Gebet: Fürbitte aus dem Stadtfestgottesdienst 2022.

Lebendiger Gott, schütze und stärke all diejenigen, die Ablehnung erleben, die unter Gewalt und Unterdrückung leiden, die in Angst und Unfriede leben müssen, die Opfer sind von Hass und Terror, denen nach dem Leben getrachtet wird. Gott, Stärke unseres Lebens: WIR BITTEN DICH ERHÖRE UNS. 

Lebendiger Gott, wir bitten dich, schenke uns die Kraft und den Mut Stellung zu beziehen und zu zeigen, dass Rassismus, Trans- und Homophobie und Hass gegenüber dem Anderssein keinen Platz haben in dieser Welt. Gott, Stärke unseres Lebens: WIR BITTEN DICH ERHÖRE UNS. 

Lebendiger Gott, lehre uns respektvoll miteinander umzugehen. Lass uns einsetzen für Recht und Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden und Versöhnung. Gott, Stärke unseres Lebens: WIR BITTEN DICH ERHÖRE UNS. 

Lebendiger Gott, hilf uns alle in Einheit zusammen zu leben und jegliche Verschiedenheit als Bereicherung zu erkennen. Gott, Stärke unseres Lebens: WIR BITTEN DICH ERHÖRE UNS. 

Lebendiger Gott, wir bitten dich, schenke uns das Vertrauen in deine Liebe und die Hoffnung auf Frieden. Lass uns alle verantwortungsvoll leben und denen beistehen, die angefeindet, ausgegrenzt und verfolgt werden. Lass uns alle zu Boten deiner Liebe werden. Gott, Stärke unseres Lebens: WIR BITTEN DICH ERHÖRE UNS. 

Lebendiger Gott, um all das und die vielen nicht ausgesprochenen Bitten in unseren Herzen – dich den dreifaltigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. AMEN. 

Der Text des Fürbittengebets aus dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst zum 28. Lesbisch-schwulen Stadtfest am 15. April 2022 in der Zwölf-Apostel-Kirche zu Berlin-Schöneberg, formuliert von Dekan Ulf-Martin Schmidt (Alt-katholische Pfarrgemeinde Berlin).
Mitwirkende und Teile der Gemeinde aus dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst zum 28. Lesbisch-schwulen Stadtfestgottesdienst 2022 in der Zwölf-Apostel-Kirche zu Berlin-Schöneberg. (Bild: Rogate-Kloster)

Gottesdienst: Eröffnung des lesbisch-schwulen Stadtfestes Berlin

Seit 2010 richtet das ökumenische Rogate-Kloster den jährlichen Gottesdienst zum lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin aus, dem populären Straßenfest in der Motz-, Fugger- und Eisenacherstraße. Nach der zweijährigen Coronapause kann endlich wieder fröhlich und bunt gefeiert werden. Der traditionelle Eröffnungsgottesdienst in der Zwölf-Apostel-Kirche steht wieder am Beginn. 

Zwölf-Apostel-Kirche (Bild: Rogate-Kloster)

Am Freitag, 15. Juli 2022 | 19:30 Uhr, wird unter dem Titel „Wenn ich ein Engel wäre, dann….“, zum ökumenischen queeren Eröffnungsgottesdienst zum 28. Stadtfest Berlin eingeladen. 

Die Predigt hält Pfarrer_in Anna Trapp, Evangelischer Pfarrsprengel Bad Wilsnack. Mitwirkende: Christopher Schreiber (Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg e.V.), Dekan Ulf-Martin Schmidt (Alt-katholische Pfarrgemeinde Berlin), Pfarrer Burkhard Bornemann (Evangelische Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde) und Br. Franziskus (Rogate-Kloster). Lektor: Michael Feitel (Rogate-Kloster). Kruziferarin: Uta Willers Urban (Rogate-Kloster). Orgel: Gabriel Pech. Kirchdienst: Michael Behr. Empfang. Melanie Hochwald (Rogate-Kloster).

Kollekte: Wir sammeln je zur Hälfte die Fortsetzung der queeren ökumenischen Stadtfestgottesdienste sowie für den Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg e.V. für seine Arbeit für queere ukrainische Geflüchtete aus der Ukraine & Russland. Mit seinem Zentrum für Migrant*innen, Lesben und Schwule (MILES) bietet der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg psychosoziale und rechtliche Beratungen für LSBTI* mit Flucht- und Migrationsbiografien sowie deren Angehörige an. Aufgrund der immer stärker werdenden Verfolgung von queeren Menschen in Russland und insbesondere seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wenden sich immer mehr ukrainische und russische Geflüchtete an MILES. Der Umfang der Anfragen übersteigt allerdings die Kapazitäten der hauptamtlichen Beratungs- und Hilfsstrukturen. Queere Geflüchtete finden deswegen in einem Mentor*innenprogramm weiterführende Unterstützung und Anbindung. Im Rahmen des Programms entstehen ehrenamtliche Pat*innenschaften, die queere Geflüchtete aus Russland und der Ukraine im Alltag unterstützen. Mit Ihrer Kollekte soll ein Beitrag zum Erfolg dieses wichtigen ehrenamtlichen Engagements. Konkret die Durchführung von Gruppen- und Vernetzungsangeboten, Befähigungsworkshops sowie regelmäßigen gemeinsamen Freizeitaktivitäten unterstützt werden.

Ort: Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, Berlin-Schöneberg.

Nachtrag: Die Kollekte des Gottesdienstes erbrachte 253,34 Euro und eine Miele-Waschmünze.

Grußwort: Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler im Rogate-LGBTIQ*-Segensgottesdienst

Redebeitrag von Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler anlässlich des Segensgottesdienstes in der Zwölf-Apostel-Kirche am 1. Oktober 2021:

Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Tempelhof-Schöneberg (Foto: Photo Huber)

Liebe Gäste der ökumenischen Segensandacht, sehr geehrte Pfarrerin Trapp, sehr geehrter Pfarrer Bornemann, lieber Bruder Franziskus, ich freue mich, heute mit Ihnen gemeinsam die ökumenische Segensandacht zu erleben.

Schon seit vielen Jahren nehme ich am Eröffnungsgottesdienst für das Lesbisch-schwule Stadtfest teil, was leider ja auch dieses Jahr pandemiebedingt wieder abgesagt werden musste.
Am 27. Januar 2020 wurde in Deutschland der erste Fall einer Coronainfektion festgestellt. Die Corona-Pandemie nahm ihren Lauf und unser gesamtes Leben wurde auf den Kopf gestellt. Es gibt viele Coronatote zu beklagen und das Ende der Pandemie ist leider auch noch nicht in Sicht. Ich hoffe sehr, dass sich immer mehr Menschen impfen lassen und wir vielleicht im Frühjahr 2022 wieder ein uneingeschränktes Leben führen können.

Wir haben in der Zeit der Pandemie viel Einsamkeit erleben müssen. Auch in den Kirchen waren keine Zusammenkünfte möglich, kein gemeinsames Singen hat stattgefunden. Begegnungsorte waren verschlossen und unser gesamtes soziales Leben kam zum Stillstand. So große Feste wie das Lesbisch-schwule Stadtfest waren da natürlich auch nicht möglich. Ich hoffe sehr, dass sich dies 2022 wieder ändert.

Die aktuelle Situation ist ja zum Glück so, dass vieles wieder möglich ist und so hat es dieses Jahr mehrere Veranstaltungen zum CSD geben können. Die Sichtbarkeit der LSBTI-Community ist wichtig, um zu zeigen: „Hallo, wir sind hier, wir sind bunt und wir fordern gleiche Rechte für Ungleiche. Und das immer wieder.“ Es ist erwiesen, dass die Sichtbarkeit queerer Menschen in der Öffentlichkeit, bei Veranstaltungen oder am Arbeitsplatz nachweislich eine akzeptanzerhöhende Wirkung hat.

