierungen Europas nach einer gemeinsamen Lösung für die Flüchtlinge zu suchen, wo nicht die Grenzabschottung im Vordergrund steht, sondern die Ermöglichung von Zugängen, wo es um die gerechte Verteilung von Lasten geht. Christus höre uns.

Christus erhöre uns.

Hilf den Politikern unseres Landes einen klaren Kopf zu bewahren, damit angemessene vernünftige Lösungen gefunden werden. Christus höre uns.

Christus erhöre uns.

Stärke das Personal in den Behörden, die in diesen Wochen logistisch und persönlich hervorragende Arbeit leisten und oft ihre Belastungsgrenzen hinaus gehen, gib ihnen Kraft. Christus höre uns.

Christus erhöre uns.

Erleuchte uns Christen, dass erkennen was wir tun können: in der Nachbarschaft, in der Politik, durch Spenden, durch Kontakte mit Flüchtlingsheimen und Geflüchteten. Christus höre uns.

Christus erhöre uns.

Herr unser Gott, wir brauchen einen klaren Kopf und ein einfühlsames Herz, um zu erkennen was gut und richtig ist. So bitten wir Dich: Sende uns Deinen Geist! Amen.

10273430_1121679404515593_5993426779733338908_nWillkommen im Rogate-Kloster in der Zwölf-Apostel-Kirche am Sonntag, 20. September 15 | 10:00 Uhr, zum Gottesdienst zum Monat der Diakonie: Eucharistie am 16. Sonntag nach Trinitatis: “Liebe den Fremden, wie dich selbst“. Hier werden die Fürbitten gelesen. Der Text ist von Pater Hillebrand SJ.

Predigt: Pater Ludger Hillebrand SJ, vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst – Jesuit Refugee Service – (JRS).

Musik: Antonín Dvořák: Messe in D op. 86, mit der Lichtenrader Kantorei, Leitung: Andreas Harmjanz. Orgel: Kreiskantor Christoph Hagemann.

Weitere Beteiligte: MdB Mechthild Rawert und MdB Azize Tank.

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

Fünf Fragen an: Dr. Heiner Koch, Erzbischof im Erzbistum Berlin

Fünf Freitagsfragen an Erzbischof Dr. Heiner Koch, Erzbistum Berlin, über den Ruf eines Kölners in die Hauptstadt, die Angst vor Fremden und das Verständnis des römisch-katholischen Ehesakramentes.

Erzbischof Dr. Heiner Koch (Bild: Erzbistum Berlin)

Bischof Dr. Koch stammt aus Düsseldorf. Seine Promotion trägt den Titel: „Befreiung zum Sein als Grundperspektive christlicher Religionspädagogik“. Nach seiner Priesterweihe am 13. Juni 1980 arbeitete er zunächst in der Seelsorge, bevor er ins Erzbischöfliche Generalvikariat Köln wechselte. Dort war er erst in der Erwachsenenseelsorge tätig und dann Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. Papst Johannes Paul II. ernannte Koch am 19. September 1993 zum Kaplan Seiner Heiligkeit (Monsignore), und am 10. Februar 1996 zum Päpstlichen Ehrenprälaten. Nach seiner Priesterweihe am 13. Juni 1980 arbeitete er zunächst in der Seelsorge, bevor er ins Erzbischöfliche Generalvikariat Köln wechselte. Von 2002 bis 2005 leitete Heiner Koch als Generalsekretär die Vorbereitung und Durchführung des Weltjugendtags in Köln.

Seit Februar 2010 ist Dr. Heiner Koch als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Katholische Deutsche Auslandsseelsorge zuständig. Seit Januar 2013 war er der 49. Bischof des Bistums Dresden-Meißen. Zum Erzbischof von Berlin ernannt am 8. Juni 2015. Als zehnter Bischof des Erzbistums Berlin hat Verbindungen zu dreien seiner Vorgänger: Mit Kardinal Woelki zusammen war er Weihbischof im Erzbistum Köln unter Kardinal Meisner. Mit Kardinal Sterzinsky arbeitete er schon als Weihbischof in der Familienkommission der Deutschen Bischofskonferenz, ihm folgte er als Vorsitzender dieser Kommission nach.

Rogate-Frage: Herr Bischof Dr. Koch, Segens- und Glückwünsche Ihnen zur Ernennung zum Erzbischof von Berlin! Muss man eigentlich mal im Erzbistum Köln gewesen sein, um in der Kirche Karriere zu machen? Und verstehen Sie die Kritik von Bischof Dr. Gerhard Feige an den drei Wechseln in der Leitung ostdeutscher Bistümer?

Heiner Koch: Jahrzehntelang wurde kein Kölner in das Amt eines Diözesanbischofs berufen. Wenn heute Domkapitel einen Kölner als Bischof wählen, so bin ich überzeugt, dass sie es nicht tun, weil der Betreffende ein Kölner ist, sondern weil sie überzeugt sind, dass dieser geeignet für die Leitung ihres Bistums ist. Was meine Berufung nach Berlin betrifft, so liegt ein wesentlicher Unterschied zu früheren Berufungen darin, dass ich nicht aus dem Osten Deutschlands weggerufen werde, sondern im Osten Deutschlands bleibe. Mir wurde die Leitung der einzigen Kirchenprovinz anvertraut, der nur ostdeutsche Diözesen angehören, von denen ich bislang eine selbst leitete. Wenn das kein Zeichen für Kontinuität ist! Sicherlich, ich wäre auch gerne in Dresden geblieben bei den Menschen, die mich sehr herzlich aufgenommen haben und mit denen zusammen ich noch vieles auf den Weg bringen wollte. Nichtsdestoweniger sehe ich meiner neuen Aufgabe in Berlin nun mit tiefer Bereitschaft und großer Spannung entgegen.

Rogate-Frage: Sie haben in Dresden das zeitweise Erstarken von Pegida erlebt. Aktuell gibt es in Ihrem Bundesland vermehrt Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte. Warum ist die Angst vor Fremden und Minderheiten in Sachsen so groß und wie können Kirche und Christen darauf reagieren?

Heiner Koch: Ich weiß nicht, ob die Angst vor Fremden und Minderheiten in Sachsen viel größer ist als in anderen Bundesländern. Zu den wöchentlichen Pegida-Demonstrationen in Dresden kamen Busse aus verschiedenen Teilen Deutschlands. Bei diesen zusammengeführten Großdemonstrationen konnte man sich in Dresden der bundesweiten Medienaufmerksamkeit sicher sein. Leider wurde aber bundesweit kaum über die vielen Aktionen in Sachsen für Fremde und Migranten berichtet. Auch unsere Kirchengemeinden waren da sehr aktiv. Nichtsdestoweniger: Die Angst und die Ablehnung von Fremden macht mir große Sorge. Aber Angst ist nicht zu überwinden durch einen moralischen Zeigefinger oder durch politischen Druck. Da muss man einfühlsam in die Tiefe der Seelen der Menschen gehen. Das ist mühsamer als die Abgabe großer Erklärungen.

Rogate-Frage: Ihre neue Heimat Berlin gilt als liberal und weltoffen. Die kirchliche Landschaft ist zwar vielfältig, aber die Stadt und ihre Menschen gelten als kirchenfern. Mit welchem Ansatz wollen Sie den Berliner Bischofssitz einnehmen und die Kirche prägen? 

Heiner Koch: Als liberal und weltoffen versteht sich auch meine frühere Wirkungsstadt Köln. Dies ist ohnehin eine Grundhaltung, die voll im Mainstream liegt, zu dem jeder gehören will. Ich freue mich aber auf diese Haltung der Menschen in Berlin, weil sie uns als Christen in der Minderheit auch die Möglichkeit eröffnet, offen und aufmerksam wahrgenommen zu werden, auch mit unserem Profil und unseren Einstellungen, die viele nicht teilen. Mir haben allerdings auch manche Berliner schon gesagt, dass ich in Berlin nicht mit der Großherzigkeit der Rheinländer und der Sachsen rechnen könnte. Aber ich hoffe auf sie. Im Übrigen komme ich nicht mit einem fertigen Konzept. Ich werde zunächst auf die Erfahrungen und Überlegungen der Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern hören und meine Erfahrungen in unser Miteinander einbringen. Ich komme aus dem Bistum Dresden-Meißen, in dem es prozentual nicht einmal halb so viele Katholiken gibt wie in der Stadt Berlin. Ich bin voller Erwartung, von den Berliner Katholikinnen und Katholiken zu erfahren, wie sie mit dieser großen Zahl Katholiken in ihrer Stadt und auch im Zusammenwirken mit den evangelischen Christen den Auftrag erfüllen, den Jesus in seinen letzten Worten den Jüngern damals und uns heute anvertraut hat: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt. 28,19 bis 20). Ich bin gespannt zu sehen, welche Erfahrungen sie mit diesem Auftrag gemacht haben. Mindestens genauso interessiert bin ich aber daran, wie die kleine Zahl der Katholiken in Vorpommern und Brandenburg, die nun wirklich Diaspora in der Diaspora sind, ihre Sendung erfüllen.

