„Dazu stehe ich“ #dazusteheich – das sagen die Superintendentin und die Superintendenten des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region zu Rechtspopulismus und anderen Themen unserer Zeit.
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ – „Ihr sollt die Fremdlinge lieben“ – mit diesen beiden Bibelworten aus dem Ersten und dem Zweiten Testament beginnen die Statements der Superintendenten und Superintendentin des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Die Aussagen zu den Themen „Nächstenliebe“, „Schöpfung“, Luthers „Goldener Regel“ und „Europa“ setzen ein Zeichen unter dem Motto #dazusteheich.
Monat April 2017
Fünf Fragen an: Bernd Mesovic, Abteilung Rechtspolitik von ProAsyl

Bernd Mesovic (Bild: Philipp Eichler/Pro Asyl)
Fünf Freitagsfragen an Bernd Mesovic, Leiter der Abteilung Rechtspolitik in der Menschenrechtsorganisation PRO ASYL, über Abschiebungen nach Afghanistan, Risiken im Lande und die Gefahr für konvertierte Christen vor Ort.
Bernd Mesovic befasst sich unter anderem mit der Analyse asylrechtlicher Praxis und der Situation in den Herkunftsländern. Als diplomierter Sozialarbeiter leitete er zuvor eine überregionale Flüchtlingsberatungsstelle eines Wohlfahrtsverbandes.
Rogate-Frage: Herr Mesovic, was genau ist Pro Asyl und wofür engagieren Sie sich?
Bernd Mesovic: PRO ASYL ist eine unabhängige Menschenrechtsorganisation, die sich für die Menschenrechte und den Schutz von Flüchtlingen in Deutschland und Europa einsetzt. Gegründet wurde PRO ASYL 1986 von Mitarbeitenden aus Flüchtlingsräten, Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrts- und Menschenrechtsorganisationen, um der sich damals ausbreitenden rechten und rassistischen Hetze gegenüber Asylsuchenden entgegenzutreten und für den Schutz von verfolgten Menschen zu kämpfen.
Rogate-Frage: Wie arbeitet Ihre Organisationen und wie wird sie finanziert?
Bernd Mesovic: PRO ASYL realisiert konkrete Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge, die Einzelfall- und Rechtshilfe sowie Projekte, Dokumentationen und Recherchen. Wir organisieren politische Kampagnen, die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit und die Vernetzung mit nationalen und internationalen Hilfs- und Menschenrechtorganisationen. Ermöglicht wird unser Einsatz von unseren vielen Fördermitgliedern, Spenderinnen und Spendern, Stifterinnen und Stiftern. Dank ihrer Unterstützung sind wir politisch und finanziell unabhängig.
Rogate-Frage: Wie stehen Sie zu den Bemühungen von Bund und Ländern, Menschen verstärkt nach Afghanistan abzuschieben?
Bernd Mesovic: Abschiebungen nach Afghanistan gefährden Menschenleben. Ungeachtet der sich immer weiter verschlechternden Sicherheitslage hat die Bundesregierung dennoch mit den ersten Sammelabschiebeflügen nach Kabul begonnen – ein Tabubruch, nachdem zwölf Jahre lang kaum Abschiebungen in dieses Kriegs- und Krisengebiet stattgefunden haben. Afghanistan ist kein sicheres Land für Flüchtlinge. Ein bundesweiter Abschiebestopp wäre das einzig Richtige.
Rogate-Frage: Wie ist die Lage in Afghanistan? Gibt es sichere Regionen?
Bernd Mesovic: Die Lage in Afghanistan hat sich 2016 nochmal deutlich verschlechtert: Der UNHCR stellt in seinem jüngsten Bericht fest, dass das gesamte Staatsgebiet Afghanistans von einem »innerstaatlichen bewaffneten Konflikt« im Sinne des europäischen Flüchtlingsrechtes betroffen sei. Aufgrund der sich ständig ändernden Sicherheitslage könne man gar nicht zwischen sicheren und unsicheren Regionen in dem Bürgerkriegsland entscheiden. Mit 11.418 zivilen Opfern der Kampfhandlungen wurde 2016 ein trauriger Rekordwert erreicht. Kämpfe und Gewalt in fast allen Teilen des Landes treiben Tausende Menschen in die Flucht. Mittlerweile dürfte die Gesamtzahl der Binnenvertriebenen innerhalb Afghanistans auf 1,8 Millionen angestiegen sein. Dazu kommen die Flüchtlinge, die seit vielen Jahren außer Landes in Iran oder in Pakistan ihr Dasein fristen und jetzt zunehmend unter Druck gesetzt werden, nach Afghanistan zurückzukehren. Von Afghanistan als »sicher« zu sprechen, wie die Bundesregierung das gebetsmühlenartig wiederholt, ist absurd und realitätsfern.
Rogate-Frage: Welche Risiken sind nach Afghanistan abgeschobene Menschen ausgesetzt, die hier getauft und so Christen wurden?
Bernd Mesovic: Zunächst einmal können die meisten Abgeschobenen in Afghanistan mit keinerlei Unterstützung rechnen. Dass Abschiebungen nach Afghanistan lebensbedrohlich sind, zeigt der Fall eines Betroffenen, der nur kurze Zeit nach seiner Abschiebung nach Kabul bei einem Selbstmordanschlag verletzt wurde. Für Angehörige religiöser Minderheiten wie beispielsweise Hindus oder Sikhs ist die Lage zusätzlich kritisch. Religiöse Minderheiten gibt es in Afghanistan kaum noch, weshalb es für betroffene Abgeschobene schwer werden dürfte, Anschluss an eine Community zu finden – für das Überleben in Afghanistan unabdingbar. Das zeigt auch der Fall eines kürzlich aus Deutschland nach Afghanistan abgeschobenen Hindus: Der Betroffene lebt weitestgehend isoliert und traut sich nicht auf die Straße.
Fälle der Konversion zum Christentum sind im Vergleich zu iranischen Flüchtlingen sehr viel seltener. In Afghanistan ist der Islam Staatsreligion, eine Abkehr vom Islam wird oft als massiver Verstoß gegen eine Grundregel des Islam angesehen. Ein Glaubenswechsel, ist, wenn er im Herkunftsland bekannt wird, ein erhebliches Risiko – zumal ja nach dem christlichen Selbstverständnis der Gläubige auch einen Auftrag hat, seine Glaubensüberzeugung nach außen zu bekunden. Deshalb sollten Abschiebungen von Konvertiten nach Afghanistan nicht stattfinden. Problematisch ist, das in einer Reihe von Fällen Bundesamt und Gerichte davon ausgehen, dass die Konversion nicht auf religiöser Überzeugung beruht.
Rogate: Vielen Dank, Herr Mesovic, für das Gespräch.
Weitere Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de
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Willkommen zu unseren nächsten öffentlichen Gottesdiensten und Terminen:
Sonnabend, 13. Mai 2017 |16:00 Uhr, Taufe. Ort: Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg.
- Sonnabend, 20. Mai 2017 |18:00 Uhr, Lichtvesper, mit der Alt-Katholischen Gemeinde Berlin. Ort: Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg.
- Sonntag Rogate, 21. Mai 2017 | 10:00 Uhr, Eucharistie, mit der Zwölf-Apostel-Gemeinde. Predigt: Bruder Franziskus. Predigttext: 1. Petrus 4, 7-10. Orgel: Kreiskantor Christoph Hagemann. Lektorin: Mechthild Rawert, MdB. Ort: Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg.
- Himmelfahrt, Donnerstag, 25. Mai 2017 | 11:00 – 13:00 Uhr, Workshop „Am Anfang war die Sehnsucht. Erfahrungen bei der Suche nach einer Geistlichen Gemeinschaft„. Ort: Deutscher Evangelischer Kirchentag, Messegelände.
- Himmelfahrt, Donnerstag, 25. Mai 2017 | 22:30 Uhr, Komplet, das Nachtgebet. Ort: Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg.