Fünf Fragen an: Präses Manfred Rekowski, Evangelische Kirche im Rheinland

Fünf Fragen an Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, über die Ablehnung der Judenmission, die Ehe als „weltlich Stand“ und die Zukunft Europas.

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Präses Manfred Rekowski (Bild: EKiR)

Dass er einmal höchster Repräsentant der zweitgrößten EKD-Gliedkirche werden würde, war dem 1958 in Polen geborenen Wahl-Wuppertaler nicht in die Wiege gelegt: „Wahrscheinlicher war damals, dass ich Landwirt in den Weiten Masurens werde“, sagt Manfred Rekowski. Aber als der Junge fünf Jahre alt war, verließ seine Familie ihren Bauernhof und siedelte in die Bundesrepublik über. Rekowsky studierte in Bethel, Marburg, Bochum und Wuppertal Evangelische Theologie. 1982 begann er das Vikariat und trat 1986 seine erste Pfarrstelle in der Gemeinde Wichlinghausen an. 1993 wurde er zum Superintendenten des Kirchenkreises Barmen, 2005 zum Superintendenten des Kirchenkreises Wuppertal gewählt. Die Landessynode berief ihn 2011 als Oberkirchenrat in die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland und wählte ihn im Januar 2013 zum Präses.

Rogate-Frage: Herr Präses, was steckt hinter der sogenannten Judenmission und warum sind Sie dagegen?

Manfred Rekowski: Es gibt unserer Erkenntnis nach zwei Wege zu Gott, den christlichen und den jüdischen. Ich möchte aus dem Beschluss der jüngsten EKD-Synode zitieren: „Christen sind nicht berufen, Israel den Weg zu Gott und seinem Heil zu weisen. Alle Bemühungen, Juden zum Religionswechsel zu bewegen, widersprechen dem Bekenntnis zur Treue Gottes und der Erwählung Israels.“ Die rheinische Kirche vertritt diese Position bereits seit 1980. Im Blick auf die Judenmission und daraus abgeleitete Zwangskonversionen gibt es zudem eine lange und furchtbare christliche Schuldgeschichte, das theologische Nein zur Judenmission verbindet sich mit unserer Verantwortung nach der Shoa.

Rogate-Frage: Ihre Landeskirche hat Trauungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare ermöglicht. Warum?

Manfred Rekowski: Nach evangelischem Verständnis ist die Ehe ein „weltlich Stand“, so Martin Luther. Sie – und entsprechend die Lebenspartnerschaft – wird vor dem Standesamt geschlossen, und nicht vor dem Altar. Die evangelische Trauung ist daher „ein Gottesdienst anlässlich einer Eheschließung, in dem die eheliche Gemeinschaft unter Gottes Wort und Segen gestellt wird. Dabei bekennen die Eheleute, dass sie einander aus Gottes Hand annehmen, und versprechen, ihr Leben lang in Treue beieinander zu bleiben und sich gegenseitig immer wieder zu vergeben.“ So sagt es die Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland, dessen Artikel seit dem Frühjahr 2016 auch auf Eingetragene Lebenspartnerschaften Anwendung. Mit dieser Gleichstellung reagieren wir auf Veränderungen im Zivilrecht für Eingetragene Lebenspartnerschaften. Mit der Eingetragenen Lebenspartnerschaft hat der Gesetzgeber im Jahr 2001 eine Regelung für gleichgeschlechtliche Partnerinnen und Partner geschaffen, die gleiche Rechtsfolgen wie eine Ehe mit sich bringt, derzeit ausgenommen noch das Adoptionsrecht. Maßgeblich für diese Entwicklung ist der Gleichheitsgrundsatz gewesen sowie die Einsicht, dass der besondere Schutz der Ehe keine Benachteiligung anderer Lebensformen erfordert.

Rogate-Frage: Welche Erfahrungen haben Sie in den Diskussionen um die Gleichstellung von Lesben und Schwulen gemacht und wie soll es nun weitergehen?

Manfred Rekowski: Wie gesagt: Das kirchenleitende Gremium, die Landessynode, hat den Beschluss, gleichgeschlechtliche Paare in eingetragener Lebenspartnerschaft bei der Trauung gleichzustellen, mit überzeugender Mehrheit gefasst. Dem voraus ging die Möglichkeit einer sogenannten Gottesdienstlichen Begleitung für gleichgeschlechtlich Liebende, die die rheinische Synode schon im Jahr 2000 eröffnet hat – noch bevor der Gesetzgeber Eingetragene Lebenspartnerschaften möglich machte. Nach dem heute gültigen Beschluss können Pfarrerinnen und Pfarrer die Trauung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerinnen und -partnern aus Gewissensgründen ablehnen. Haben Presbyterien vor 16 Jahren die Durchführung Gottesdienstlicher Begleitungen von Lebenspartnern abgelehnt, können sie diesen Beschluss aufrechterhalten. In beiden Fällen ist die Gemeindeleitung aber verpflichtet, mit Hilfe der Superintendentin oder des Superintendenten dafür zu sorgen, dass die Trauung des Paares in einer anderen Kirchengemeinde stattfindet. Mit diesen Regelungen trägt die Synode dem unterschiedlichen Bibelverständnis zum Thema Homosexualität Rechnung.

Rogate-Frage: Seit einiger Zeit erleben wir in der Bundesrepublik eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft und zunehmenden Populismus, die sich auch in Wahlerfolgen der AfD spiegeln. Was ist die Aufgabe der Kirche in dieser Zeit und wie reagieren die Landeskirchen darauf?

Manfred Rekowski: Um es mit den Worten des einstigen Bundespräsidenten Johannes Rau aus der rheinischen Kirche zu sagen: „Versöhnen statt spalten!“ Und ein kompromissloses Einstehen für gelebte Nächstenliebe sowie für Errungenschaften und Werte wie Demokratie und Menschenrechte. Dabei ist mir der Einsatz für Menschen, die um ihr Leben fürchten und Schutz in Deutschland suchen, besonders wichtig. Wer die Menschenwürde von Flüchtlingen missachtet oder Menschen anderer Religionen nicht die Religionsfreiheit zubilligt, wie das einige Vertreter der AfD tun, der spielt mit dem Feuer und gefährdet den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Dem werden wir massiv entgegentreten.

Rogate-Frage: Die politischen Entwicklungen beispielsweise in Polen, Ungarn und in der Türkei sind beunruhigend. Der Brexit, nationalistische Tendenzen in vielen Ländern … Was wird aus Europa und wie sollten wir Christen uns in dieser Situation verhalten?

Manfred Rekowski: Europa ist die Reaktion auf zwei Weltkriege, ein Friedensprojekt, eine Wertegemeinschaft. Die Kirchen in den Ländern Europas haben längst Netzwerke gebildet, die abseits der politischen Bündnisse, mit oder ohne Brexit halten. Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) als ökumenische Organisation der orthodoxen, anglikanischen, alt-katholischen und evangelischen Kirchen beispielsweise wurde zu Zeiten des Kalten Krieges gegründet. Eine kleine Schar kirchenleitender Menschen machte sich damals dafür stark, die Kirchen in den verschiedenen europäischen Ländern mit ihren unterschiedlichen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemen miteinander ins Gespräch zu bringen. Ihr Ziel war es, den Kirchen Europas zu helfen, eine Vermittlerrolle für Frieden und Verständigung zu übernehmen. Dieses Ziel verfolgen die Kirchen bis heute. Sie tun auf ihrem Terrain viel dafür, das Friedensprojekt Europa zu stärken.

Rogate: Vielen Dank, Präses Rekowski, für das Gespräch!

Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Willkommen zu unseren nächsten öffentlichen Gottesdiensten in der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

Presseschau: „Widerstand gegen den Zeitgeist“

Montag, 10. Oktober 2016 | epd

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Fünf Fragen an Landesbischof Meyns

„Braunschweig/Berlin (epd). Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns hat die Bedeutung von Klöstern und Kommunitäten auch innerhalb der evangelischen Kirche unterstrichen. „Wir brauchen Orte des Rückzugs, der Stille, der Besinnung und der Kontemplation“, sagte Meyns in einem Interview mit dem evangelischen Rogate-Kloster St. Michael in Berlin. Das Kloster hat das Gespräch in der Rubrik „Fünf Freitagsfragen“ auf seiner Internetseite veröffentlicht. Bischof Meyns ist seit Juni Beauftragter für den Kontakt zu den evangelischen Kommunitäten in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).“

Die epd-Meldung finden Sie hier.

Die Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de

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Weihnachten im Kloster: Rogate-Fahrt vom 23. bis 28. Dezember 2016

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Weihnachten im Kloster? Rogate lädt ein.

Weihnachten in Gemeinschaft erleben? Stundengebete, Spaziergänge auf dem Land, Ruhe und neue Leute kennenlernen? Das Rogate-Kloster bietet über die Feiertage einen gemeinsamen Aufenthalt vom Freitag, 23. Dezember, bis Mittwoch, 28. Dezember 2016, im Kloster Lehnin in Brandenburg an.

Wir feiern zusammen Andachten, können Zeiten frei und in der Gruppe gestalten, singen die alten Lieder, besuchen Gottesdienste der beiden Ortsgemeinden und können die Ruhe genießen. Stille Zeiten und meditative Betrachtungen werden angeboten.

Die Unterbringung in Einzelzimmern und die Verpflegung sind einfach. Die Zimmer sind hell, freundlich und warm. Gemeinschaftsduschen und WCs befinden sich auf dem Flur. Eine Teeküche mit Kochgelegenheiten ist vorhanden.

Der fünftägige Aufenthalt kostet inklusive Unterkunft, der Mahlzeiten (Frühstück, Mittag und Abendbrot) und einem Kursbeitrag 270.- Euro.

Die Anreise erfolgt individuell. Es gibt Busverbindungen von den Bahnhöfen Groß Kreutz, Brandenburg an der Havel und Potsdam. Gern unterstützen wir die Bildung von Fahrgemeinschaften und verbinden Anreisende dafür untereinander.

Sofern Plätze nicht vergeben sind, ist nach Absprache auch ein kürzerer Aufenthalt möglich.

Anmeldungen sind ab sofort möglich: Bitte per Mail an Post@Rogatekloster.de

Gebet: Fürbitten im Allerheiligen-Gottesdienst

Das Fürbittengebet (Text Pfarrerin Andrea Richter) aus dem Gottesdienst an Allerheiligen 2016 zur Anerkennung des Rogate-Klosters durch das Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland:

Du, Heiliger Gott. An diesem Festtag danken wir Dir für das Leben aller heiligen Frauen und Männer, die sich aus Liebe zu Dir in diese zerbrechliche Welt haben rufen lassen. Mit ihrem Leben haben sie dich bezeugt. Mit ihrem Engagement haben sie Deiner Güte eine Gestalt gegeben. Mit ihrer Hingabe im Leben und im Sterben haben die Heiligen ein Zeichen dafür gesetzt, dass Du diese Welt nicht aufgegeben hast.

Wir bitten dich: Lass uns ihr Vorbild achten und ihnen nacheifern. Hilf uns zum achtsamen Hinhören, wenn Du uns rufst und sagst: „Ich bin heilig und auch Ihr sollt heilig sein!“ (Levitikus)

Du, Vater aller Menschen. Wir danken Dir auch für das Fest der Gemeinschaft, das wir heute feiern. Unsere Ökumene – Dein Haus mit den vielen Wohnungen!

Du sehnst Dich danach, bei uns zu wohnen und mit uns zusammen zu sein. Es ist Dein Wunsch, dass wir untereinander einig sind.

Wir bitten Dich: hilf uns und allen Menschen in den Konfessionen und Religionen zu mehr Wertschätzung und Anerkennung. Schenk uns Freude an unserer Unterschiedlichkeit. Lehre uns das Schmunzeln anstatt das Stirnrunzeln. Lass uns sinnlos Trennendes geduldig überwinden und hilf uns zu befreiten miteinander Lachen, Beten und Dich loben.

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Vereinbarug zur Anerkennung durch das Bistum

Du, Dreieiner Gott! Geistliches Leben bildet Gemeinschaft! Wir freuen uns über die Anerkennung des Rogate-Klosters Sankt Michael als einer ökumenischen-geistlichen Gemeinschaft.

Wir bitten Dich für alle, die zu „Rogate“ gehören, für ihr Miteinander und für ihren Dienst. Bestärke sie in ihrem Tun. Schenke ihnen ein hörendes Herz. Lass sie miteinander und aneinander wachsen und sich nicht überfordern.

Und halte in ihnen und in uns allen das Bewusstsein dafür wach, dass vor all unserem richtigen Tun deine Nähe und deine Liebe stehen.

Lebendiger Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! In diesen Tagen besuchen wir die Friedhöfe und bedecken die Gräber mit Tannengrün. Wir entzünden Lichter und erinnern uns an Menschen, die nicht mehr unter uns sind.

Für unsere Verstorbenen bitten wir dich nicht. Sie sind ja längst schon bei Dir: in deiner Nähe und in deinem Licht – geborgen wie Kinder im Schoß ihrer Mutter.

Wir bitten aber für uns und für alle Menschen, die sich vor dem Abschiednehmen und dem Sterben eines nahen Menschen fürchten. Wir bitten auch für die, die sich selbst vor Krankheit und Tod fürchten.

Steh uns bei! Du bist uns ja zur Seite! Lass und das spüren! Lehre uns schon im Leben, dir aus tiefster Seele zu vertrauen und uns dir zu überlassen.

Alle unsere unausgesprochenen Gedanken, unsere Freuden, unsere Sorgen und Sehnsüchte sagen wir dir in der Stille….

Gemeinsam beten wir: Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.