Fünf Freitagsfragen an Dr. Christoph Meyns, Beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für den Kontakt zu den evangelischen Kommunitäten, über Orte geschwisterlicher Gemeinschaft, Schulen der Achtsamkeit und die Versuchung der Selbstabschließung.

Landesbischof Christoph Meyns (Bild: LK BS)
Dr. Christoph Meyns stammt gebürtig aus Bad Segeberg. In Kiel und Tübingen studierte er Evangelische Theologie. Als Stipendiat der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche verbrachte er zwei Jahre bei der Evangelical Lutheran Church of Papua New Guinea. Nach dem Vikariat im Predigerseminar Breklum und in Husum war er Gemeindepastor in Bargum/Breklum-Nord, Krummesse und Oldenswort. Er ließ sich zum Geistlichen Begleiter bei der damaligen Communität Christusbruderschaft in Wülfinghausen ausbilden. Verschiedene Aufgaben im Kirchenamt in Kiel für die Evaluation des Reformprozesses der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche sowie als Organisations- und Personalentwickler im Kirchenkreis Dithmarschen folgten. 2013 promovierte er zum Doktor der Theologie im Fach Praktische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Seit Juni 2014 ist er Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig und seit Juni 2016 Beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für den Kontakt zu den evangelischen Kommunitäten.
Rogate-Frage: Was verbinden Sie mit evangelischen Kommunitäten und Klöstern?
Christoph Meyns: Für mich stehen evangelische Kommunitäten und Klöster für eine Form des kirchlichen Lebens, in der Gottesdienst, Gebet und geschwisterliche Gemeinschaft in besonderer Intensität gepflegt werden. In einer Zeit, die von verwirrend vielen Möglichkeiten, Zerstreuung und Oberflächlichkeit gekennzeichnet ist, stehen sie ein für die Konzentration auf das Wesentliche, die Wertschätzung der Stille und das Eintauchen in die Fundamente unserer Existenz.
Rogate-Frage: Nicht selten müssen sich Angehörige evangelischer Klöster und Kommunitäten den Vorwurf anhören, ihre Lebensform sei „nicht evangelisch“. Was sagen Sie dazu?
Christoph Meyns: Die Reformation kritisierte die klösterliche Lebensform als Mittel der Werkgerechtigkeit und aufgrund der Lasten, die sich daraus für die Gesellschaft ergaben. Sie fokussierte die Aufmerksamkeit auf Familie und Beruf als gleichberechtigten Ort christlicher Existenz. Im Ergebnis führte diese „Entthronung“ mönchischer Lebensweisen zu ihrer Abschaffung. Damit wurde meines Erachtens das Kind mit dem Bade ausgeschüttet
Auch evangelische Christinnen und Christen können in der Begegnung mit dem Wort Gottes für sich Konsequenzen für die eigene Lebensführung ziehen, die sie in Anknüpfung an die Traditionen des Mönchtums in ein kommunitäres oder klösterliches Leben hinein führen.
Wichtig ist mir, dass nicht das eine gegen das andere ausgespielt wird. Beide Lebensformen haben ihre je eigenen geistlichen Vorzüge, Herausforderungen, Gefährdungen und Fehlformen.
Rogate-Frage: Welche Bedeutung haben Klöster und Geistliche Gemeinschaften in der EKD?
Christoph Meyns: Wir brauchen Orte des Rückzugs, der Stille, der Besinnung und der Kontemplation. Unsere Welt ist so laut, dass wir die leise Stimme Christi und die des eigenen Gewissens oft überhören. Kommunitäten und Klöster sind in besonderer Weise Schulen der Achtsamkeit, des Gebetes und der Liturgie. Sie leisten damit Widerstand gegen einen Zeitgeist, der mit Kopflastigkeit, Machbarkeitswahn, Leistungsdruck, Selbstüberforderung, Misstrauen und der Flucht vor Erfahrungen der Begrenztheit und Kontingenz des Lebens bis tief hinein ins kirchliche Leben Verunsicherung auslöst.
Rogate-Frage: Wie kann die Kirche ihre Klöster und deren geistliches Leben schützen und fördern?
Christoph Meyns: Ich bin noch zu wenig in meine neue Aufgabe eingearbeitet, um beurteilen zu können, was genau Klöster und Kommunitäten von der verfassten Kirche brauchen. Ein erster Schritt scheint mir darin zu liegen, ihnen Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu schenken und sie neben Ortsgemeinden, funktionalen Diensten, Kreisen, Initiativen, Vereinen, Verbänden und diakonischen Einrichtungen als wichtigen Teil des kirchlichen Lebens zu würdigen.
Wichtig scheint mir für unsere Kirche insgesamt zu sein, der Versuchung zu Selbstabschließung und Selbstgenügsamkeit entgegen zu wirken und an guten Beziehungen zwischen den verschiedenen Orten und Ebenen des kirchlichen Lebens zu arbeiten.
Rogate-Frage: Welchen Rat geben sie den Gemeinschaften auf den Weg für das Leben in, mit und für die Kirche?
Christoph Meyns: Da halte ich es mit Paulus: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Philipper 4,4
Rogate: Vielen Dank, Herr Landesbischof Dr. Meyns, für das Gespräch!
Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de
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Sonntag, 23. Oktober 2016 | 10:00 Uhr, Eucharistie am 22. Sonntag nach Trinitatis, mit dem Botkyrka Kammarkör der Tumba Kirche, Schweden. Orgel: Manuel Rösler
- Donnerstag, 20. Oktober 2016 | 19:30 Uhr, Mitgliederversammlung des Fördervereins.
- Allerheiligen, Dienstag, 1. November 2016 | 19:00 Uhr, Ökumenisches Eucharistie mit Bischof Dr. Matthias Ring, Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, EKBO, Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Pfarrerin Andrea Richter, Spiritualitätsbeauftragte der EKBO, Dekan Ulf-Martin Schmidt, Alt-Katholische Gemeinde Berlin, Pastorin Dagmar Wegener, Baptistische Gemeinde Schöneberg, und Pfarrer Burkhard Bornemann, Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde. Chor: „Mixed Martinis – Gospel & more“, Tegel. Orgel: Manuel Rösler
- Sonntag, 3. Advent, 11. Dezember 2016 | 17:00 Uhr, Sternenkinder-Gottesdienst für verwaiste Eltern und ihre Angehörigen zum Worldwide Candle Lighting Day, mit Pastor Engelbert Petsch, Aktion “Die Flamme der Hoffnung”, und Pfarrer Burkhard Bornemann, Zwölf-Apostel-Kirche
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