Dies ist die eine Seite der Sichtbarkeit, die andere Seite ist auch die Gemeinsamkeit unter sich. Ich weiß, dass die Schließung queerer Clubs und Cafés von vielen als besonders schwer empfunden wurde. Denn sie sind die Rückzugs- und Feierorte der Community. Gerade auch für Menschen, die vor dem Coming-out stehen, sind sie wichtige Orte, um Kraft zu schöpfen.

Ich bin sehr froh, dass viele Begegnungsorte wieder offen haben und hoffe, dass sie die wirtschaftlichen Einbußen der Pandemie bewältigen können. Alle haben wir versucht, mit der Situation klarzukommen. Institutionen und Vereine haben Wege gesucht, um mit vielen kreativen Ideen Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen.
Hierzu gehören natürlich auch die Kirchen oder das Rogate-Kloster. Ich bin sehr froh, dass Sie sich für Vielfalt und Offenheit einsetzen. Und dies mit kontinuierlicher und vernetzender Arbeit. So zum Beispiel auch in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg.

Mir ist es wichtig, dass sich Menschen aus der gesamten Gesellschaft für das queere Leben in unserer Stadt, in unserem Land einsetzen. Und zwar in ganz allgemeinen Lebenssituationen, aber eben auch in Notlagen. Jeder Mensch möchte ohne Angst und Anfeindung leben. Umso erschreckender ist es immer wieder, wenn sich Menschen über andere Menschen stellen. Sie verhöhnen und verletzen.
Die Häufung trans- und homophober Übergriffe in der letzten Zeit erschrecken mich zutiefst. Die Täter_innen sind gesellschaftlich zu ächten und mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu verfolgen.

In der Pandemie hat sich gezeigt, wie solidarisch wir miteinander umgehen können. Es hat sich aber leider auch gezeigt, wie immanent Hass in unserer Gesellschaft vorhanden ist. Dies dürfen wir nicht zulassen, sondern müssen gemeinsam und auf allen Ebenen für ein lebenswertes Land für alle Menschen kämpfen.

Der heutige Segensgottesdienst wird uns hierfür Hoffnung und Zuversicht bringen.
Ein sich besinnen und innehalten ist immer wichtig, um Kraft für die Zukunft zu schöpfen. Trost und Beistand sind gut für die Seele.

Ich hoffe sehr, dass wir uns hier im nächsten Jahr wieder in großer Runde zusammenfinden werden, um gemeinsam den ökumenischen Festgottesdienst vor dem Lesbisch-schwulen Stadtfest feiern zu können.

Zum Abschluss noch ein Wunsch für alle – bleiben Sie gesund!


Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin

Zehn Jahre Rogate-Eröffnungsgottesdienste: Grußwort von Senator Klaus Lederer

Dr. Klaus Lederer (Foto: DiG/Trialon)

Es hätte so schön sein können. Wir hätten im Juli das 28. Lesbisch-schwule Stadtfest im Schöneberger Regenbogenkiez gefeiert, und schon zum zehnten Mal den ökumenischen Eröffnungsgottesdienst zu diesem Fest der Vielfalt. Verhindert wurde unser Zusammenkommen nicht von fundamentalistischen Feinden der Vielfalt – obwohl diese in den vergangenen zehn Jahren auch einiges versucht haben, um den Organisator*innen des Festgottesdienstes Knüppel zwischen die Beine zu werfen –, sondern von einer globalen Pandemie, die Hunderttausende Tote weltweit verursacht und unser soziales Leben radikal umgekrempelt hat. 

Dass in diesem Jahr Vieles anders ist, das klingt nach Monaten des Corona-Wahnsinns fast schon wie eine Worthülse. Aber es ist so – für alle ist eine völlig neue Situation entstanden.

Und immer gibt es die, die es besonders trifft: Gerade in der queeren Community sind die momentan geschlossenen Clubs und andere Kulturorte häufig weit mehr als „nur“ Freiräume.

