Herzlich willkommen zu den Veranstaltungen des Rogate-Klosters im September!
Die nächsten geplanten Termine in der Berliner Zwölf-Apostel-Gemeinde:
Kapelle Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof
Dienstag, 7. September 2021 | 19:00 Uhr, Vesper – das Abendgebet. Ort: Kapelle Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstraße 24-25, 10829 Berlin-Rote Insel (Schöneberg). Bus: Linie 104, Haltestelle Hohenfriedbergstr.
Dienstag, 14. September 2021 | 19:00 Uhr, Vesper – das Abendgebet. Ort: Kapelle Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstraße 24-25, 10829 Berlin-Rote Insel (Schöneberg). Bus: Linie 104, Haltestelle Hohenfriedbergstr.
Dienstag, 14. September 2021 | 19:45 Uhr, Mitgliederversammlung Förderverein Rogate-Kloster Sankt Michael. Ort: Kapelle Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstraße 24-25, 10829 Berlin-Rote Insel (Schöneberg). Bus: Linie 104, Haltestelle Hohenfriedbergstr.
Sonntag, 19. September 2021 | 19:00 Uhr, Vesper – das Abendgebet. Ort: Kapelle Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof, Kolonnenstraße 24-25, 10829 Berlin-Rote Insel (Schöneberg). Bus: Linie 104, Haltestelle Hohenfriedbergstr.
Vorschau Oktober 2021
Freitag, 1. Oktober 2021 | 19:30 Uhr, ökumenische Segensandacht (statt des geplanten Eröffnungsgottesdienst zum 28. lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin) Mit Pfarrer_in Anna Trapp, Evangelischer Pfarrsprengel Bad Wilsnack. Grußwort: Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Bezirk Tempelhof-Schöneberg von Berlin. Ort: Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.
Am 4. September wird zum ersten Mal in Wilhelmshaven der Christopher Street Day begangen. Aus diesem Anlass wird am Vorabend, am Freitag, dem 3. September, ein Eröffnungsgottesdienst in der Lutherkirche gefeiert.
Die namengebende Christopher Street befindet sich im Ortsteil Greenwich Village in Manhattan, New York City. Dort begannen am 28. Juni 1969 die homosexuellen Menschen sich gegen die Praxis schikanöser Razzien zu wehren und somit begann gleichzeitig ein weltweiter Kampf gegen die Kriminalisierung und Ausgrenzung homosexueller Menschen.
Viel ist seitdem geschehen. Waren bis 1994 auch in Deutschland noch nach §175 StGB homosexuelle Handlungen unter Strafe gestellt, wird es heute gesellschaftlich akzeptiert, dass homosexuelle Menschen z.B. Erster Bürgermeister von Hamburg oder Oberkirchenrätin in Oldenburg werden.
Ein großer gesellschaftlicher, auch kirchlicher Wandlungsprozess hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, homosexuelle Menschen als das zu betrachten, was sie sind, ganz normale Mitmenschen mit Gaben, aber auch Fehlern und Schwächen wie sie nun einmal alle Menschen haben. Aber auch “ganz normale“ Menschen werden immer wieder ausgegrenzt, sobald sie sich in irgendeiner Weise vom Durchschnittsverhalten abheben. So gab es auch schon zur Zeit Jesu sogenannte „Randgruppen“. Jesus ging gezielt auf diese Menschen zu, seien es die damals verhassten Zöllner, Aussätzigen oder Ehebrecherinnnen und zog sich damit den Hass seiner Feinde zu.
Diese Provokationen waren allerdings ein Herzstück seiner Botschaft von der Liebe Gottes, die auch unter den Menschen gelten soll. Es liegt dem Geist des Evangeliums völlig fern, sich vorzustellen, Jesus hätte homosexuelle Menschen verdammt.
Es ist also gesamtgesellschaftlich ein großer Fortschritt in der Toleranz zu verzeichnen, doch die Geschichte und auch die aktuellen Beispiele etwa aus Belarus, Russland, China oder muslimischen „Gottesstaaten“ wie jetzt auch wieder Afghanistan (!) zeigen auf, wie brüchig dieser Fortschritt ist. Tendenzen selbst in EU-Staaten wie Ungarn oder Polen lassen aufhorchen. Freiheit und Toleranz sind Werte, die stets verteidigt werden müssen.
Dass diese Verteidigung auch auf fröhliche und friedlich-bunte Weise geschehen kann, zeigt der Christopher Street Day nun auch in Wilhelmshaven.
Ein Beitrag von Pastor Frank Moritz, Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Bant, Wilhelmshaven
Wilhelmshaven feiert Anfang September seinen ersten Christopher-Street-Day (CSD Wilhelmshaven). Am Vorabend, Freitag, 3. September 2021 | 19:30 Uhr, lädt das Rogate-Kloster Sankt Michael zu einem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst in die Lutherkirche im Villenviertel der Nordseestadt.
Die Predigt hält Pastoralreferentin Daniela Surmann von der römisch-katholischen Sankt Willehad-Gemeinde. Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser aus Oldenburg gestaltet den Gottesdienst musikalisch. Der CSD-Schirmherr, Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist, spricht ein Grußwort. Bruder Franziskus vom Rogate-Kloster leitet die Liturgie.
Am Donnerstag, 26. August, endet die Demokratiereihe „Wen wählen? Interviews zur Bundestagswahl 2021“ im Rahmen des Formats „FrieslandVisionen: Wie wollen wir morgen leben?“.
Erwartet wird Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller. Die Sozialdemokratin hatte 2017 im Wahlkreis 26 (Wittmund, Friesland, Wilhelmshaven) das Direktmandat gewonnen und strebt eine Wiederwahl an. Sie stellt sich den Fragen von Br. Franziskus (Rogate-Kloster).
Anders als auf den Plakaten angegeben, wird die Veranstaltung statt um 19:45 Uhr erst um 20:15 Uhr beginnen. Wetterabhändig findet das Interview im Garten oder unter der Empore der Lutherkirchengemeinde, Brommystr. 71, Wilhelmshaven-Villenviertel, statt.
Zuvor, 19:30 Uhr, wird zu einem „Gebet für die Stadt“ in die Lutherkirche eingeladen. Darin wird u.a. die Lage in Afghanistan thematisiert. Stadtkantor Markus Nitt spielt in der Andacht die Orgel. Heidrun Helbich und Petra Meyer-Machtemes sind Lektorinnen.
Siemtje Möller wurde 1983 in Emden geboren. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie in Varel. Die Jugend verbrachte sie in Oldenburg. Nach Stationen in Göttingen, New York, Washington, Brüssel und Berlin hatte sie es wieder in die friesische Heimat gezogen. Vor ihrer Rückkehr als Abgeordneten in die Hauptstadt unterrichtete sie an einem Gymnasium in Wilhelmshaven Spanisch, Französisch und Politik/Wirtschaft.
Die Reihe „Wen wählen?“ gehört zum Demokratieformat „FrieslandVisionen“ des Rogate-Klosters Sankt Michael. Dieses wird im Rahmen des Förder- und Qualifizierungsprogramms „MITEINANDER REDEN“ für Akteur/-innen in ländlichen Räumen durch die Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
Termin: Donnerstag, 26. August 2021 | 20.15 Uhr, Demokratie-Reihe „Wen wähle ich?“ – Interview zur Bundestagswahl 2021 mit MdB Siemtje Möller (SPD). Ort: Lutherkirche, Brommystraße 71, 26384 Wilhelmshaven-Villenviertel. Zuvor Donnerstag, 19:30 Uhr, Abendgebet. Orgel: Stadtkantor Markus Nitt. Lektorin ist Heidrun Helbich (Ev.-luth. Thomaskirchengemeinde, Neuengroden). Liturgie: Br. Franziskus.
„Bruder Franziskus wandte sich an die evangelischen Gemeinden der Stadt und an die Gemeinde St. Willehad, ob sie sich beteiligen wollten. Von dort kam Zustimmung, nachdem die Gemeinderäte das Thema intensiv besprochen hatten. Sabine Fein berichtet aus dem Pfarreirat St. Willehad: „Wir waren uns alle einig. Wir wären als Kirche nicht glaubwürdig, wenn wir Barmherzigkeit predigen, aber zugleich Menschen unbarmherzig ausgrenzen wegen ihrer sexuellen Orientierung.“ Und: „Wir müssen Flagge zeigen, dass wir alle Menschen annehmen.“
Herzlich willkommen zu unseren nächsten öffentlichen Andachten und Gottesdiensten:
Dienstag, 24. August 2021 | 19:30 Uhr, ökumenischer SommerBibelAbend. Mit Pastoralreferentin Daniela Surmann (Sankt Willehad) und Br. Franziskus (Rogate). Ort: Lutherkirche, Brommystraße 71, 26384 Wilhelmshaven-Villenviertel.
Donnerstag, 26. August 2021 | 19:30 Uhr, Abendgebet. Orgel: Stadtkantor Markus Nitt. Lektorinnen: Heidrun Helbich (Ev.-luth. Thomaskirchengemeinde, Neuengroden) und N.N. Ort: Lutherkirche, Brommystraße 71, 26384 Wilhelmshaven-Villenviertel.
Donnerstag, 26. August 2021 | 20.15 Uhr, Demokratie-Reihe „Wen wähle ich?“ – Interview zur Bundestagswahl 2021 mit MdB Siemtje Möller (SPD). Ort: Lutherkirche, Brommystraße 71, 26384 Wilhelmshaven-Villenviertel.
Dienstag, 31. August 2021 | 19:30 Uhr, ökumenischer SommerBibelAbend. Mit Pastoralreferentin Daniela Surmann (Sankt Willehad) und Br. Franziskus (Rogate). Ort: Lutherkirche, Brommystraße 71, 26384 Wilhelmshaven-Villenviertel.
Freitag, 3. September 2021 | 19:30 Uhr, ökumenischer Gottesdienst zur Eröffnung des CSD Wilhelmshaven. Predigt: Pastoralreferentin Daniela Surmann, Sankt Willehad-Gemeinde. Musik: Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser, Oldenburg. Liturgie: Br. Franziskus. Grußwort: CSD-Schirmherr Oberbürgermeister Carsten Feist, Stadt Wilhelmshaven. Weitere Beteiligte: Pastorin Doris Möllenberg, Lutherkirchengemeinde. Ort: Lutherkirche, Brommystr. 71, 26384 Wilhelmshaven-Villenviertel.
Freitag, 1. Oktober 2021 | 19:30 Uhr, ökumenische Segensandacht (statt des geplanten Eröffnungsgottesdienst zum 28. lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin) Mit Pfarrer_in Anna Trapp, Evangelischer Pfarrsprengel Bad Wilsnack. Grußwort: Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Bezirk Tempelhof-Schöneberg von Berlin. Ort: Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.
Fünf Freitagsfragen an Hendrik Theemann, FDP-Kandidat im Wahlkreis 26 für die Bundestagswahl 2021, über seine Unzufriedenheit mit der Großen Koalition, Digitalisierung und Kanzler a.D. Helmut Schmidt. Ein Interview im Rahmen des Rogate-Demokratieprojekts „FrieslandVisionen: Wie wollen wir morgen leben?“.
Hendrik Theemann (Bild: privat)
Hendrik Theemann (52) stammt aus Quickborn bei Hamburg. Nach dem Abitur und der anschließenden Offiziersausbildung bei der Marine studierte er Elektrotechnik und absolvierte eine Schiffstechnik-Ausbildung.
Rogate-Frage: Herr Theemann, was hat Sie motiviert, sich politisch zu engagieren und für den Deutschen Bundestag zu kandidieren?
Hendrik Theemann: Die Unzufriedenheit mit der großen Koalition führte dazu, dass ich vor circa zwölf Jahren in die FDP eingetreten bin. Im Laufe der Zeit habe ich mich zunehmend engagiert und bin bei Wahlen angetreten. Für den Bundestag kandidiere ich, da die derzeitige Bundesregierung bei den großen Themen unserer Zeit wie zum Beispiel Demographie, Digitalisierung oder Decarbonisierung kaum liefert. Als politischer Seiteneinsteiger und Dipl.-Ing. kann ich bei vielen zentralen Themen den kommenden Bundestag fachlich aufwerten und zum Beispiel die digitale Transformation aktiv unterstützen.
Rogate-Frage: Warum haben Sie sich für die FDP als ihre Partei entschieden?
Hendrik Theemann: Bei der FDP steht der Mensch im Mittelpunkt, sie setzt auf Eigenverantwortung und steht den staatlichen Akteuren sehr kritisch gegenüber. Bei Kernaufgaben des Staates, wie zum Beispiel die Gewährleistung der Sicherheit, steht die FDP für einen starken Staat. Die FDP transportiert eine Aufbruchstimmung, setzt auf die Kraft der sozialen Marktwirtschaft, erkennt die Chancen und Risiken zum Beispiel der Globalisierung.
Rogate-Frage: Wie wollen Sie morgen leben?
Hendrik Theemann: Das Potential, welches die Digitalisierung besitzt, müssen wir für unsere Region heben. Auf diese Weise können wir die Lebensqualität der Menschen gerade in unserer Region verbessern. Darunter darf der Charakter der Region nicht leiden. Ich möchte auch in einem Land leben, in dem meine Kinder einerseits die Möglichkeit haben, sich zu entfalten, andererseits dürfen sie nicht überfordert werden durch hohe Abgaben oder Auflagen.
Rogate-Frage: Welche politischen Vorbilder haben Sie und wie bilden Sie sich Ihre Meinung?
Hendrik Theemann: Helmut Schmidt, da er das Wohl des Landes über Parteiinteressen gestellt hat. Die politische Meinungsbildung erfolgt über verschiedenste Kanäle, beginnend im Gespräch im Bekanntenkreis bis hin zu den Angeboten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.
Rogate-Frage: Was bedeuten Ihnen Religion, Glaube, Spiritualität und die Kirche?
Hendrik Theemann: Ich bin zwar kein religiöser Mensch, meine Werte sind aber stark durch unseren abendländischen Wertevorrat geprägt. Glaube und Spiritualität sprechen mich kaum an, ich bin eher nüchterner Analytiker, der versucht auch komplexe Zusammenhänge zu verstehen und Thesen kritisch hinterfragt.
Rogate: Vielen Dank, Herr Theemann, für das Gespräch! Weitere Interviews in der Reihe Freitagsfragen (Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin ISSN 2367-3710) – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de.
In der Demokratiereihe „Wen wählen? Interviews zur Bundestagswahl 2021“ ist am Donnerstag (19. August) der Kandidat der Partei DIE LINKE für den Wahlkreis 26, Hans-Henning Adler, zu Gast. Der Oldenburger Politiker stellt sich den Fragen von Br. Franziskus (Rogate-Kloster).
Hans-Henning Adler (Bild: privat)
Der 71jährige Adler ist Rechtsanwalt und seit 1996 Mitglied im Rat der Stadt Oldenburg und Fraktionsvorsitzender der LINKEN. 2008 – 2013 war er Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag, dort zuletzt ebenfalls als Fraktionsvorsitzender. Sein Buch „Kapitalmacht wirksam bändigen – Gedanken zu einem Sozialismus mit Durchsetzungschancen“ veröffentlichte der VSA-Verlag 2020.
Wetterabhändig findet die Veranstaltung im Garten oder unter der Empore der Lutherkirchengemeinde statt. Beginn ist um 19:45 Uhr in der Brommystraße 71, Wilhelmshaven-Villenviertel.
Zuvor wird um 19:00 Uhr zu einem „Gebet für die Stadt“ in die Lutherkirche eingeladen. Traugott Böhlke spielt die Orgel. Lektoren sind Heidrun Helbich und Florian Wiese.
Die Reihe „Wen wählen?“ gehört zum Demokratieformat „FrieslandVisionen“ des Rogate-Klosters Sankt Michael. Dieses wird im Rahmen des Förder- und Qualifizierungsprogramms „MITEINANDER REDEN“ für Akteur/-innen in ländlichen Räumen durch die Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
In der kommenden Woche, Donnerstag, 26. August 2021, wird um 20:15 Uhr, die Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller (SPD) zum Interview erwartet. Seit Ende Juli waren bereits Anne Janssen (CDU), Sina Beckmann (Bündnis 90/Die Grünen) und Hendrick Theemann (FDP) Interviewgäste des Klosters in den Räumen der Lutherkirchengemeinde.