Rogate-Frage: Aktuell wird die Öffnung der staatlichen Ehe diskutiert und die „Ehe für Alle“ gefordert. Kardinal-Staatssekretär Parolin aus dem Vatikan nannte das irische Ja eine „Niederlage für die Menschheit“. Die Mitglieder der Berliner CDU haben sich jüngst mehrheitlich gegen eine Eheöffnung ausgesprochen. Ist es nicht ein Widerspruch, dass die Kirche für andere Minderheiten (zum Beispiel Flüchtlinge, ethnische Gruppen etc.) gleiche Rechte und Schutz fordert, aber für gleichgeschlechtliche Paare eine staatliche Gleichbehandlung vehement ablehnt? Warum?

Heiner Koch: Was verstehen Sie unter dem Begriff „Ehe“? Für uns Katholiken ist die Ehe ein Sakrament, das sich Mann und Frau spenden, die bereit sind, Vater und Mutter für ihre Kinder zu werden, sofern es ihnen möglich ist, und die sich ein Leben lang Zeit nehmen, miteinander als Eheleute und Familie lieben zu lernen. Dieses unser Verständnis der Ehe unterscheidet sich wesentlich vom Verständnis der Ehe der meisten Bundesbürger. Manche halten eine lebenslange Bindung für die Ehe nicht für wesentlich, andere wollen grundsätzlich nicht Vater oder Mutter werden, wieder andere sagen, in der Ehe müssten auch nicht Mann und Frau zusammengefügt sein. Solange wir so unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was der Begriff Ehe eigentlich meint, werden wir auch zu konkret unterschiedlichen politischen und rechtlichen Schlussfolgerungen kommen. Das Wort „Ehe“ ist heute so undifferenziert gebraucht, dass es für differenzierte Diskussionen kaum noch geeignet ist: Zu viele verstehen zu viel Unterschiedliches unter diesem Begriff. Ich bin für Differenzierung. Das Differenzierte soll auch differenziert bezeichnet und behandelt werden. Es lebe die Differenz! Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern mit der Vielfalt des Lebens.

Rogate-Frage: Papst Franziskus hat ein Jahr der Barmherzigkeit für das kommende Kirchenjahr ausgerufen. Was ist Barmherzigkeit für Christen? Kann die Kirche barmherzig sein? Wie?

Heiner Koch: Die Barmherzigkeit ist ein Wesenszug Gottes, wie ihn Jesus Christus gezeigt und gelebt hat: Mensch, du fällst nie aus der Liebe meines Herzens heraus. Ich habe ein Herz für dich, jetzt in deinem Leben und in der Stunde deines Todes. Auch dann lasse ich dich nicht fallen, deshalb wirst du in Ewigkeit leben. Die Barmherzigkeit ist in unserem Glauben also zunächst das Leben, das wir von Gott geschenkt bekommen. In unserem Leben als Christen und als Kirche versuchen wir ein wenig von dieser Barmherzigkeit Gottes in die Welt zu tragen. Auch wenn Jesus die Menschen hart angegangen hat und oft deutliche Forderungen an sie stellte, die sie nicht hören wollten oder sie ablehnten, so tat er dies doch aus Barmherzigkeit. Barmherzigkeit ist also keine süße Soße nach dem Motto: alles ist gut. Barmherzigkeit ist anspruchsvoll.

Rogate: Vielen Dank, Herr Bischof Dr. Koch, für das Gespräch!

Weitere Informationen finden Sie hier: Erzbistum Berlin

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

Rogate-Abend: Lesung „Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina“

Jerusalem ist als Brennpunkt des Nahostkonflikts beständig Thema in den Medien. Mitten in diesem Krisenherd lebt der deutsche Mönch Pater Nikodemus Schnabel, der mit 24 Jahren in das Benediktinerkloster Dormitio auf dem Berg Zion eintrat. Das Kloster liegt völkerrechtlich gesehen im „Niemandsland“ zwischen Israel und Palästina. Auf „neutralem Gebiet“ dient es daher als Begegnungsstätte der verschiedenen Religionen und ist Treffpunkt für Politiker, Diplomaten und Korrespondenten aus aller Welt – gut für einen neuen Blick auf den Nahostkonflikt. Als Auslandsseelsorger und Pressesprecher seiner Abtei erlebt Pater Nikodemus seit über zehn Jahren hautnah die Konflikte der heiligen Stadt, Feindseligkeiten ebenso wie Toleranz und interreligiösen Dialog zwischen Juden, Moslems und Christen.

Einladung zur Lesung mit P. NikodemusAm Donnerstag, 24. September 2015, stellt Pater Nikodemus Schnabel sein Buch „Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina“ im Rogate-Kloster vor.

In seinem Buch nimmt er Lesende mit in sein Jerusalem und versucht, die Fragen zu beantworten, die ihm Besucher aus aller Welt immer wieder stellen: Warum hat er sich dazu entschieden, Mönch zu werden? Wie ist das Leben im Kloster zwischen den Fronten und das Mit- und Gegeneinander der verschiedenen Religionen im Heiligen Land? Was fasziniert ihn an dieser Stadt und wie ist das Leben für die christliche Minderheit? In seinen Beobachtungen und seinem kritischen Hinterfragen aller einfachen Lösungen zeigt er, dass es abseits der Medienwahrheit noch sehr viele Zwischentöne gibt.

Termin:

  • Donnerstag, 24. September 15 | 18:30 Uhr, Autorenlesung mit Pater Nikodemus Schnabel (Dormitio Abtei auf dem Berg Zion in Jerusalem) „Zuhause im Niemandsland – Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina“ (Herbig Verlag, München), Pfarrhaus, An der Apostelkirche 3, Kleiner Saal. Der Eintritt ist frei. Es wird einen Büchertisch geben.
  • Donnerstag, 24. September 15 | 20:30 Uhr, KOMPLET, das Nachtgebet, mit Pater Nikodemus.

Erreichbar ist das Rogate-Kloster mit öffentlichen Verkehrsmitteln und über die U-Bahnhöfe: Kurfürstenstraße (U1) Nollendorfplatz (U1, U2, U3, U4). Oder per Bus: Kurfürstenstraße (M85, M48), Nollendorfplatz (M19, 187) und Gedenkstätte Dt. Widerstand (M29). PKW-Stellplätze vor dem Gemeindezentrum und in der Genthiner Straße. Adresse: An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.

Aktuell: Jahrestreffen Netzwerk Christliche Spiritualität im Stadtkloster Segen

Netzwerk Christliche SpiritualitätZu ihrer vierten und bislang größten Jahrestagung kam das Netzwerk Christliche Spiritualität im Bereich Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Sonntag im Prenzlauer Berg im Stadtkloster Segen zusammen. Rund 30 Teilnehmende aus verschiedenen Zusammenschlüssen, der Ökumene und geistlichen Gemeinschaften aus dem Raum Berlin und Brandenburg tauschten sich über gottesdienstliche Ausprägungen in den Kirchengemeinden, Meditationsangebote und Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus.

Einen Diskussionsschwerpunkt bildete die Frage, wie Spiritualität in der Gruppe gefeiert und gestaltet werden kann. Insbesondere die persönlichen Erfahrungen mit dem Stunden- und Herzensgebet oder der Lectio divina wurden in den Foren vertieft und Erwartungen an Gemeinden und Kirche zusammen getragen, um vor Ort einem noch größeren Kreis verlässliche Angebote machen zu können. Offene, freundliche Orte und Verlässlichkeit der Angebote wurde als elementare Vorraussetzungen für eine gelingende Gestaltung formuliert.

Das Netzwerk Christliche Spiritualität versteht sich als ein Forum für alle, die in Bindung an die Bibel und „in der Achtung vor dem vielfältigen Reichtum christlicher Tradition Spiritualität lernen, üben, leben und lehren“. Gastgeber für das Jahrestreffen 2016 wird das Rogate-Kloster sein. Thema soll dann u.a. der Kirchentag 2017 in Berlin sein.

Weitere Informationen hier.