Gebet: Führe uns wieder zusammen.

Herr, unser Gott, du lädst uns ein, zu dir zu kommen mit unseren Freuden und Sorgen, mit unserer Bitte und unserem Dank. Deine Gebote weisen uns den Weg durchs Leben. Oft aber haben wir es schwer, ihnen zu folgen. Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!

Wir leben in Frieden und Wohlstand, aber erfahren täglich von Hunger und Armut, von ungerechten Verhältnissen, von Gewalt und Blutver­gießen. Auch spüren wir, dass unser alltägliches Leben bedroht ist. Schenke uns Zuversicht und Besonnenheit. Lass uns nicht auf jede künstlich aufgebauschte Katastrophenmeldung aus Internet und Medien hereinfallen und in Panik verfallen. Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!

Wir nutzen mit Freude die Möglichkeiten, die uns die Technik und Wohlstand eröff­net. Wir erkennen aber auch die Gefahren, die uns umgeben. Menschen bringen durch Terroranschläge Chaos, Tod und Verderben. Menschen führen in Europa wieder Krieg und bedrohen auch uns. Das macht uns Angst.  Bewah­re uns vor Leichtsinn und Selbstüberschätzung, vor Rachsucht und Hartherzigkeit. Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!

Wir sind im Glauben verbunden über viele Grenzen und Unterschiede hinweg. Warum gibt es so viel Uneinig­keit und Streit unter uns, warum sind wir so misstrauisch und unver­söhnlich? Vergib uns unsere Schuld, unsere Engstirnigkeit und unseren Starr­sinn. Führe uns wieder zusammen. Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!

Für die Menschen in der Ukraine bitten wir um Frieden. Wehre mit deinem starken Arm den Machgierigen und Unbarmherzigen. Schenke den beiden Völkern, den Russen und den Ukrainern, Frieden und Freiheit im eigenen Land, das ihnen Niemand streitig macht. Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!

Herr, lieber Vater, du hast unserem Leben ein Ziel gesetzt, wir beten dich an. Du zeigst uns durch Jesus, unseren Herrn, den Weg, auf dem wir zum Ziel gelangen. Erfülle uns mit der Kraft deines Geistes.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Gebet von Pastor i.R. Rainer Ewald, Wilhelmshaven.

Rogate-Kloster im November: Vesper am Freitag

Willkommen am Freitag, 5. November 2021 | 19:00 Uhr, zur Vesper, unserem Abendgebet. 

Ort: Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.

Erreichbar ist die Zwölf-Apostel-Kirche mit öffentlichen Verkehrsmitteln: über die U-Bahnhöfe: Kurfürstenstraße (U1) Nollendorfplatz (U1, U2, U3, U4). Oder per Bus: Kurfürstenstraße (M85, M48), Nollendorfplatz (M19, 187) und Gedenkstätte Dt. Widerstand (M29). Fahrrad- und PKW-Stellplätze vor dem Gemeindezentrum und in der Genthiner Straße. Adresse: An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.

Wir danken der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde für die Gastfreundschaft der Rogate-Gottesdienste in Schöneberg.

Vorschau Dezember:

  • Freitag, 3. Dezember 2021 | 19:00 Uhr, Vesper (Abendgebet). Organistin und Kantorin: Felicitas Eickelberg. Ort: Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.
  • Sonntag, 5. Dezember 2021 | 14:00 Uhr, gemeinsamer Abendmahlsgottesdienst zum 2. Advent von Zwölf-Apostel-Gemeinde und Rogate-Kloster. Predigt: Pfarrer Burkhard Bornemann (Zwölf-Apostel-Kirche). Organistin und Kantorin: Felicitas Eickelberg. Lektor: Jürgen Doster. Leitung Flötenensemble: Sandra von Doering. Ort: Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.
  • Freitag, 10. Dezember 2021 | 12:00 Uhr, Trauerfeier.

Andacht „Gebet für die Stadt – in der Coronakrise“ am 18. März

Die Sankt-Willehad-Gemeinde und das Rogate-Kloster Sankt Michael laden am Donnerstag, 18. März, zum zweiten „Gebet für die Stadt – in der Coronakrise“. Diesmal wird besonders die Situation der lokalen Gastronomie und der Hotelbetriebe während der Pandemie in den Blick genommen. Gastredner sind Heike Fürstenwerth und Daniel Dorsch, Inhaber des Hotel Fürstenwerth und Café MORGÆN. Beginn ist um 18:30 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Willehad, Bremer Str. 53, Wilhelmshaven.