Sie sind Orte des Austauschs, mehr noch als in der Mehrheitsgesellschaft, Orte der Begegnung und für viele – leider immer noch nötige – sichere Schutz- und Rückzugsorte.

Schutzräume, in denen die Akzeptanz und Toleranz da ist, die trotz aller über die Jahrzehnte erkämpften Rechte und Fortschritte längst nicht überall gegeben ist.

Dabei brauchen wir diese Schutzräume heute ganz besonders. Leider erleben wir in vielen Ländern der Welt, durchaus auch hierzulande, einen beunruhigenden Anstieg von Anfeindungen, Hass, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Unbedingt müssen wir daher wachsam bleiben gegenüber allen Tendenzen, die das Erreichte und mühsam Erkämpfte wieder zerstören wollen. Kämpfen wir weiter für unsere Rechte, für die Rechte aller!

Und feiern wir im Juli 2021, dann mit noch größerer Vorfreude als sonst, einen wunderbar bunten Stadtfest-Gottesdienst und ein vielfältiges, friedliches und solidarisches Motzstraßenfest in der Regenbogenstadt Berlin.

Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa, Berlin

Ein Ausschnitt aus dem Rogate-Eröffnungsgottesdienst 2011:


Zehn Jahre Rogate-Eröffnungsgottesdienste: Grußwort von Superintendent Carsten Bolz

Seit vielen Jahren hat sich der Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf zunächst gemeinsam mit engagierten Theologiestudierenden und dem Nachbarkirchenkreis Tempelhof-Schöneberg am Stadtfest rund um die Motzstraße beteiligt, die von Schöneberg bis nach Wilmersdorf führt. Der Stand in der Fuggerstraße war schon unser Stammplatz geworden. So ähnlich war es wohl mit dem Gottesdienst zur Eröffnung in der Zwölf-Apostel-Kirche in Schöneberg: er hatte einen Stammplatz bekommen.

Superintenden Carsten Bolz (Bild: Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf)

In diesem Jahr findet beides nicht statt: der Gottesdienst nicht und das Stadtfest auf der Grenze zwischen den beiden Kirchenkreisen Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf nicht. Das ist der Lage geschuldet und bedauerlich – aber sachgerecht und nachvollziehbar. Wie das unterschiedliche, bunte Engagement an anderen Stellen aber zeigt, geben die beiden Kirchenkreise damit ihren „Stammplatz“ nicht auf. Unser Dabeisein beim Stadtfest hat in unsere Kirche hineingewirkt: in den letzten Jahren hat die Landeskirche den Stand unterstützt! Und so bleiben wir als Kirche auch in diesem Jahr sichtbar: im weltweiten Netz mit Beiträgen hier auf dieser Seite, mit einem Video aus Tempelhof-Schöneberg (#meinPflaster – mitten im queeren Kiez), mit einem Gottesdienst in der Marienkirche und mit Regenbogenfahnen an vielen Orten.

Das ist gut so – und im nächsten Jahr werden wir – so Gott will – unsere Stammplätze auch in der Zwölf-Apostel-Kirche und in der Fuggerstraße wieder einnehmen. Ich freue mich drauf!

Mit herzlichen Grüßen auch von meinem Kollegen Michael Raddatz aus Tempelhof-Schöneberg

Superintendent Carsten Bolz, Ev. Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf

Ein Ausschnitt aus dem Rogate-Eröffnungsgottesdienst 2011:


Angesichts der Corona-Pandemie können wir leider keine verlässlichen Angaben machen, wann wir wieder zu Rogate-Gottesdiensten und Veranstaltungen einladen können.

Eine Auswahl der geplanten Rogate-Termine:

Zehn Jahre Rogate-Eröffnungsgottesdienste: Grußwort von MdB Mechthild Rawert

Mit Liebe den Regenbogen zum Leuchten bringen 

Es tut gut, dass Jubiläen gefeiert werden – normalerweise natürlich in natura, aber die Corona-Zeit hat viele von uns fit gemacht in der Online-Kommunikation.

Mechthild Rawert (Bild: privat)

Zehn Jahre Eröffnungsgottesdienst zum Lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin

– bedeutet, zehn Jahre deutlich sichtbares Zusammenleben in Vielfalt, 

– bedeutet, die Würde einer jeden einzelnen Person in den Mittelpunkt stellen, 

– bedeutet, sich aktiv für gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleichen Respekt einzusetzen, 

– bedeutet, sich eindeutig gegen Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung zu positionieren.

Ein Markenkern des Eröffnungsgottesdienstes des Rogate-Klosters Sankt Michael zu Berlin war und ist der Regenbogen. Als Mitglied der katholischen Kirche kann ich mir lebhaft vorstellen, wie schwierig es auch in anderen Konfessionen (gewesen) ist, die bunten Farben als Ausdruck für die Akzeptanz aller Mitglieder der LGBTTIQ*-Community zum Leuchten zu bringen. Dabei tut es gut wahrzunehmen, wie Vertreter*innen zahlreicher Glaubens- und Weltanschauungsgemeinschaften mit diesem gemeinsamen Eröffnungsgottesdienst signalisieren, dass die Liebe zählt und dass es keine Liebe gibt, die wertvoller ist als eine andere. Dem Gemeindekirchenrat der Evangelischen Zwölf-Apostel-Kirche gebührt mein großer Dank.

Der Gottesdienst eröffnet das Lesbisch-schwule Stadtfest Berlin, welches längst eine weit über Schöneberg hinausreichende Institution ist. Politisch und in Feierlaune steht es Jahr für Jahr für Akzeptanz, Offenheit und Vielfalt – und das ist gut so. Ich begrüße es sehr, dass die Veranstaltenden das Zurschaustellen oder Tragen von Symbolen mit Bezug zur rechtsextremen Szene absolut nicht dulden.

Das Coronabedingt nun ins kommende Jahr getragene Motto „Wenn ich ein Engel wäre, dann…“ des diesjährigen Gottesdienstes taugt auch als Jahresmotto. Viele von uns denken doch in so manchen Situationen „da habe ich einen Schutzengel gehabt“. Nun wird uns bis zum Eröffnungsgottesdienst am Freitag, 16. Juli 2021, aufgetragen, selber ein Engel zu sein. Welcher Engel will ich sein – können diese doch zahlreiche Gestalten annehmen. Für wen möchte ich ein himmlisches Wesen sein? Welchem Leben möchte ich Zeichen schenken? Aufgabe über Aufgabe.

Wir werden es im Eröffnungsgottesdienst 2021 erfahren. Ich freue mich auf das Zusammenkommen vieler Engelswesen.

Mechthild Rawert, Mitglied des Deutschen Bundestages, SPD
Rückblick: Eröffnungsgottesdienst 2011

Zehn Jahre Rogate-Eröffnungsgottesdienste: Grußwort von Landespfarrerin Andrea Richter

Vielfalt, Diversität, Buntheit und Lebensfreude sind Ausdruck der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst! Wie gut ist es für unsere Stadt und für unsere Kirche, dass diese Freude am Leben auf dem schwul-lesbische Stadtfest von Jahr zu Jahr gefeiert wird!

Landespfarrerin Andrea Richter (Bild: privat)

Und wie bedauerlich, dass nun gerade das 10. Jubiläum am 17. Juli aufgrund der Pandemie ausfallen und aufs nächste Jahr verschoben werden musste.

Wir vermissen das Fest! Das Miteinander, die Musik, die Gespräche, die Informationsstände, das gute Essen. Wir vermissen den gemeinsamen Beginn mit einem Gottesdienst und so großartigen Gruppen wie „Männer Minne„.

Das Zeichen des Regenbogens leuchtet trotzdem! Immer wieder war er zu sehen, dieser „Bogen in den Wolken“ nach den Gott sei Dank reichlichen Regenschauern der letzten Wochen.

Wir brauchen dieses Zeichen bleibender Sehnsucht nach Versöhnung und friedlichem Zusammenleben. Der Bogen mahnt uns alle, die Augen offen zu halten, wo immer auf dieser Welt Gewalt ausgeübt wird und Menschen aufgrund ihres Geschlechtes, ihrer sexuellen Orientierung oder religiösen Zugehörigkeit diskriminiert und verfolgt werden! Er mahnt uns, hinzuschauen, den Mund aufzumachen und Einspruch zu erheben! Er lädt ein zum Beten und zum Handeln!

Gott sagt Ja zu dem von ihm erschaffenen Leben in Vielfalt und Fülle. Sie sollen erhalten bleiben – trotz aller Versäumnisse und Fehlläufe der Menschheitsgeschichte. Und alle Menschen in unserer Stadt sind dazu eingeladen, dieses Ja nachzuvollziehen und lebendig zu halten!

Ich danke dem Rogate-Kloster, ich danke allen, die in den vergangenen Jahren dazu beigetragen haben, dass das schwul-lesbische Stadtfest gefeiert werden konnte. Und ich freue mich schon heute auf den 16. Juli 2021.

Dann sehen wir uns wieder! Bleibt alle behütet unter dem Zeichen des Regenbogens!

Pfarrerin Andrea Richter, Beauftragte für Spiritualität in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Zehn Jahre Rogate-Eröffnungsgottesdienste: Grußwort von MdB Dr. Jan-Marco Luczak

Liebe CSD-Community, liebe Freunde und Wegbegleiter des Rogate-Klosters, lieber Bruder Franziskus,

in diesem Jahr ist alles ein wenig anders, aber anders sein ist – wie ich finde –  völlig OK. Um Anderssein, um Vielfalt und dessen Akzeptanz und das gemeinsame Kennenlernen des Anderen wäre es beim diesjährigen 28. schwul-lesbischen Stadtfest in Berlin gegangen.

Bis heute hat sich das Fest zu einem der größten Pride-Straßenfeste in Europa etabliert. Jedes Jahr lockt es rund 350.000 Besucher aus der ganzen Welt an. Das ist ein starkes Signal für Offenheit und Toleranz.

Es zeigt, dass buntes vielfältiges Leben – wofür Berlin und insbesondere Schöneberg steht – etwas Wunderbares ist und dass man friedlich gemeinsam miteinander feiern kann. Vielfalt macht unsere Welt interessanter, bunter, lebendiger und spannender. Vielfalt bereichert.

Leider sehen das immer noch nicht alle so. Erst im vergangenen Monat mussten wir in Berlin miterleben, dass es bei einer Pride-Demo wieder zu homophoben Übergriffen und Beleidigungen gekommen ist. Deswegen ist es so wichtig, dass wir immer wieder ein Zeichen für die Vielfalt, für Offenheit, für Akzeptanz und Toleranz setzen.

Der ökumenische Gottesdienst, traditionell zur Eröffnung des schwul-lesbischen Stadtfestes, das ist ein solches, starkes Zeichen, welches wir in die Gesellschaft hinaustragen. An diesem Gottesdienst beteiligen sich Intersexuelle, Baptisten, Lesben, Lutheraner, Schwule, römische und Alt-Katholiken, Bisexuelle, Reformierte, Queere, Ordensleute, Trans*, Mitglieder aus fremdsprachigen Gemeinden, und viele viele mehr ….

Ich finde, gerade das ist ein Sinnbild für Vielfalt, Toleranz und Offenheit, die wir leben und lieben. Und heute, vor fast genau zehn Jahren, wurde dieses konfessionsübergreifende Projekt, dieser ökumenische Gottesdienst, vom Rogate-Kloster ins Leben gerufen. Das hat, wie ich weiß, viel Kraft und auch viel Mut gekostet.

Es mussten viele Widerstände überwunden werden, denn gerade in traditionell geprägten Lebensbereichen wie der Religion treffen Veränderungen und Anderssein nicht immer sofort auf fruchtbaren Boden.

Sie, lieber Bruder Franziskus, Sie waren der Spiritus Rector des Ganzen. Sie haben mit viel Mut, mit viel Leidenschaft, diese Widerstände, die es gab, überwunden.

Sie haben für Akzeptanz und Toleranz gekämpft und sich konsequent gegen Homo- und Transphobie eingesetzt. Ihr Mut und ihr Engagement haben viel bewegt. Sie haben den ökumenischen Gottesdienst zu dem gemacht, was er heute ist: Ein treuer und fester Wegbegleiter des Stadtfestes. Einen Ort, wo Vielfalt über viele Grenzen hinweg verbindet und nicht spaltet.

Dafür möchte ich Ihnen danken und meine tiefe Anerkennung aussprechen. Dieser ökumenische Gottesdienst schafft jedes Jahr aufs Neue einen ganz besonderen Ort der Harmonie, des Zusammenseins und des Dazugehörens. Einen Ort, wo Vielfalt über viele Grenzen hinweg verbindet und nicht spaltet.

Wir werden ihn in diesem Jahr – zum zehnjährigen Jubiläum – ganz besonders vermissen, aber keinesfalls vergessen. Wir werden die wichtige Botschaft, die von ihm ausgeht, diese Botschaft von Toleranz, von Offenheit und christlicher Nächstenliebe auch weiter gemeinsam nach außen tragen, bis wir im nächsten Jahr hoffentlich wieder zusammenkommen können und auch wieder gemeinsam Andacht halten, beten, singen und ein Fest voller Nächstenliebe und Vielfalt feiern können.

In diesem Sinne, meinen herzlichen Dank, bleiben Sie gesund und auf bald,

Ihr Jan-Marco Luczak, Mitglied des Deutschen Bundestages, CDU

Rogate-Gottesdiensttradition: Ein Beispiel aus dem Jahr 2011.

Angesichts der Corona-Pandemie können wir leider keine verlässlichen Angaben machen, wann wir wieder zu Rogate-Gottesdiensten und Veranstaltungen einladen können.

Eine Auswahl der geplanten Rogate-Termine:

Zehn Jahre Rogate-Eröffnungsgottesdienste: Grußwort von Pröpstin Dr. Christina-Maria Bammel

Liebe Freunde und Freundinnen des schwul-lesbischen Straßenfestes – mit Tradition und Farbe,

auch wenn wir noch auf Covid-Abstand bleiben müssen – vor allem jetzt in den letzten Julitagen sind wir uns besonders nah!

Vor einer Dekade haben sehr engagierte Menschen, denen wir alle sehr dankbar sein können, das erste Mal mit einem Gottesdienst das Motz-Straßenfest eröffnet. Mutig, engagiert und beherzt – seitdem – jedes Jahr neu. Nicht mehr wegzudenken ist so ein sammelnder und inspirierender Einstieg in die Festtage mit berührenden Predigten, mit Musik und Gebet, mit Kraft und Leidenschaft. Danke, dass ich das auch schon selbst miterleben und mitfeiern durfte!

In meinen Gedanken und mit dem Herzen bin ich bei Ihnen, bei euch, die ihr bereits so viel in der Vorbereitung gedacht und geplant hattet, bevor ein Virus unseren Alltag ganz anders werden ließ.

Wie viel gegenseitige Ermutigung und Widerstandsfähigkeit das gerade im Anfang gebraucht haben muss, um sich mit dem damals neuen Format zu behaupten – auch gegen manche kirchenleitende Bedenken.

Der Kampf gegen Vorurteile ist zäh. Der Kampf gegen diskriminierende Haltungen noch zäher. Aber die Community ist mit den Jahren größer, bunter, lauter geworden. Gut so! Es geht schließlich um gleiche Rechte für alle Menschen, in der LGBTTIQ-Community und über sie hinaus.

So wichtig sie sind, es geht um noch mehr als Rechte. Es geht um die Grundlage unseres Lebens, um die Liebe. Wo sie normiert oder gar verboten wird, ist sie in Gefahr, sind Menschen in Gefahr. In vielen Ländern der Welt ist das noch der Fall. Davor können wir die Augen auf keinen Fall verschließen! Unsere Gebete, unser Empowerment, unser Einsatz; werden bitter nötig gebraucht, weil einfach nicht hinzunehmen ist, dass auch im 21. Jahrhundert noch an so vielen Orten die sexuelle Orientierung zur Lebensgefahr wird. Das ist ein Skandal und eine Wunde in der Menschheit!

So viel gefährdetes Leben! Das wissen wir nicht erst seit dieser Virus-Krise. Wo die Gefährdungen bedrohlich, die Nächte dunkel und die Schatten weit reichten, da hat Gott immer wieder Boten der Furchtlosigkeit und der Rückenstärkung auf den Weg gebracht. Dieses Lebens- und Liebes- und Antifurcht-Botschafter sind Engel. Das ist mein Glaube und wird mir immer wieder neu zur Hoffnung. Nur nicht furchtsam werden, das sagen die himmlischen Botschafter. Und damit geben sie Bodenhaftung, allen, die mutig füreinander eintreten, für gleiche Rechte und die bunte Liebe kämpfen.

Der Engel der Ermutigung, der Selbstbehauptung, vor allem der Engel der Liebe, die vielfältig ist, – Gottes Engel – , wird mit euch durch die kommenden Zeiten gehen, wird mit uns allen gehen auch zum CSD Gottesdienst am 24. Juli diesen Jahres in Berlins Stadtmitte, wird mit uns allen gehen, bis wir uns wiedersehen – und das hoffentlich nicht erst im Juli 2021, dann unter dem Motto „Gleiche Rechte für Ungleiche – weltweit“. Aber da ganz besonders! Das sage ich auch verbunden mit einem herzlichen Gruß von unserem Bischof der Evangelischen Kirche-Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein.

Gottes Segen!

Pröpstin Dr. Christina-Maria Bammel, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Zehn Jahre Rogate-Eröffnungsgottesdienste: Grußwort von Pfarrer Sebastian Wolfrum

Liebe Geschwister aus dem Rogate-Kloster in Berlin,

ich gratuliere euch herzlich zum zehnjährigen Bestehen der Gottesdienste zum lesbisch-schwulen Stadtfest in Berlin.

„Wenn ich ein Engel wäre …“ in diesem Jahr seid ihr dazu kreativ und ganz anders unterwegs. Ganz wie die biblischen Engel sich nicht von Mauern und unsichtbaren Hindernissen abhalten lassen, ihre Arbeit zu tun, so findet ihr Wege, Engel zu sein für die vielen queeren Menschen in der Stadt. Sichtbar sein, mutig laut werden, einstehen, davon konnte euch vor zehn Jahren Drohung und Gewalt nicht abhalten – was kann euch da ein Virus tun?  Es bringt euch zusammen und lässt euch kreativ werden.

Ich grüße auch mit den „Seligpreisungen queer.0“, aus dem Gottesdienst von 2019.

Euer Sebastian Wolfrum, Pfarrer aus Veitshöchheim
Pfarrer Sebastian Wolfrun (Bild: privat)
  • Selig sind, die zu sich selbst gefunden haben, denn Gott hat sie so gemacht.
  • Selig sind, die Gottes Vielfalt trauen, denn ihre Phantasie und Kreativität wird Tag für Tag genährt.
  • Selig sind, die sich nicht unterkriegen lassen von den Windungen und Brüchen des Lebens, Gott verspricht ihnen: ich bin bei dir.
  • Selig sind, die den Mund auftun für die Stummen. Denn durch ihr Handeln werden andere sichtbar.
  • Selig seid ihr, die ihr euch zeigt und die ihr laut seid, denn andere finden durch euch Frieden.
  • Selig seid ihr, die ihr Geschwisterliebe queerbunt praktisch lebt und dafür einsteht. Denn Gott lebt mitten unter euch.
  • Mögen Engel euch weiterhin begleiten, beflügeln und behüten.