Fünf Fragen an: Björn Odendahl, Redaktionsleiter katholisch.de

Fünf Fragen an Björn Odendahl, Redaktionsleiter katholisch.de, über erschreckende Zahlen der EU-Kommission über Einsamkeit, deren konkrete Folgen und ein motivierendes Youtube-Video. Ein Interview im Rahmen des Rogate-Demokratieprojekts „FrieslandVisionen: Wie wollen wir morgen leben?“.

Björn Odendahl (Bild: Harald Oppitz/KNA)

Björn Odendahl stammt aus dem Ruhrgebiet und hat das Theologiestudium in Bochum mit dem Diplom abgeschlossen. Nach einem journalistischen Volontariat war er zunächst für die Kirchenzeitung seiner Heimatdiözese Essen tätig. 2013 wechselte er zu katholisch.de nach Bonn. Seit 2018 leitet er die Redaktion.

Rogate-Frage: Herr Odendahl, wie ist es dazu gekommen, dass Ihre Redaktion sich mit dem Thema Einsamkeit beschäftigt?

Björn Odendahl: Die Idee kam uns, als wir im Sommer auf eine Studie der EU-Kommission gestoßen sind. Die dort aufgeführten Zahlen zum Thema Einsamkeit waren erschreckend. Demnach gaben zwar schon 2016 rund zwölf Prozent der EU-Bürger an, sich mehr als die Hälfte der Zeit einsam zu fühlen. Dieser Anteil stieg in den ersten Monaten der Pandemie aber auf rund 25 Prozent. In Deutschland ging die Zahl sogar von 8,8 auf die genannten 25 Prozent hoch. Man hat dann meistens dieses Klischee von der älteren Witwe im Kopf, die keinen Besuch von ihren Kindern oder Enkeln bekommt. Aber die Studie belegt das Gegenteil: Die 18- bis 25-Jährigen waren und sind noch stärker betroffen. Für uns stand dann fest: Wenn jeder vierte Mensch in Deutschland einsam ist, müssen wir darauf aufmerksam machen. 

Rogate-Frage: Welche Auswirkungen hat die Einsamkeit?

Björn Odendahl: Ich bin Journalist und kein Psychologe, weshalb ich mir kein Experten-Urteil anmaße. Aber wir haben zu den Themen natürlich recherchiert. Erst einmal ist es wichtig, dass man zwischen dem Alleinsein und Einsamkeit unterscheidet. Es gibt Menschen, die auch längere Zeit gerne allein sein sind und die sich gut mit sich selbst beschäftigen können. Diese Menschen würden von sich selbst auch nicht sagen, dass sie in diesen Momenten einsam sind. Bei „echter“ Einsamkeit fehlen Menschen die sozialen Kontakte dagegen sehr. Das muss erst einmal nicht unmittelbar negative Folgen haben, kann es aber, wie aktuelle Umfragen und Aussagen von Experten wie Psychologen oder Kinderärzten zeigen. Menschen können depressiv werden oder kompensieren die Einsamkeit mit übermäßigem Konsum in unterschiedlichster Form: von Alkohol über Süßigkeiten bis zum exzessiven Surfen im Internet kann alles dabei sein.

Rogate-Frage: Was verbirgt sich hinter #jetzthoffnungschenken?

Björn Odendahl: Im Mittelpunkt der Aktion stand zunächst ein emotionaler animierter „Weihnachtsclip“, der auf das Thema Einsamkeit aufmerksam machen sollte. Der wurde bei YouTube bereits über 684.105 Mal aufgerufen (Stand heute, 23.12.2021). Das zeigt uns, dass wir durchaus einen Nerv getroffen haben. Dort spielen wir übrigens mit dem erwähnten Klischee, wer denn eigentlich von Einsamkeit betroffen ist. Wir haben uns aber auch gedacht: Wir sind ein kirchliches Nachrichtenportal und wir sind gut vernetzt mit kirchlichen Akteuren wie den deutschen Diözesen, Hilfswerken, Verbänden oder Orden. Da können wir es nicht dabei belassen, nur auf das Thema Einsamkeit hinzuweisen. Der christliche Glaube lebt von der Hoffnung. Und die Kirche und ihre Gläubigen machen zahlreiche Angebote für Menschen in Notsituationen. So ist eine ganze Sonderseite entstanden, auf der wir einerseits auf kirchliche Angebote hinweisen, andererseits aber auch mit journalistischem Blick hoffnungsvolle Geschichten erzählen.

Rogate-Frage: Kann eine solche Initiative nachhaltig wirken und was wünschen Sie sich für die Zukunft in Hinblick auf die Einsamkeitsthematik?

Björn Odendahl: Wir sind realistisch. In den sozialen Netzwerken war die Aktion zwar recht erfolgreich. Auch einige Medien haben das Thema aufgegriffen. Aber nachhaltiges Wirken in dem Sinne, dass das Thema nun gesamtgesellschaftlich im Blick ist? Ich befürchte, dass das eher noch nicht der Fall ist. Aber genau das wäre mein Wunsch.

Rogate-Frage: Was raten Sie Menschen in Einsamkeit zu Weihnachten?

Björn Odendahl: Meistens ist diese Einsamkeit ja nicht selbstverschuldet und die Lebensumstände der Menschen sind sehr unterschiedlich und komplex. Ein allgemeiner Rat an „Einsame“ wäre also wohl zwecklos und auch ziemlich besserwisserisch. Angebote – auch von der Kirche – gibt es aber natürlich: Hotlines, Hilfsdienste, aber auch die Option, sich selbst karitativ einzubringen und so unter Menschen zu kommen. Vielmehr würde ich mir aber von allen Menschen wünschen, dass sie in der Weihnachtszeit – und darüber hinaus! – mit offenen Augen durch die Welt gehen. Wir müssen erst einmal wahrnehmen, dass sich unsere Mitmenschen schlecht oder einsam fühlen. Dann kann der nächste Schritt erfolgen.

Rogate: Vielen Dank, Herr Odendahl, für das Gespräch!

Weitere Interviews in der Reihe Freitagsfragen (Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin ISSN 2367-3710) – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de.


Wir vom Rogate-Kloster Sankt Michael zu Berlin und vom Förderverein wünschen Ihnen allen gesegnete, frohmachende Weihnachten! Bleiben Sie behütet, gesund und lassen Sie uns gemeinsam etwas gegen Einsamkeit tun!

Jeder Cent zählt: Rogate-Kloster sammelt in Wilhelmshaven für „Brot für die Welt“

Ab Heiligabend sammelt das Rogate-Kloster Spenden für „Brot für die Welt“. An zehn stationären Orten in Wilhelmshaven wie Geschäften wie der „Kurvenhaven“ oder Cafés wie das „MORGÆN Café“ (Marktstraße-West) wurden Sammeldosen aufgestellt. Die Aktion „Jeder Cent zählt.“ soll Ende Februar enden.

Jeder Cent zählt: Rogate-Sammeldosen

Brot für die Welt ist ein diakonisches Hilfswerk der evangelischen deutschen Landeskirchen und Freikirchen für die weltweite Entwicklungszusammenarbeit. Mit auch nicht-kirchlichen Partnerorganisationen leistet es Hilfe zur Selbsthilfe. Mehr als 1.500 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa werden dauerhaft unterstützt. Schwerpunkte der Projektförderungen sind Klimawandelanpassungen, Ernährungssicherung, Förderung von Bildung und Gesundheit, Stärkung der Demokratie, Achtung der Menschenrechte, Gleichstellung von Frau und Mann sowie die Bewahrung der Schöpfung. 

Rogate-Sammelaktion: Beschriftung der Büchsen.

Traditionell wird in evangelischen Heiligabend-Gottesdiensten für das Hilfswerk gesammelt. In Folge der Coronapandemie sind die Kollekteneinnahmen für kirchliche Hilfswerke zum Teil deutlich zurückgegangen, da 2020 und 2021 viele Gottesdienste und damit Sammelaktionen ausfielen. Im Vergleich zu den Vorjahren wird auch an diesem Weihnachtsfest ein schwächeres finanzielles Ergebnis der bundesweiten Sammlungen in den Kirchen befürchtet.

In Wilhelmshaven finden Sie unsere Sammeldosen in diesen Geschäften:

  • Kurvenhaven, Der Plus-Size-Store, Marktstraße 29, 26382 Wilhelmshaven
  • MORGÆN Café, Marktstrasse 95 (West), 26382 Wilhelmshaven
  • beans-parc-coffee, Marktstr. 56, 26382 Wilhelmshaven
  • Pomm Port, Marktstr., 26382 Wilhelmshaven
  • Senfonie, Wilhelmshavener Senfmanufaktur Grunwald und Ernst GbR, Rheinstraße 31, 26382 Wilhelmshaven
  • Naturata Bioladen Wilhelmshaven, Gökerstraße 58, 26384 Wilhelmshaven
  • Cafè Freiblock, Marienstraße 12, 26382 Wilhelmshaven (Südstadt)
  • Apotheke Alte Post, Ebertstr. 84, 26382 Wilhelmshaven-Südstadt,
  • Dorfladen zur Mühle in Sengwarden, Hauptstraße 67, 26388 Wilhelmshaven,
  • Kiosk am Südkiez, Rheinstraße 48, 26382 Wilhelmshaven-Südstadt.