Einladungsplakat für das „Gebet in der Stadt – in der Coronakrise.“ (Agentur Nolte Kommunikation, Berlin)

Die katholische Kirchengemeinde und das ökumenische Kloster wollen mit der Andachtsreihe an die Herausforderungen und das Leid durch die Pandemie und deren Folgen in der Stadtgesellschaft Wilhelmshaven erinnern. Menschen, die ganz unterschiedlich durch die Coronafolgen betroffen sind, kommen im „Gebet für die Stadt“ selber zu Wort und schildern ihre aktuelle Situation. Sie berichten über die eigene Not und den Umgang damit.

Heike Fürstenwerth: „Wir haben zu Beginn des ersten Lockdowns gelitten. Sehr, sehr sogar, weil wir absolut überrascht worden sind. Uns wurde förmlich der Boden unter den Füßen weggerissen. Nach einigen Wochen hat sich der tosende Ozean an Emotionen gelegt und wir trieben auf ihn, an einer Planke haltend, und erlebten den Ozean als eine ruhige Naturgewalt. Mit Sonnenaufgängen und tollen Tieren. Uns konnte er erstmal nichts mehr anhaben.“ Daniel Dorsch ergänzt: „Wir sind grundsätzlich voller Zuversicht, dass sich alles wieder zum Guten wendet. Wir tragen ein positives Grundgefühl in uns. Wir haben viele Lehren draus ziehen können und sind dran gewachsen. Und das sehen wir als Hauptaugenmerk im Leben: an Geschehnissen und Erlebten zu wachsen.

Termin: Donnerstag, 18. März 2021 | 18:30 Uhr, Gebet für die Stadt – in der Coronakrise. Mit Heike Fürstenwerth und Daniel Dorsch, Hotel Fürstenwerth und Café MORGÆN Wilhelmshaven. Musik: Andreas Marth. Liturgie: Dechant Bolten und Br. Franziskus. Ort: Sankt Willehad-Kirche, Bremer Straße 53, 26382 Wilhelmshaven. Das Gebet für die Stadt wird live auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde gestreamt.

Hinweis: Die Gemeinde St. Willehad weist auf das geltende Hygienekonzept hin. Vor dem Besuch der Kirche besteht eine Anmeldepflicht vor Ort. Es sind medizinische Masken (OP- oder FFP2-Masken) zu tragen. Weitere Infos hängen vor Ort aus sowie auf Willehad.de.

Das Gebet für die Stadt wird live auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde gestreamt.

Andacht „Gebet für die Stadt – in der Coronakrise“ am 11. März

Am Donnerstag startet die Andachtsreihe „Gebet für die Stadt – in der Coronakrise“ mit einem besonderem Blick auf die Situation der ambulanten Pflegedienste. Bianca Bolle, Pflegedienstleiterin der Diakoniestation Wilhelmshaven, dem ambulanten Pflegedienst der evangelischen Kirche, wird sprechen. Beginn ist um 18:30 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Willehad, Bremer Str. 53.

Einladungsplakat für das „Gebet in der Stadt – in der Coronakrise.“ (Agentur Nolte Kommunikation, Berlin)

Die römisch-katholische Pfarrgemeinde Sankt Willehad in Wilhelmshaven und das ökumenische Rogate-Kloster Sankt Michael wollen mit der Andachtsreihe an die Herausforderungen und das Leid durch die Pandemie und deren Folgen in der Stadtgesellschaft Wilhelmshaven erinnern.

Pfarrer Andreas Bolten: „Wir wissen, dass viele ältere und pflegebedürftige Menschen mit wenig Kontakten oder allein zuhause sind. Wie ergeht es ihnen in dieser Pandemie? Wie ergeht es den Pflegenden und Betreuenden? Sie übernehmen einen wichtigen Dienst in unserer Gesellschaft.“

Bruder Franziskus ergänzt: „Die mediale und politische Öffentlichkeit ist während der Pandemie stark auf Krankenhäuser und Pflegeheime und die Lage dort fokussiert. Wir wollen hingegen im „Gebet für die Stadt“ hören, was Corona in den ambulanten Pflegediensten verändert hat und wie die Mitarbeitenden mit den Herausforderungen umgehen.“ “

Das besondere der neuen Andachtsform: Menschen, die ganz unterschiedlich durch die Coronafolgen betroffen sind, kommen im „Gebet für die Stadt“ selber zu Wort und schildern ihre Situation. Sie berichten über die eigene Not und die Lage ihrer Patienten oder Mitarbeitenden und Kollegen*innen.

Termin: Donnerstag, 11. März 2021 | 18:30 Uhr, Gebet für die Stadt – in der Coronakrise. Mit Bianca Bolle, Diakoniestation Wilhelmshaven. Musik: Stadtkantor Markus Nitt. Liturgie: Dechant Bolten und Br. Franziskus. Ort: Sankt Willehad-Kirche, Bremer Straße 53, 26382 Wilhelmshaven.

Die Gemeinde St. Willehad weist auf das geltende Hygienekonzept hin. Vor dem Besuch der Kirche besteht eine Anmeldepflicht vor Ort. Es sind medizinische Masken (OP- oder FFP2-Masken) zu tragen. Weitere Infos hängen vor Ort aus sowie auf Willehad.de.

Zehn Jahre Rogate-Eröffnungsgottesdienste: Grußwort von Landespfarrerin Andrea Richter

Vielfalt, Diversität, Buntheit und Lebensfreude sind Ausdruck der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst! Wie gut ist es für unsere Stadt und für unsere Kirche, dass diese Freude am Leben auf dem schwul-lesbische Stadtfest von Jahr zu Jahr gefeiert wird!

Landespfarrerin Andrea Richter (Bild: privat)

Und wie bedauerlich, dass nun gerade das 10. Jubiläum am 17. Juli aufgrund der Pandemie ausfallen und aufs nächste Jahr verschoben werden musste.

Wir vermissen das Fest! Das Miteinander, die Musik, die Gespräche, die Informationsstände, das gute Essen. Wir vermissen den gemeinsamen Beginn mit einem Gottesdienst und so großartigen Gruppen wie „Männer Minne„.

Das Zeichen des Regenbogens leuchtet trotzdem! Immer wieder war er zu sehen, dieser „Bogen in den Wolken“ nach den Gott sei Dank reichlichen Regenschauern der letzten Wochen.

Wir brauchen dieses Zeichen bleibender Sehnsucht nach Versöhnung und friedlichem Zusammenleben. Der Bogen mahnt uns alle, die Augen offen zu halten, wo immer auf dieser Welt Gewalt ausgeübt wird und Menschen aufgrund ihres Geschlechtes, ihrer sexuellen Orientierung oder religiösen Zugehörigkeit diskriminiert und verfolgt werden! Er mahnt uns, hinzuschauen, den Mund aufzumachen und Einspruch zu erheben! Er lädt ein zum Beten und zum Handeln!

Gott sagt Ja zu dem von ihm erschaffenen Leben in Vielfalt und Fülle. Sie sollen erhalten bleiben – trotz aller Versäumnisse und Fehlläufe der Menschheitsgeschichte. Und alle Menschen in unserer Stadt sind dazu eingeladen, dieses Ja nachzuvollziehen und lebendig zu halten!

Ich danke dem Rogate-Kloster, ich danke allen, die in den vergangenen Jahren dazu beigetragen haben, dass das schwul-lesbische Stadtfest gefeiert werden konnte. Und ich freue mich schon heute auf den 16. Juli 2021.

Dann sehen wir uns wieder! Bleibt alle behütet unter dem Zeichen des Regenbogens!

Pfarrerin Andrea Richter, Beauftragte für Spiritualität in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Angedacht: Gedenktag der Hl. Mathilde von Ringelheim

IMG_0944Mathilde noch Schnee / tut den Früchten weh!“ ist eine alte Bauernregel.

Schnee liegt nun bei uns nicht mehr an diesem 14. März, dem ökumenischen Gedenktag der Mathilde von Ringelheim.

Mathilde war die Tochter des sächsischen Grafen Dietrich, eines Nachfahren von Widukind aus Wildeshausen, und von Reinhild aus dänisch-friesischem Geschlecht.

Mathilde wurde Königin, Wohltäterin und Klostergründerin. Denn Ihr Leben verlief anders als gedacht.

Mathilde musste den frühen Tod ihres Mannes, König Heinrich von Sachsen, verkraften, Probleme der Thronnachfolge regeln, das Misstrauen ihrer Kinder erdulden und den frühen Tod ihres Sohnes Heinrich betrauern. Mathilde, eine Frau, die schwere Schicksalsschläge erlitt.

Nach dem Tod ihres Mannes gab sie sich ganz den Werken der Barmherzigkeit hin und benutzte ihren Witwenbesitz, um geistliche Gemeinschaften einzurichten, ein Kloster zu gründen.

Der Name Mathilde bedeutet im Althochdeutschen: „die im Kampf Mächtige“, berichtet der Heiligenkalender heute.

Mathilde starb heute vor 1050 Jahren in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Bis heute erinnert man sich an sie.

Sie wurde nicht hart und verbittert, sie suchte und stiftete Gemeinschaft – und fand ein neues Zuhause und Tatkraft und Zuversicht – in ihren Glauben.

Br. Franziskus

Meinung: #dazusteheich – ein Wort der Kirche in Köln

„Dazu stehe ich“ #dazusteheich – das sagen die Superintendentin und die Superintendenten des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region zu Rechtspopulismus und anderen Themen unserer Zeit.
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ – „Ihr sollt die Fremdlinge lieben“ – mit diesen beiden Bibelworten aus dem Ersten und dem Zweiten Testament beginnen die Statements der Superintendenten und Superintendentin des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Die Aussagen zu den Themen „Nächstenliebe“, „Schöpfung“, Luthers „Goldener Regel“ und „Europa“ setzen ein Zeichen unter dem Motto #dazusteheich.

 

24. Lesbisch-schwules Stadtfest Berlin: Die Predigt aus dem Eröffnungsgottesdienst

Am Freitag, 15. Juli 2016, feierten wir den Eröffnungsgottesdienst des 24. Lesbisch-schwulen Stadtfestes Berlin. Daraus hier die Predigt zu „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“ (Predigttext Matthäus 12, 1-8) von Oberkonsistorialrätin Dr. Christina-Maria Bammel:

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Dr. Christina-Maria Bammel (Bild: EKBO)

Liebe abendliche Festgemeinde, Brüder und Schwestern, der Auftakt eines Stadtfestes. Und was für eins – fröhlich selbstbewusst, unbeschwert, hoffentlich ohne Zwischenfälle, ohne Störer, ohne Gewalt?

Cory James Connell, Tevin Eugene Crosby, Deonka Drayton, Simon Adrian Carrillo Fernandez, Leroy Valentin Fernandez, Mercedez, Peter O, Juan Ramon, Paul, Frank Hernandez, Miguel Honorato, Javier, Jason, Benjamin.

Das sind Namen der Opfer von Orlando. Nicht alle. Bei weitem nicht. Opfer von sinnloser, kranker Gewalt. Opfer mit Namen, Lebensgeschichten, Schulabschlüssen, Berufen, Erfolgen und Misserfolgen. Sie haben geliebt und gelacht, sie fehlen jetzt. Viel zu schnell und viel zu brutal aus dem Leben und Lieben gerissen. Die Welt hat geweint und Orlando steht noch immer in Schock und Trauer. Wenn die Nachrichtensender abgezogen, die Blumenmeere von der Straßenreinigung abgeholt sind, wenn der Täter selbst festgesetzt oder gar getötet ist, bleibt doch die Frage: War es das letzte Mal? Wie wird das nächste Opfer heißen? Die nächsten Opfer? Wird das Land je begreifen? Auf den Demonstrationen in den Tagen danach war auf Schildern zu lesen: “Ich bin eine Zielscheibe.” Oder “Bin ich das nächste Opfer?”

Tausende von Menschen haben sich gezeigt, sind Hand in Hand gegangen, vereint in der Sehnsucht: Um Himmels willen keine weiteren Opferlisten mehr, keine Opferverzeichnisse mehr, in denen man den Namen eines lieben Freundes, einer Angehörigen suchen muss. Und dann diese Gewissheit haben, die alles zerreißt. Nein, bloß solche Listen von Opfern nicht mehr sehen und erleben müssen. Wieviele Opferlisten mussten wir lesen und müssten wir noch niederschreiben, wollten wir all die Namen sammeln, derer, die dem Ausgrenzungswahn und der Feindseligkeit geopfert wurden. Namen, die festgelegten angeblich immer schon so gewesenen Normen geopfert wurden, die ausgesprochen lebensverneinenden Moralvorstellungen und herrschenden Meinungen buchstäblich geopfert wurden. Opfererfahrungen unzähliger Art auch mitten im Leben. Opfer von morbider, irrationaler Scheu in Sachen sexueller Prägung. Etliche von Ihnen könnten davon erzählen, eigene schmerzliche Erfahrungen berichten, Verluste benennen. Opfer von Homophobie, einer Furcht, die unmenschlich macht und sogar in die Bereitschaft führen kann zu töten. Der tödliche Schuss, die angetane mörderische Gewalt – sie ist die grausame Spitze eines Berges von Opferlisten.

Nein, diese Opfer sollen nicht mehr sein, jene im Sinne der victims. Keine victims mehr – nicht in Orlando, nicht in Brüssel, Istanbul oder Nizza! Es gibt schon so viele zu erinnern, ihrer zu gedenken, sie im Gedächtnis zu behalten. Und dafür ist es heute Abend Ort und Zeit: Im Gedächtnis halten, auch das ist ein Teil unseres Feierns. Jeder Gottesdienst ist ein solches Im-Gedächtnis-halten. Wir sind nicht für uns selber da, wir nehmen in das feiernde Erinnern all jene hinein, die bei Gott Namen, Würde haben; sie haben auch in unserem Gedächtnis nach menschenmöglicher Weise Namen und Gedächtnis. Feiern ist auch dieses: im Gedächtnis halten. Auch mit weinenden Augen und Herzen.

Wir halten Gedächtnis auch im Wissen um das andere Opfer, das sacrificium/ sacrifice. Unser Glauben kommt von ganz wesentlich von hier. Dieses Opferwort, sacrificium, es ist ein Beziehungswort. Es erzählt etwas über unsere Beziehung mit dem, der dieses Opfer erhält. Schon zu Zeiten des Tempels in Jerusalem haben Menschen Gott etwas dargeboten, angeboten, um der Beziehung willen. Im englischen offer finden wir noch etwas von diesem Gott-etwas-Darbieten wieder, auch wenn das offer längst ein Kaufe-und-Verkaufe-Wort geworden ist.

Allerdings: Gebet, Erfüllung der Mizwot, Studium der Tora, sie wurden nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem zunehmend zu den eigentlichen, geistige Opfern. Darüber haben sich die Rabbinen intensiv ausgetauscht. Olah, Mincha, Sebach, Chattat, Ascham, all diese Opferarten wurden nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem mehr und mehr abgelöst. Eben durch die geistigen Opfer, die Beziehung mit Gott stiften, diese erhalten, nähren und stärken: Gebet, Erfüllung der Mizwot, Studium der Tora. Wenn es darum geht, mit Gott in Beziehung zu bleiben, dann darf es nicht darum gehen, ob die eine Gabe, das eine Opfer, besser ist als das andere.. Entscheidend ist doch, mit welcher Herzenskraft, mit welcher Haltung diese Gabe, dieses Opfer Gott zu Füßen oder Gott in den Arm gelegt wird. Das hatte auch schon der Prophet Hosea für wichtig gehalten.

Er selbst bekam dieses Wort Gottes in den Mund gelegt: „Denn ich habe Lust an der Liebe, und nicht am Opfer, und an der Erkenntnis Gottes, und nicht am Brandopfer.“ Nicht das Eine gegen das Andere ausspielen. Nicht Opfer oder Liebe. Sondern schlicht sehen: Opfer ohne Lust, Opfer ohne Liebe, sind wertlose Gaben, weil sie keine Beziehung stiften. Ich nehme sie nicht direkt von meinem Herzen.

Was geben Menschen von sich für andere, für den anderen auch Geliebten hinein, um die Beziehung, um die Liebe siegen zu lassen? Manchmal in Form von Opfern, und zwar im besten Sinne: Als Beziehungsvertiefer, als wertvollste Gabe von Herzen kommend zum Herzen des anderen geradewegs gehend. Opfer als Beziehungsvertiefer sind keine wertlosen überholten Gaben. Diese Gaben erhalten das Lebensmittel Liebe.

Als ich vor 20 Jahren in der city of brotherly love studierte, in Philadelphia keine zwei Stunden von New York entfernt, da teilte ich das Haus mit 7 Frauen. Auf der Etage nebenan wohnten Pam und Cathy. Pam aus dem ärmsten Viertel der Stadt stammend, sichtbar schwer fehlernährt, mit abgebrochener Schulbiographie und vielen Verletzungserfahrungen in der Herkunftsfamilie. Und Cathy, ihre große Liebe, erfolgreicher shooting-star der Biowissenschaften aus Canada stammend auf ein Gastsemester an die Pennsylvania University gekommen. Zu Haus in Canada war die große Karriere schon mit Händen zu greifen. Aber Pam, die sich nie im Leben vorstellen konnte, ihre Heimatstadt zu verlassen, Pam hielt Cathy fest. Kanada war keine Option. Und Cathy ließ sich halten. Manche Gaben sind in Form und Gestalt von Entscheidungen auch Beziehungsvertiefer. Partnerschaft und Liebe sind keine Einbahnstraßen, sondern immer Gelegenheit über sich hinaus zu wachsen und zu reifen. Pam wuchs über sich hinaus, indem Cathy ihr die Türen in eine Ausbildung öffnete, ihr die Welt zeigte. Am Morgen des 11. September 2001 befand sich Pam gerade in einem Bewerbungsgespräch in einem der twin tower in New York…

Die Liebe siegt und empfindet sich unter Umständen gar nicht als Opfer zugunsten des Anderen. Die Liebe siegt.

Ckw6gIrXEAAOI6t„Love defeats hate, light defeats darkness!“/ Liebe überwindet den Hass, Licht überwindet die Dunkelheit. So ähnlich war auf leuchtenden Bannern zu lesen – in Orlando. Und dahinter der Regenbogen. Eine Nation versinkt doch nicht ganz in Trauer und Gewalt. Eine Nation versucht, mit vielen anderen Menschen auf der Welt das Leben ins Licht zu heben….

In dieser Reihe stehen auch wir heute Abend, feiernd, in dem wir die Erinnerung binden an die Hoffnung; indem wir das Gedenken an die Opfer zusammen binden mit der unbändigen Lust am Leben und am Lieben; das versuchen Menschen guten Willens an vielen Orten, das versuchen zahlreiche Bewegungen wie auch die LGBT community – und zwar im Namen der Liebe.

Im Namen der Liebe, im Namen der Sorge um den Nächsten, um die Nächste, müssen gegebenenfalls auch Gesetze ausgesetzt werden. Davon spricht Jesus, wenn er im Namen der Menschlichkeit übermäßigen Hunger stillt und ein Sabbatruhegesetz mit der Weite des Herzens lesen kann.

Er liest dieses Gesetz mit den Augen der Barmherzigkeit, mit den Augen der Güte. Güte und Barmherzigkeit sind Schwestern, die zur großen Familie der Liebe gehören.

Die Barmherzigkeit als Weite des Herzens ist die Lieblingshaltung Gottes, die uns umarmt. Niemand soll hungrig vor Liebe, hungrig in Sachen Liebe von Gottes Tisch wieder aufstehen und weg gehen.

Es ist diese Gottes-Haltung des Umarmens, die können auch wir. Dazu sind wir sogar beauftragt. Das meint: Wir sind als Christen nicht in der Welt um zu verurteilen, sondern um die Herzen zu öffnen. Manchmal fordert uns das viel ab, sogar ein Opfer. Aber es bleibt dabei, das ist unsere erste Aufgabe! Dafür haben wir ein Maß:

Gott ist das Maß der Barmherzigkeit. Barmherzigkeit ist nicht mit Herablassung zu verwechseln. Barmherzigkeit braucht Neubesinnung und bitte nicht nur nach innen gerichtet. Barmherzigkeit bedeutet, empfindsam bleiben für die erbarmungswürdigen Zeichen dieser Zeit, für die Wundmale dieser Zeit, geschlagen durch Barbarei, wie auch wieder in der vergangenen Nacht.

Wie kommt Barmherzigkeit in mir zum Ziel, vor allem aber zum Wirken? Zunächst mal die Festelltung, ob wir vielleicht zu wenig Barmherzigkeit gelebt haben. Vielleicht haben wir als Christen zu blut- und zu kraftlos von der Barmherzigkeit gesprochen in den vergangenen Jahren. Vielleicht haben wir auch den falschen Gebrauch zugelassen. Eine falsch verstandene Barmherzigkeit – in paternalistischer Weise von oben herab gegenüber Minderheiten etwa. Schluss damit. Wir wissen: Barmherzigkeit ist nicht billig zu haben, sie ist kein Widerspruch zum Recht, zu den Ordnungen, Barmherzigkeit ist: Aufatmen lassen.

Nur indem wir selbst Barmherzigkeit, das barmende Herz, das angesprochene Herz wirken lassen in uns, nur dann können wir uns auch positionieren gegen Hochmut und Verächtlichmachung. Ja, wir setzen unsere ganze und vor allem Gottes Barmherzigkeit dagegen. Wissend: Barmherzigkeit ist eine Haltung, keine Handlung, schon gar keine einmalige. Unbarmherzig ist es dagegen, aus menschlicher Selbstüberschätzung heraus Gottes Liebe verknappen zu wollen. Unbarmherzig und ausgesprochen unredlich ist es, den Zuspruch Gottes an alle Menschen dieser Erde, aus Gottes Mund zurück nehmen zu wollen, ihn eingrenzen zu wollen.

Unbarmherzig ist beispielsweise der viel zu oft gehörte Satz, nicht alle Paare sollen den gleichen Gottesdienst haben, wenn sie ihre Liebe unter Gottes Anspruch und Zuspruch stellen wollen. Wer so argumentiert, der liest die Ordnungen Gottes gerade nicht mit Herzensweite. Herzensweite aber ist in bestem und altem Sinne Liberalität, wie wir sie meinen.

Unredlich und fernab aller Barmherzigkeit ist es, Menschen ganz gleich welcher sexuellen Identität entgegen zu schleudern, Gott liebe ja alle Sünder. Hin und wieder habe ich das in vergangenen Diskussionen gehört und bin es so leid. Aber nicht zu müde, um zurück zu sagen: Eine Identität ist eine Identität, ist keine Sünde.

Etwas ganz anderes aber stellt uns alle an den Abgrund der Sünde: da wo wir nicht mehr auf Gottes Kraft setzen, wo wir aufhören einander zu vertrauen. Da stehen alle am Abgrund der Sünde, wo Liebe verzwängt und verknappt wird. Von diesem Abgrund lasst uns zurücktreten.

„Die Liebe überwältigt den Hass, das Licht die Dunkelheit.“

Kreuz und quer wollen wir das weitersagen und weitersingen, mit geöffneten, mit barmendem Herzen, mit all der Güte und der Kraft zur Barmherzigkeit, die in uns ist. Es wird uns einiges kosten. Aber was ist dieses Opfer schon verglichen damit, was wir gewonnen haben, indem wir lieben können, ganz gleich in welcher Orientierung und Identität.

Allen Menschen Zeit zum Aufatmen geben, sie aufatmen lassen und damit der Seele neue Kraft zufließen lassen – das ist Liebe im Kleid der Barmherzigkeit. Wir brauchen sie, ersehnen sie.

Kommt, sagt Jesus, ich gehe mit euch durch die Felder weil sie reif sind, weil geerntet und genährt werden wird. Und niemand geht mit leeren Händen davon. Niemand bleibt außen vor. Dafür ist es Zeit: Zeit der Barmherzigkeit.

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Das Fürbittengebet des Eröffnungsgottesdienstes finden Sie hier.

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Willkommen zu unseren nächsten öffentlichen Gottesdiensten in der Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

  • Donnerstag, 21. Juli 2016 | 19:00 Uhr, Komplet mit Entpflichtung von Br. Willehad Kaleb RGSM
  • Sonntag, 7. August 2016 | 10:00 Uhr, Eucharistie am 11. Sonntag nach Trinitatis
  • Sonntag, 4. September 2016 | 10:00 Uhr, Eucharistie zum Diakonie-Sonntag „Barmherzigkeit: Größer als unser Herz“, am 16. Sonntag nach Trinitatis, mit einer Ausstellungseröffnung
  • Montag, 3. Oktober 2016 | 15:00 Uhr, Gottesdienst für Mensch und Tier. Predigt: Pfarrerin Andrea Richter.
  • Sonntag, 23. Oktober 2016 | 10:00 Uhr, Eucharistie am 22. Sonntag nach Trinitatis, mit dem Botkyrka Kammarkör der Tumba Kirche, Schweden

25 Fragen zum Gottesdienst: 25 Antworten heute hier.

Wikipedia definiert „Gottesdienst“ so:

Ein Gottesdienst ist eine Zusammenkunft von Menschen mit dem Zweck, mit Gott in Verbindung zu treten, mit ihm Gemeinschaft zu haben, Opfer zu bringen, Sakramente zu empfangen bzw. eine auferlegte religiöse Pflicht zu erfüllen. Er kann in einer eigens vorgesehenen Räumlichkeit (Kirche, Synagoge, Moschee, Pagode, Tempel etc.) stattfinden, wie auch im häuslichen Bereich oder in freier Natur.

Das deutsche Wort Gottesdienst entspricht dem lateinischen Begriff cultus (Kultus, „Verehrung“) und bezieht sich vornehmlich auf religiöse Feiern im Christentum, wird jedoch auch für andere Religionsgemeinschaften verwendet, die gemeinsame Gebete verrichten, wie das Judentum und den Islam.

Oft folgt ein Gottesdienst einem Ritus, der durch einen überlieferten Ablauf oder durch Festsetzung durch eine geistliche Instanz vorgegeben ist, wie etwa die katholische Liturgie der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirchen oder die evangelische Agende. Bei entsprechender Zielsetzung werden jedoch auch spontane oder wenig strukturierte Zusammenkünfte als Gottesdienst bezeichnet.

An diesem Freitag, 15. April 2016, setzen in unserer „Freitagsfragen“-Reihe einen Schwerpunkt „Gottesdienst“ mit folgenden Interviewpartnern hier auf unserem Rogate-Kloster-Blog:

  • Um 9:15 Uhr: Fünf Freitagsfragen an Anita Christians-Albrecht, Plattdeutschbeauftragte der Landeskirche Hannovers, über ‚Gott up Platt – Wat sall dat?‘, ‚Gott sien Lüüd‘ und „Gott deep mitföhlen deit“.
  • Um 11:15 Uhr: Fünf Freitagsfragen an Prof. Dr. Alexander Deeg, Universität Leipzig, über gute Gottesdienste, überzeugende Feierformen und die Wertschätzung der Eucharistie.
  • Um 13:15 Uhr: Fünf Freitagsfragen an Landesbischof Gerhard Ulrich, Nordkirche und Leitender Bischof der VELKD, über die Definition eines lutherischen Gottesdienstes, situationsgemäße Liturgie und die Relevanz der Tradition.
  • Um 15:15 Uhr: Fünf Freitagsfragen an Kirchenrat Klaus Rieth, Evangelische Landeskirche in Württemberg, über die Reaktion der Gemeinden im Ländle auf den Zustrom geflüchteter Menschen und eine bundesweit gefragte mehrsprachige Gottesdienst-Hilfe.
  • Um 18:45 Uhr: Fünf Freitagsfragen an Prof. Dr. Stephan Weyer-Menkhoff, Universität Mainz, über den Unterschied von Gottesdienst, Andacht und Stundengebet, wie das Evangelium gottesdienstlich den Einzelnen trägt und das Stehen in den Horen.
  • Weitere bisher veröffentlichte Freitagsfragen – und Antworten – finden Sie hier: Rogatekloster.de.

Das Rogate-Kloster im April: Liebeskummer, Nächstenliebe und Hochzeit.

Willkommen zu unseren öffentlichen Gottesdiensten in der gastgebenden Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg:

  • Heute, Donnerstag, 31. März 16|19:30 Uhr, KOMPLET, das Nachtgebet
  • Dienstag, 5. April 16|19:00 Uhr, VESPER, Verkündigung des Herrn, in der Kapelle (Sakristei)
  • Donnerstag, 7. April 16|19:30 Uhr, ANDACHT in der Osterzeit, in der Kapelle (Sakristei)
  • Dienstag, 12. April 16|19:00 Uhr, VESPER „Nächstenliebe“, in der Kapelle (Sakristei)
  • Donnerstag, 14. April 16|19:30 Uhr, EUCHARISTIE, mit Prozessionsgang durch die Kirche
  • Dienstag, 19. April 16|19:00 Uhr, VESPER “Liebeskummer“, das Abendgebet
  • Donnerstag, 21. April 16|19:30 Uhr, KOMPLET „Vergeben“
  • Dienstag, 26. April 16|19:00 Uhr, VESPER „Hochzeit“, das Abendgebet
  • Donnerstag, 28. April 16|19:30 Uhr, KOMPLET, Nachtgebet
  • Hier unser Aushang April 2016.

Vorschau:

  • Rogate Kl_Aushang_Rogate Sonntag_090316-2 KopieSonntag Rogate, 1. Mai 16 | 10:00 Uhr, Eucharistie, Predigt: Prof. Dr. Dres. h.c. Christoph Markschies, Theologische Fakultät an der Humboldt-Universität
  • Dienstag, 3. Mai 16|19:00 Uhr, VESPER am Tag der Apostel Philippus und Jakobus das Abendgebet, in der Kirche
  • Donnerstag, 5. Mai 16|19:30 Uhr, EUCHARISTIE an Christi Himmelfahrt
  • Dienstag, 10. Mai 16|19:00 Uhr, VESPER, das Abendgebet