Fünf Freitagsfragen an Onna Buchholt, Projektreferentin bei der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej), über den Einsatz für Chancengleichheit, vollumfängliche Teilhabe und eine Gesellschaft, in der alle Menschen angstfrei leben können. Ein Interview im Rahmen des Rogate-Demokratieprojekts „FrieslandVisionen: Wie wollen wir morgen leben?“.
Onna Buchholt (Bild: privat)
Onna Buchholt ist seit 2014 Projektreferentin bei der aej und studierte zuvor Islamwissenschaft, Politik und Geschichte an der Universität Münster. Sie engagiert sich für eine Rassismus-kritische Öffnung der Jugendverbandslandschaft und teilt sich die Projektleitung der aej-Trägerschaft im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit mit ihrer Kollegin Franziska Vorländer und lebt in Berlin.
Rogate-Frage: Frau Buchholt, was ist die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland und wer gehört dazu?
Onna Buchholt: Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland ist die Dachorganisation Evangelischer Kinder- und Jugendarbeit auf Bundesebene. Wir vertreten die Interessen unserer 32 Mitglieder – darunter verschiedene evangelische Jugendwerke und –verbände, die Jugendarbeit der Mitgliedskirchen der EKD sowie die freikirchliche Jugendarbeit – gegenüber Politik, kirchlichen Institutionen und Fachorganisationen. Zu den größeren Mitgliedsorganisationen zählen neben der landeskirchlichen Jugendarbeit der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) und der Verband christlicher Pfandfinder und Pfadfinderinnen (VCP). Insgesamt vertritt die aej die Interessen von etwa 1,35 Millionen jungen Menschen.
Rogate-Frage: Sie befassen sich als evangelischer Verband mit Islam- und Muslimfeindlichkeit. Warum?
Onna Buchholt: Als Evangelische Jugend verstehen wir uns als ein Verband, der sich für gute Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland einsetzt und für Chancengerechtigkeit und ein gutes Miteinander stark macht, dies schließt auch Angehörige anderer Konfessionen und Religionen mit ein.
Aus diesem Selbstverständnis heraus haben wir vor etwa 15 Jahren damit begonnen, im Kontext der damals aufkommenden Diskussion um die „Interkulturelle Öffnung der Jugendverbandsarbeit“ Vereine junger Migrant*innen zu coachen, die aus den unterschiedlichsten Gründen noch über keine stabilen Strukturen als Jugendverband verfügten. Erste Kooperationsprojekte haben wir mit christlich-ökumenischen Partnern wie dem Orthodoxen Jugendbund, der Koptischen Jugend Deutschlands und dem Jugendverband der Evangelischen-Vietnamesischen Tin Lanh Gemeinden in Deutschland e.V. durchgeführt, danach mit dem Bund der Alevitischen Jugendlichen als erstem nichtchristlichen Verband.
Durch unsere interreligiöse und ökumenische Arbeit bestanden seit den 2000er Jahren auch gute Kontakte zu muslimischen Jugendverbänden. Mit ihnen haben wir ab 2012 erste größere Projekte zusammen durchgeführt. Im Kontext der Rassismus-kritischen Öffnung der Jugendverbandsarbeit haben wir Barrieren struktureller und gesellschaftlicher Art erkannt, die einer Partizipation marginalisierter Jugendverbände entgegenwirken.
Wir möchten erreichen, dass die Strukturen der Kinder- und Jugendarbeit für alle da sind und keine Ausschlüsse produzieren. Insbesondere muslimische Jugendliche sind aber massiv von antimuslimischen Ressentiments und Rassismus betroffen und sehen sich einem generellen Misstrauensdiskurs ausgesetzt, der ihre vollumfängliche Teilhabe verhindert. Deshalb setzen wir uns in unseren Bezügen gegen Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus ein.
Rogate-Frage: Daraus ist ein Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit entstanden. Was passiert in diesem Netzwerk und welches Ziel steht dahinter?
Onna Buchholt: Von 2015-2019 waren wir mit unserem Kooperationsprojekt „Junge Muslime als Partner – FÜR Dialog und Kooperation! GEGEN Diskriminierung!“ bereits ein Teil der BMFSFJ-Bundesförderung „Demokratie leben!“ im Förderbereich der Prävention von Islam- und Muslimfeindlichkeit. Im Rahmen dieses Projekts entstand eine enge Zusammenarbeit mit CLAIM, der Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit, mit der wir eine gemeinsame Fachtagung auf die Beine stellten und später auch Mitglied im Netzwerk wurden. Aus dieser Zusammenarbeit ist die gemeinsame Trägerschaft des Kompetenznetzwerks Islam- und Muslimfeindlichkeit entstanden, zu dem auch ZEOK, das Zentrum für europäische und orientalische Kultur, gehört.
Unser Ziel als Kompetenznetzwerk ist eine Gesellschaft, in der alle Menschen angstfrei leben können – auch Muslim*innen, die in den vergangenen Jahren einer schockierend hohen Anzahl von Angriffen ausgesetzt waren, wie die offiziellen Polizeistatistiken seit 2017 belegen. Empirische Erhebungen zur Verbreitung von Vorurteilen zeigen seit vielen Jahren, dass etwas mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung der Meinung ist, der Islam passe nicht zu ihrer Kultur und den Islam als Bedrohung wahrnimmt. Das ist ein besorgniserregend hoher Anteil und eine Gefährdung unserer Demokratie, weil solche Einstellungen oft mit Forderungen nach einer Einschränkung der Grundrechte von Muslim*innen einhergehen.
Unsere Aufgabe als Kompetenznetzwerk ist, antimuslimischen Rassismus zu benennen und sichtbar zu machen, um breite Anteile der Bevölkerung für bestehende Diskriminierungsformen zu sensibilisieren. Die drei Träger im Kompetenznetzwerk fokussieren dabei unterschiedliche Themenbereiche und Zielgruppen; während CLAIM unter anderem das Monitoring von Vorfällen antimuslimischen Rassismus verbessern will und wissenschaftliche Expertise bereitstellt wirkt ZEOK in den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, indem sie vor allem Fachpersonal aus Kitas und anderen pädagogischen Kontexten weiterqualifizieren.
Als Jugendverband ist unsere Zielgruppe als aej die Jugendverbandslandschaft, in der wir für die Themen Antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit sensibilisieren wollen. Wir bieten in diesem Kontext unterschiedliche Bildungsformate und Workshop-Konzepte an und haben eine mobile Ausstellung erarbeitet, die künftig auf Großveranstaltungen zum Einsatz kommen wird, sofern die Pandemie-Lage es zulässt. Darüber hinaus haben wir eine Bestandsaufnahme der Einstellungen von Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren gemacht, was Islamfeindlichkeit und weitere Syndrome gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit angeht sowie ihre Bezüge zu Religiosität und gesellschaftlichem Engagement. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie werden zum Jahresende veröffentlicht.
Rogate-Frage: Wie äußert sich Islam- und Muslimfeindlichkeit in der Kirche und den Gemeinden?
Onna Buchholt: Innerhalb unserer eigenen jugendverbandlichen Strukturen erleben wir Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus selten offen geäußert, sondern eher in Form einer Zurückhaltung und Distanz gegenüber potenziellen muslimischen Partnerorganisationen, die sich auch durch Unsicherheit im Kontakt äußern kann. Ein massives Problem im Kontext des islamfeindlichen Gesamtdiskurses ist das Misstrauen, das muslimischen Akteur*innen entgegengebracht wird. Anders als andere Jugendorganisationen sind Muslim*innen beispielsweise stets aufgefordert, ihre Werte offenzulegen und ihr Bekenntnis zur Demokratie zu bekräftigen. Oder ihr Verhalten und ihre Motive werden in Frage gestellt, weil vermutet wird, dass sie sich nicht wahrheitsgetreu äußern würden. Solche Einstellungen machen aber eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe unmöglich.
Wir wurden auch schon wenige Male von Einzelpersonen angefragt, inwieweit wir durch unsere Projekte zur Bildung einer muslimischen Parallelgesellschaft beitragen wollten oder unser Verweis auf antimuslimischen Rassismus als gesamtgesellschaftliches Problem wurde mit einer vermeintlichen Christ*innenverfolgung zu relativieren versucht, die es in Deutschland nicht gibt. Bei derartigen Äußerungen haben wir es mit sehr problematischen Ausdrücken von Verschwörungsideologie und der Abwehr einer Auseinandersetzung mit diskriminierenden und rassistischen Strukturen in unserer Gesellschaft zu tun. Es sind Vorstellungen, die in der Regel nicht von einer Gleichwertigkeit aller Menschen ausgehen.
Rogate-Frage: Wie nehmen Sie als Netzwerk grundsätzlich die mediale Berichterstattung über den Islam und Muslime wahr?
Onna Buchholt: Die mediale Berichterstattung über den Islam und Muslim*innen halten wir für oftmals problematisch und eine der Ursachen für die weite Verbreitung islamfeindlicher Einstellungen. Wenn in Medienberichten in den vergangenen zwanzig Jahren von Muslim*innen oder dem Islam die Rede war, dann nahezu ausschließlich in einer negativen Rahmung. Die Berichterstattung über Muslim*innen ist überwiegend problemorientiert, wie jüngere Studien zu den überregionalen Presseorganen oder beispielsweise der Besetzung von Talkshows zeigen. Die gelebte Normalität von deutschen Muslim*innen kommt in den Medien oder der Unterhaltungsindustrie praktisch nicht vor, so dass ein starkes Zerrbild von muslimischen Lebensentwürfen entsteht und in der Bevölkerung überwiegend Unkenntnis herrscht. Dazu kommt, dass legitime Kritik an spezifischen Aspekten der Religion oder muslimischen Communities regelmäßig zu Pauschalisierungen über die imaginierte Gesamtheit an Muslim*innen führt und Rassismen reproduziert.
Rogate: Vielen Dank, Frau Buchholt, für das Gespräch. Weitere Interviews in der Reihe Freitagsfragen (Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin ISSN 2367-3710) – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de.
Mehr Informationen zum Demokratieprojekt „FrieslandVisionen: Wie wollen wir morgen leben?“ finden Sie hier.
Herzlich willkommen zu unseren nächsten öffentlichen Andachten und Termine:
Dienstag, 17. August 2021 | 19:30 Uhr, ökumenischer SommerBibelAbend. Mit Br. Franziskus (Rogate). Ort: Lutherkirche, Brommystraße 71, 26384 Wilhelmshaven-Villenviertel.
Fünf Freitagsfragen an Sina Beckmann, Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis 26 für die Bundestagswahl 2021, über ihren Weg in die Politik, Vorbilder und wie sie morgen leben will. Ein Interview im Rahmen des Rogate-Demokratieprojekts „FrieslandVisionen: Wie wollen wir morgen leben?“.
Sina Beckmann (Bild: privat)
Beckmann ist gelernte Hotelfachfrau und Unternehmerin in Jever. Politisch setzt sie Schwerpunkte in den Feldern Tourismus, Mobilität, Küstenschutz und klimafreundlicher Wirtschaft.
Rogate-Frage: Frau Beckmann, was hat Sie motiviert, sich politisch zu engagieren und für den Deutschen Bundestag zu kandidieren?
Sina Beckmann: Seit 2009 bin ich nun selbstständig, bis 2017 sehr stark eingebunden. Zwar bin ich schon immer politisch interessiert, aber leider gab es kein Zeitfenster, sich auch politisch zu engagieren. 2018 änderte sich dann unsere berufliche Situation und es eröffnete sich ein freies Zeitfenster – dieses fülle ich seitdem mit politischer Arbeit. Ausschlaggebend war der Dürresommer 2018, da habe ich gedacht „Du musst was tun!“
Nicht reden, sondern machen ist eines meiner Credos und so möchte ich in Berlin im Bundestag mit anpacken.
Rogate-Frage: Warum haben Sie sich für Bündnis 90/Die Grünen als Ihre Partei entschieden?
Sina Beckmann: Ich stehe zu 100 Prozent zu erneuerbaren Energien, bin auch in dem Bereich selbstständig.
Wir haben eine lebensbedrohliche Klimakrise und ich bin der Meinung, dass wir hier klar agieren müssen, damit wir und alle weiteren Generationen ein gutes Leben haben können. Für mich sind die Grünen da ganz klar alternativlos. Das ist meine Partei!
Rogate-Frage: Sie nahmen als Interviewpartnerin einer Veranstaltung der „FrieslandVisionen“ teil. Wir nehmen die Frage auf: Wie wollen Sie, Frau Beckmann, morgen leben?
Sina Beckmann: So wie heute, würde ich Ihnen gerne antworten. Ich weiß, dass ich sehr privilegiert aufgewachsen bin: In einem Rechtsstaat, frei und ohne Kriege. Ich wurde nie vertrieben, mir ist nie Gewalt angetan worden und ich musste nie Hunger leiden. Für morgen möchte ich, dass wir das so beibehalten können. Und ich möchte in einer intakten Natur mit viel Biodiversität und Artenvielfalt leben. Die Erde ist die einzige, die wir haben. Schützen wir endlich, was wir zum Leben brauchen.
Rogate-Frage: Welche politischen Vorbilder haben Sie und wie bilden Sie sich Ihre Meinung?
Sina Beckmann: Meine Meinung bilde ich mir, wie würden wir heute sagen, klassisch. Über Nachrichtensendungen im Fernsehen wie die „Tagesschau“, die „Tagesthemen“ oder das „Heute Journal“. Außerdem habe ich ein Online-Abo unserer drei Zeitungen in der Region, also „Jeversches Wochenblatt“, „Wilhelmshavener Zeitung“ und „Anzeiger für Harlingerland„. Wenn ich die Zeit finde, lese ich auch gerne Hintergrund-Artikel in der „taz“ und der „Zeit„.
Die Frage zu den politischen Vorbildern ist gut. Ich lebe nicht so sehr in der Vergangenheit, sondern im Moment und für die Zukunft. Deshalb sind meine politischen Vorbilder all diejenigen, die sich aktiv für die Demokratie einsetzen. Ganz besonders möchte ich da allen ehrenamtlich Tätigen danken – ihr seid alle so wichtig! Ich mag Menschen, die eine Meinung haben und sie auch vertreten. Wir brauchen wieder mehr Typen in der Politik – natürlich sind hier alle Geschlechter angesprochen.
Rogate-Frage: Was bedeuten Ihnen Religion, Glaube, Spiritualität und die Kirche?
Sina Beckmann: Der Glaube beflügelt, stärkt, kann viel Positives hervorrufen. Ich bewundere Menschen mit starkem Glauben, sie sind immer ganz besonders fokussiert. Religion und Kirche sind nicht ganz so mein Ding. Ich war mal katholisch, aber mein Leben passt nicht dazu. Ich bin ausgetreten. Spiritualität ist für mich mit Glaube gleichzusetzen. Ich denke, ich bin dafür zu sachlich, aber ich finde Menschen toll, die das so ausleben.
Rogate: Vielen Dank, Frau Beckmann, für das Gespräch! Weitere Interviews in der Reihe Freitagsfragen (Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin ISSN 2367-3710) – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de.
In der dritten Veranstaltung von „Wen wählen? Interviews zur Bundestagswahl 2021“ ist am Donnerstag (12. August) FDP-Kandidat für den Wahlkreis 26, Hendrik Theemann, zu Gast. Der Friesländer Politiker stellt sich den Fragen von Br. Franziskus (Rogate-Kloster).
Wetterabhändig findet die Veranstaltung im Garten oder unter der Empore der Lutherkirchengemeinde statt. Beginn ist um 19:45 Uhr in der Brommystraße 71, Wilhelmshaven-Villenviertel.
Zuvor wird um 19:00 Uhr zu einem „Gebet für die Stadt“ in die Lutherkirche eingeladen. Traugott Böhlke spielt die Orgel. Lektorinnen sind Heidrun Helbich und Petra Mayer-Machtemes.
Die Reihe „Wen wählen?“ gehört zum Demokratieformat „FrieslandVisionen“ des Rogate-Klosters Sankt Michael. Dieses wird im Rahmen des Förder- und Qualifizierungsprogramms „MITEINANDER REDEN – Gespräche gestalten – Gemeinsam handeln“ für Akteur/-innen in ländlichen Räumen durch die Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
Die noch folgenden Termine der Reihe „Wen wählen? Fünf Interviews zur Bundestagswahl 2021“: